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Das Buch für Alle.
Ljrst 27.
konzerten am 28.
und 29. Juli wa-
ren auf dem Po-
diumderSänger-
hallelOOOSäuger
vereinigt,die wie-
derholt im vollen
Chor sangen, so
gleich zur Eröff-
nung „Dem Va-
terland" in Kom-
position von Hugo
Wolf, unter Di-
rektion von Alt-
meister Kremser,
Potsdam ist nach den Plänen von Baurat Schmechten
unter Leitung des Garnisonbauinspektors Meyer kürzlich
vollendet worden. In schottischem Stile gehalten, ist
der Bau nach den modernsten hygienischen Anforde-
rungen eingerichtet. Der Umzug aus dem alten Gebäude
in (den schönen Neubau auf dem Brauhausberge hat
schon im Juli stattgefunden. —
Am 22. Juli starb in Rom Kardinal Ledochowski,
der frühere Primas von Polen. Graf Mieczislaw Halka
Ledochowski war am 29. Oktober 1822 geboren. Er
studierte in dem OolloAiuw nodiliuw der Jesuiten in
Rom, wo er 1846 von Pius IX. zum apostolischen Proto-
notar ernannt wurde. Als päpstlicher Delegat ging er
nach Columbia. Später war er als Nuntius in Brüssel.
Ende 1865 wurde Ledochowski von den Domkapiteln
der auch
die Vor-
trüge des
Wiener
Männer-
gesangver-
eins lei-
tete sowie
die Auf-
führung
von Ri-
vom b. lleutlcßen 5öngerbunde;kelt in Swr: Me keßlialle.
Nack einer Photographie von g. Mayer in Erae.
Halle die Begrüßungsfeier statt, die Bürgermeister Graf
mit einem Hoch auf den Kaiser von Oesterreich und den
deutschen Kaiser eröffnete. Die allgemeine freudige Teil-
nahme der Grazer Bevölkerung brachte nm nächsten Tag
der große Festzug zur Erscheinung. Voran im Zuge
schritten und ritten die Akademischen Gesangvereine aus
Graz, Leipzig und Prag. Besondere Sehenswürdig-
keiten waren der Festwagen der Stadt Graz, der jugend-
schönen „Grazia", der zur Füßen die Genien der Kunst,
der Wissenschaft, der Industrie und des Handels saßen,
der Wagen der „Oberlandler", der „Grünröcke", der
Srar.
Kardinal Miecrislaro Sw! lledoctioloski j-.
Die neue Knegsickuile in Potsdam, pack einer Photographie von Sslie L Xuntze, köokpkotograpken in Potsdam.
Posen und Gnesen zum Erzbischof gewählt und im
folgenden Jahr leistete er in Berlin dem Könige den
Huldigungseid. Seine Amtsthätigkeit in preußisch Polen
trug im Anfang einen friedlichen Charakter. Nach dem
Vatikanischen Konzil änderte er jedoch diese Haltung,
und als er im November 1870 vergeblich in Versailles
gewesen war, um König Wilhelm von Preußen für die
Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes zu
gewinnen, begünstigte er fortan die nationalpolitischen
Ansprüche der Polen. Sein Widerstand gegen die Mai-
gesetze hatte zur Folge, daß er mehrfach zu hohen Geld-
strafen und schließlich auch zu einer Gefängnisstrafe von
zwei Jahren verurteilt wurde. Am 15. April 1874 er-
folgte seine Amtsentsetzung. Vom Papst zum Kardinal
ernannt, begab er sich im Februar 1876 nach Rom, von
wo aus er seine Ansprüche auf das Erzbistum Posen
verfocht. 1885 erhielt er den Posten des Sekretärs der
Breven und 1892 ward er Generalpräsekt der Kongrega-
tion der Propaganda. Die Regierung Kaiser Wilhelms II.
erleichterte es ihm, seinen Frieden mit Preußen zu machen.
chard Wagners „Liebesmahl
der Apostel". G.Wohlgemuth
(Leipzig) dirigierte Hegars
„Morgen im Walde", W.
