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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0643
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in Gestalt eines kräftigen Fischers,

5ir Z. 3. kiükour, der neue
englische Premierminister.

Vie Sinioeiliung des liailer-tdilhelm-llsnkmals ouk kohenlyburg.
Nack einer plieiegrapkiö von ?. 5ckmi6t in Larop-Norinninä.

Kronprinz kriedrick Huguit
von Zackken.
Nack einer vkoiograpiiis von Otto Mayer,
üokpkotograpli in Dresden.

Straßburg, das schon in alter Zeit als „wunder-
schöne Stadt" gepriesene, hat seit seinem Wieder-
eintritt in den Ring des Deutschen Reichs durch zahl-
reiche Staatsbau¬
ten bedeutende Ver¬
schönerungen er¬
fahren. Der Stif¬
tung eines Privat¬
manns hat es jetzt
einen großen öffent¬
lichen Brunnen zn
danken, den Rein-
hardsbrunnen,
genannt nach dem
1897 verstorbenen
Justizrat vr. Rein¬
hard, der 150,000
Mark zu diesem
Zweck mit der Be-
dingung hinterließ,
daß sein Freund,
der berühmte Bild¬
hauer Adolf Hilde¬
brand in Florenz,
der Schöpfer des
Wittelsbacher
Brunnens in Mün¬
chen, das Werk aus¬
führen solle. Auf
dein Broglieplatz,
dicht vor der Fas¬
sade des Theaters,
erhebt sich auf einer
erhöhten Anlage
der Sockel mit den
granitnen Becken,

lironprinreiHn liuils
von Zacklen.
llcicti eine!' Pliotogrciptiie von Crnin knupp,
kofptiotogrnpti in Dreien.

vsr Heinlrcirdgbrunnen in Ztrcihburg i. S.
Nack einer Vkoiogravkis von Julius Manias in Itrahburg i. L.

granitnen Becken, in die sich aus Fischköpfen das
frische Wasser ergießt, und aus ettzem derselben fließt
es ab in ein großes, langgestrecktes Bassin, das steinerne
Balustraden umgeben. Der Sockel trägt als Standbild
den „Vater Rhein" 1" Westalt eines krästiaen Mischers,
der in der Rechten
einen Fisch hält,
mit der Linken sich
auf eineu Boots¬
haken stützt. —
Durch den Tod
des Königs Albert
von Sachsen ist
dessen Neffe, der
älteste Sohn des
jetzigen Königs Ge¬
org, Prinz Fried¬
rich August,
Kronprinz von
Sachsen gewor¬
den. Am 25. Mai
1885 in Dresden
geboren, ist er zur
Zeit 37 Jahre alt.
1877, mit 12 Jah¬
ren, begann er bei
dem 1. Leib-Gre¬
nadierregiment
Nr. 100 in Dresden
seine militärische
Laufbahn; 1881 be-
zog er die Univer¬
sität Straßburg,wo
er, wie im nächsten Jahr in Leipzig, Rechts- und Staats-
wissenschaften studierte. 1892 wurde Prinz Friedrich
August Oberst und von Kaiser Wilhelm U. ä In suite
des Garde-Schützenbataillons gestellt, 2 Jahre später
dann als Generalmajor Kommandeur der 45. Infanterie-
brigade, und 1898 erhielt er als Generalleutnant das
Kommando der 1. Sächsischen Division (Nr. 23). Am
21. November 1891 vermählte er sich mit der Erzher-
zogin Luise Antoinette Maria von Oesterreich-Tos-
cana. Drei Söhne, deren ältester, Prinz Georg, am
15. Januar 1893 zur Welt kam, und zwei Töchter ent-
stammen dieser Ehe. Kronprinz Friedrich August von
Sachsen ist Ches des 5. Infanterieregiments Prinz
Friedrich August Nr. 104 und steht ä in suite des
1 Leib-Grenadierregiments Nr. 100, sowie des Königs-
Husarenregiments Nr. 18. —
Als Nachfolger Lord Salisburys, den Krankheit
nötigte, von seinem verantwortungsreichen Amt zurück-
zutreten, ist sein Neffe und langjähriger Vertrauter,
Sir Arthur James Balfour, Premierminister der
englischen Regierung geworden. Als erster Lord des
Schatzes im Kabinett Salisburys und als Führer der
konservativen Partei im llnterhause war er der berufene
Mann dafür. Balfour ist auch schon ein Veteran im
politischen Leben, denn er gehört dem Parlament seit
1874 an, doch steht er erst im 54 Jahre. Er entstammt
einer altangesehenen Familie; sein Großvater vergrößerte
in Indien das ererbte Vermögen bedeutend und war mit
dem Herzog von Wellington befreundet, der des Enkels
Pate ^vurde. Dessen Mutter, Lady Blanche Balfour,
die Lieblingsschwester Lord Salisburys, leitete nach des

