erbaut wurde, auch jetzt noch einmal Tage der Erho-
lung: doch Ende Mat trat die kritische Wendung im
Befinden des Kranken ein. — An seinem Sterbelager
trauerte mit der Königin Karola sein Bruder, der Prinz
König Eeorg von 5acblen.
Ilnck einer pkoiogniplrio von VNo Dinier, koWolograpk in Dresden.
sXer Tod des Königs Albert von Sachsen, der
" am 19. Juni abends nach schwerem Leiden in Schloß
Sibyllenort sanft entschlief, wird nicht nur von seinem
Volk aufrichtig betrauert. Sowohl der deutsche Kaiser
als auch der Kaiser von Oesterreich haben durch die
persönliche Teilnahme an seiner Bestattung feierlich be-
kundet, welch treuen Bundesgenossen sie in König Albert
verloren. Die ganze deutsche Nation bewundert in ihm
einen der großen Feldherren, die 1870 durch ihre persön-
liche Begabung und Energie sich einen hervorragenden
'Anteil an dem glorreichen
'Ausgang des Kriegs ge¬
gen Frankreich erwarben.
König Albert war am
23. April 1828 als der
älteste Sohn des Prinzen
Johann von Sachsen ge¬
boren, und da sein Oheim,
König Friedrich August ll.,
kinderlos war, wurde er
als mutmaßlicher Thron¬
folger erzogen. Seine un¬
gewöhnlichen soldatischen
Anlagen offenbarten sich
frühzeitig, und bereits im
Jahre 1849 bot ihm der
Feldzug gegen Dänemark
Gelegenheit, sich kriegeri¬
sche Lorbeeren zu erwer¬
ben. Unter dem Ober¬
befehl des preußischen
Generals v. Prittwitz zog
er mit den sächsischen
Truppen nach Schleswig-
Holstein; beim Sturm
auf die Düppeler Schan¬
zen that er sich so hervor,
daß er den preußischen
Orden pour Is msrito er¬
hielt. Als am 9. August
1854 Prinz Johann als
König den Thron bestieg,
wurde Prinz Albert that-
sächlich sächsischer Kron¬
prinz. Bereits war er
zum Befehlshaber der
sächsischen Infanterie auf¬
gerückt, nun wurde er
auch mit dem Vorsitz im
Staatsrat betraut. 1866
fand der große Entscheidungskampf zwischen Preußen
und Oesterreich das Königreich Sachsen auf Oesterreichs
Seite. Mit großer Tapferkeit focht die sächsische Armee
unter des Kronprinzen Führung in Böhmen. Auch nach
dem Beitritt Sachsens zum
Norddeutschen Bund über¬
nahm er das Kommando
des sächsischen, nunmehr
12. Armeecorps, und in die¬
ser Stellung hat er sich nach
dem Ausbruch des Krieges
gegen Frankreich als bedeuten¬
der Feldherr bewährt. Mit
seinen Truppen zunächst zur
zweiten deutschen Armee unter
dem Prinzen Friedrich Karl
von Preußen gehörig, hat er
am 18. August bei St. Privat
viel zur Entscheidung der
Schlacht beigetragen. Nach
der Einschließung von Metz
erhielt er den Oberbefehl
über die aus dem Garde¬
corps, dem 4. und 12. Armee¬
corps und der 5. und 6. Ka
vallericdivision neugebildete
Maasarmee, welche an der
Schlacht von Sedan hervor¬
ragenden Anteil nahm und
bei der Einschließung von
Paris die Nord- und Nord¬
ostfront besetzte. Nach dem
Frieden wurde er General¬
inspekteur der ersten Armee-
inspektionund Generalfeldmar¬
schall. Am 29. Oktober 1873
berief ihn der Tod des Königs
ohann auf den Thron. Als
andesherr wußte er in sel¬
tenem Maße königliche Würde
mit Schlichtheit des Auftretens,
persönliche Zurückhaltung mit
Pflichterfüllung zu verbinden.
Unter seiner Regierung nahm
Sachsen einen bedeutenden
wirtschaftlichen Aufschwung,
und eine Steuerreform nach
den Grundsätzen ausgleichen
der Gerechtigkeit gelangte zur
Durchführung. Seit ihn: 1884
das idyllische Schloß Sibyl¬
lenort mit dem herrlichen
Park bei Oels in Schlesien
durch Erbschaft zugefallen war, zog sich König Albert
gern dorthin zurück, wenn ihn sein chronisches Blasen-
leiden quälte. Auch diesmal hatte er gehofft, den
schweren Anfall, der ihn im Mai heimgesucht hatte, zu
überwinden. Wohl bot ihm der Aufenthalt in dem
Schloß, das Ende des 17. Jahrhunderts im Tudorstil
Georg, der nun sein Nachfolger geworden ist. In Ge-
genwart seines ältesten Sohnes, des jetzigen Kronprinzen
Friedrich August, leistete König Georg in Sibyllenort
den Schwur auf die Verfassung. 'Am 8. August 1832
geboren, steht er bereits im 70. Jahre. Auch Prinz
Georg hat 1866 und 1870 hervorragende militärische Be
gabung bewiesen, so bei
Nouart und Paris. Nach-
dem sein Bruder inFrank-
reich den Oberbefehl über
die Maasarmee erhalten
hatte, erhielt er das Kom-
mando über das sächsische
Armeecorps, das er nach
der Thronbesteigung des
Bruders endgültig über-
nahm. 1888 ernannte
Kaiser Wilhelm 11. den
Prinzen Georg zum Ge-
neralfeldmarschall und
betraute ihn mit der 2.Ar-
meeinspektion. An den
Arbeiten der ersten Kam-
mer hat er seit seinem
Eintritt in dieselbe den
lebhaftesten Anteil ge-
nommen, und vor kurzem
tonnte er sein vierzig-
jähriges Parlaments-
jubiläum begehen. Auch
um das Zustandekommen
der sächsischen Steuer-
reform hat er sich we-
sentliche Verdienste er-
worben. Vermählt ist
König Georg seit
11. Mai 1859 mit Maria
Anna, Infantin von
Portugal, welche fünf
Kindern, drei Söhnen
und zwei Töchtern, das
Leben schenkte, aber be-
reits am 5. Februar 1884,
tief betrauert von ihrer
Familie, wie dem gan-
Landc, starb.—
Zctiloh ZibyIIenort in Lcklellen.
König Wert von 5ack!en ff.
Dnck einer pirotogrnpiiie von Vito Min/er, 5okpiioiogrnp!i in Dresden.