Kienzls „Landsknechtslied",
R. Müllers „Hügel fallen",
Podbertskys „Friedrich Roth-
bart" und sein „Mägdlein
hab' acht". Chormeister Vin-
cenz Ortner (Graz) leitete die
Chöre „König Sigurds Braut-
fahrt" von H. Zöllner, Sil-
chers „Untreue", Brambachs
„An die Sonne", H. Jüngsts
„FahrendeLeut".DerDeutsche
Sängerbund in Böhmen (Di-
rigent Adalbert Schaffner)
brachte H. Wagners „Goten-
treue", der Niederösterreichi-
sche Sängerbimd (Dirigent
Ad. Kirchl) Neinh. Beckers „Mahnruf", der Königsberger
Sängerverein (Dirigent Rob. Schwalm) W. Bergers
„Sommernacht", der Wiener Schubertbund (Dirigent
Kirchlj Hegars „Werdenberg", der Kärntnerbund Kärntner
Lieder seines Dirigenten Sommerauer zum Vortrag. Das
zweite Konzert brachte den Stuttgarter Liederkranz
und den Schwäbischen Sängerbund unter W. Förstlers
Leitung (Hegars „Kaiser Karl", Silchersche Volkslieder)
siegreich ins Treffen, sowie den Preußischen Sänger-
bund unter Schwalm („Hymne an das Feuer"
Pom b. lleuticßen Rngerdundesieit in Srar: Der ldagen der „Sraria- im keltrug.
Ncicti einer pkotogrcipkie von 6. Mayer in Sra?.
von
Zengers und den
Fränkischen Sän-
gerbund („Frühling
am Rhein" von
S. Breu). Die Auf-
nahme von feiten
des Publikums war
eine enthusiastische.
Das Leipziger So-
loquartett „Men-
delssohn", der
Münchner Lieder-
hort unter N. Wag-
ner, der Tiroler
Sängerbund unter
Lutz, der Oberöster-
reichisch-Salzburger
unter Stockhammer,
der Südmärkische
unter v. Rauth, der
Steierische unter
Ortner weckten auf
den Festkommersen
nicht weniger Bei-
fall. -
Die neue
Kriegsschule in
vom b. DeutiAen 5ängerbunds;lslt in Srar: Oer Lundeskellumgen.
ll.ick einer Photographie von 6. Meyer in
deutschen Handwerker von Graz, des Kärntner Sänger¬
bunds, der „Almbrüder", vor allem aber Der prachtvolle
Bundesfestwagen in Schiffsform, mit Anstria und Ger¬
mania auf einem Thron, vor welchem vier Friedens¬
engel mit Posaunen standen, und der Zug der Festjung¬
srauen, die am Abend, nach Schluß des Aufzuges, auf
dem Festplatz die feierliche Schmückung der Banner voll¬
zogen. An diesem Tage waren 18,000 Sänger, 60,000
andere Gäste in Graz, und die Zahl der Zuschauer wurde
auf 150,000 Personen geschätzt. An den großen Fest-
Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart, Druck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Das Buch für Alle.
Ljrst 27.
konzerten am 28.
und 29. Juli wa-
ren auf dem Po-
diumderSänger-
hallelOOOSäuger
vereinigt,die wie-
derholt im vollen
Chor sangen, so
gleich zur Eröff-
nung „Dem Va-
terland" in Kom-
position von Hugo
Wolf, unter Di-
rektion von Alt-
meister Kremser,
Potsdam ist nach den Plänen von Baurat Schmechten
unter Leitung des Garnisonbauinspektors Meyer kürzlich
vollendet worden. In schottischem Stile gehalten, ist
der Bau nach den modernsten hygienischen Anforde-
rungen eingerichtet. Der Umzug aus dem alten Gebäude
in (den schönen Neubau auf dem Brauhausberge hat
schon im Juli stattgefunden. —
Am 22. Juli starb in Rom Kardinal Ledochowski,
der frühere Primas von Polen. Graf Mieczislaw Halka
Ledochowski war am 29. Oktober 1822 geboren. Er
studierte in dem OolloAiuw nodiliuw der Jesuiten in
Rom, wo er 1846 von Pius IX. zum apostolischen Proto-
notar ernannt wurde. Als päpstlicher Delegat ging er
nach Columbia. Später war er als Nuntius in Brüssel.
Ende 1865 wurde Ledochowski von den Domkapiteln
der auch
die Vor-
trüge des
Wiener
Männer-
gesangver-
eins lei-
tete sowie
die Auf-
führung
von Ri-
vom b. lleutlcßen 5öngerbunde;kelt in Swr: Me keßlialle.
Nack einer Photographie von g. Mayer in Erae.
Halle die Begrüßungsfeier statt, die Bürgermeister Graf
mit einem Hoch auf den Kaiser von Oesterreich und den
deutschen Kaiser eröffnete. Die allgemeine freudige Teil-
nahme der Grazer Bevölkerung brachte nm nächsten Tag
der große Festzug zur Erscheinung. Voran im Zuge
schritten und ritten die Akademischen Gesangvereine aus
Graz, Leipzig und Prag. Besondere Sehenswürdig-
keiten waren der Festwagen der Stadt Graz, der jugend-
schönen „Grazia", der zur Füßen die Genien der Kunst,
der Wissenschaft, der Industrie und des Handels saßen,
der Wagen der „Oberlandler", der „Grünröcke", der
Srar.