Gatten frühem Tod die Erziehung des Knaben, der in
Eton und Cambridge studierte; sie war eine geistig be-
deutende Frau und auch ihre anderen Kinder zeigten
solche Begabung;
Alice Balfour, die
den Haushalt des
unvermählten Pre-
miers führt, ist als
Schriftstellerin
angesehen. 1878
wurde Sir Arthur
Privatsekretär bei
seinem Onkel Sa-
lisbury, der da-
mals Minister des
Aeußern im Kabi-
nett Beaconsfield
war; in dieser Stel-
lung nahm er auch
Teil am Berliner
Kongreß. Dem er-
sten Kabinett Sa-
lisburys gehörte er
als Präsident des
Lokalverwaltungs-
amts an, dem zwei-
ten Kabinett 1888
schon als Sekretär
sür Schottland und
Kabinettsminister.
Als Sir Michael -
Hicks-Beach dann
wegen Krankheit
das Staatssekre-
tariat sür Irland
niederlegen mußte, übernahm Balfour dieses Amt; gleich-
zeitig bekämpfte er im llnterhause mit ebensoviel Ge-
schick wie Erfolg die irische Politik Gladstones und es
gelang ihm, das Gesetz zur Unterdrückung gewaltthätiger
Verbrechen in Irland durchzubringen. Nach dem Tod
von W. H. Smith
— — siel ihm 1891 die
Führerschaft der
. konservativen Par-
tei im llnterhause
« zu, auch wurde er
schon damals erster
Lord des Schatzes,
eine Stellung, die
- er auch im dritte»
Kabinett Salis-
buryscinnahm.Als
, Parlamentarier ge-
-E hört er zu den ge-
wandtesien Red-
-L'-. ' nern: durch die lie-
benswürdige Ver-
söhnlichkeit seiner
Polemik hat er sich
auch Sympathien
in der liberalen
Partei zu erwerben
verstanden. Weit
entfernt, ein star-
rer Verfechter kon-
servativer Doktri-
nen zu sein, ist er
ein zielbewußter
Realpolitiker, dessen Geist für gesunde Fortschritts-
ideen empfänglich ist. Seine hohe Bildung hat sich auch
in philosophischen Werken ausgesprochen. 1879 ließ er
die „Verteidigung des philosophischen Zweifels" er-
scheinen, die großes Aufsehen erregte und der 1895 die

„Grundlagen des Glaubens" folgten. Von mehreren
Hochschulen Englands und Schottlands wurden ihm
hohe Ehrenstellen übertragen. Uns Deutschen darf der
Ministerwechsel willkommen sein. Sir A. I. Balfour
hat immer rege Sympathien sür das geistige Leben in
Deutschland bezeugt und ist in Wort und Schrift, auch
in deutschen Zeitschriften, für gute Beziehungen zwischen
beiden Ländern eingetreten. —
Die Einweihung des Kaiser Wilhelm-Denk-
mals auf Hohensyburg, die im Beifein des deutschen
Kronprinzen erfolgte, der seinen Vater, den Kaiser, ver-
trat, brachte die Idee zum festlichen Ausdruck, die zur
Errichtung des Denkmals gerade an dieser Stelle West-
falens geführt hat. Unweit der Bahnstrecke zwischen
Witten und Hagen erhebt sich auf dem Ardeygebirg in
einer Höhe von 248 Meter an Stelle der von Kaiser
Heinrich IV. erbauten Hohensyburg ein an 28 Meter
hoher Aussichtsturm. Der Berg soll einst ein Haupt-
_ waffenplatz Wittekinds ge-
wesen und 775 von Karl dem
Großen erobert worden sein.
Etwas westlich von dein
Aussichtt'turm erhebt sich
das großartige Kaiser Wil-
Helm-Denkmal in Form
dU MsrMÄ eincs monumentalen Turm-
bans, denen Mitte eine
Bogennische bilder, so baß
, das davorslehenbe Retter-
standbild des Kaisers den
Eindruck hervorbringl, als
käme der Kaiser durch ein
Thor geritten. Der große
Mittelturm hat eine kronen-
förmige Kuppe; er wird
durch zwei kleinere viereckige
Türme ergänzt, vor welchen
die Standbilder Bismarcks
und Moltkes stehen, wäh-
rend die Figuren des späteren Kaisers Friedrich und des
Prinzen Friedrich Karl zu Seiten des Kaisers stehen.
Die Maße des gewaltigen Werkes, das nach Plänen des
Architekten Hubert Stier, Professors an der Technischen
Hochschule in Hannover, und unter dessen Leitung er-
stand, sind außerordentliche. Das Reiterdenkmal des
Kaisers ist 7,s» Meter hoch, die anderen Standbilder
haben eine Höhe von je 5,ss Meter. Das erstere ist gleich
den Figuren Bismarcks und Moltkes das Werk des
Bildhauers Professor Adolf v. Donudorf in Stuttgart,
die beiden Prinzen sind von dessen Sohn Professor-
Karl Donndorf geschaffen worden. Die bedeutenden
Mittel, die das Denkmal erforderte, wurden von der
Provinz Westfalen und deren Bürgern aufgebracht. Bei
der Einweihungsfeier sangen die vereinigten Männer-
gesangvereine das Lied „Auf Sigiburg"; der Ritterguts-
besitzer Overweg, Präsident des Denkmalskomitees, hielt
die Festrede. —
 
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