Kardinal Miecrislaro Sw! lledoctioloski j-.
Die neue Knegsickuile in Potsdam, pack einer Photographie von Sslie L Xuntze, köokpkotograpken in Potsdam.
Posen und Gnesen zum Erzbischof gewählt und im
folgenden Jahr leistete er in Berlin dem Könige den
Huldigungseid. Seine Amtsthätigkeit in preußisch Polen
trug im Anfang einen friedlichen Charakter. Nach dem
Vatikanischen Konzil änderte er jedoch diese Haltung,
und als er im November 1870 vergeblich in Versailles
gewesen war, um König Wilhelm von Preußen für die
Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes zu
gewinnen, begünstigte er fortan die nationalpolitischen
Ansprüche der Polen. Sein Widerstand gegen die Mai-
gesetze hatte zur Folge, daß er mehrfach zu hohen Geld-
strafen und schließlich auch zu einer Gefängnisstrafe von
zwei Jahren verurteilt wurde. Am 15. April 1874 er-
folgte seine Amtsentsetzung. Vom Papst zum Kardinal
ernannt, begab er sich im Februar 1876 nach Rom, von
wo aus er seine Ansprüche auf das Erzbistum Posen
verfocht. 1885 erhielt er den Posten des Sekretärs der
Breven und 1892 ward er Generalpräsekt der Kongrega-
tion der Propaganda. Die Regierung Kaiser Wilhelms II.
erleichterte es ihm, seinen Frieden mit Preußen zu machen.
chard Wagners „Liebesmahl
der Apostel". G.Wohlgemuth
(Leipzig) dirigierte Hegars
„Morgen im Walde", W.
Kienzls „Landsknechtslied",
R. Müllers „Hügel fallen",
Podbertskys „Friedrich Roth-
bart" und sein „Mägdlein
hab' acht". Chormeister Vin-
cenz Ortner (Graz) leitete die
Chöre „König Sigurds Braut-
fahrt" von H. Zöllner, Sil-
chers „Untreue", Brambachs
„An die Sonne", H. Jüngsts
„FahrendeLeut".DerDeutsche
Sängerbund in Böhmen (Di-
rigent Adalbert Schaffner)
brachte H. Wagners „Goten-
treue", der Niederösterreichi-
sche Sängerbimd (Dirigent
Ad. Kirchl) Neinh. Beckers „Mahnruf", der Königsberger
Sängerverein (Dirigent Rob. Schwalm) W. Bergers
„Sommernacht", der Wiener Schubertbund (Dirigent
Kirchlj Hegars „Werdenberg", der Kärntnerbund Kärntner
Lieder seines Dirigenten Sommerauer zum Vortrag. Das
zweite Konzert brachte den Stuttgarter Liederkranz
und den Schwäbischen Sängerbund unter W. Förstlers
Leitung (Hegars „Kaiser Karl", Silchersche Volkslieder)
siegreich ins Treffen, sowie den Preußischen Sänger-
bund unter Schwalm („Hymne an das Feuer"
Pom b. lleuticßen Rngerdundesieit in Srar: Der ldagen der „Sraria- im keltrug.
Ncicti einer pkotogrcipkie von 6. Mayer in Sra?.
von
Zengers und den
Fränkischen Sän-
gerbund („Frühling
am Rhein" von
S. Breu). Die Auf-
nahme von feiten
des Publikums war
eine enthusiastische.
Das Leipziger So-
loquartett „Men-
delssohn", der
Münchner Lieder-
hort unter N. Wag-
ner, der Tiroler
Sängerbund unter
Lutz, der Oberöster-
reichisch-Salzburger
unter Stockhammer,
der Südmärkische
unter v. Rauth, der
Steierische unter
Ortner weckten auf
den Festkommersen
nicht weniger Bei-
fall. -
Die neue
Kriegsschule in
vom b. DeutiAen 5ängerbunds;lslt in Srar: Oer Lundeskellumgen.
ll.ick einer Photographie von 6. Meyer in
deutschen Handwerker von Graz, des Kärntner Sänger¬
bunds, der „Almbrüder", vor allem aber Der prachtvolle
Bundesfestwagen in Schiffsform, mit Anstria und Ger¬
mania auf einem Thron, vor welchem vier Friedens¬
engel mit Posaunen standen, und der Zug der Festjung¬
srauen, die am Abend, nach Schluß des Aufzuges, auf
dem Festplatz die feierliche Schmückung der Banner voll¬
zogen. An diesem Tage waren 18,000 Sänger, 60,000
andere Gäste in Graz, und die Zahl der Zuschauer wurde
auf 150,000 Personen geschätzt. An den großen Fest-
Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart, Druck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.