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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 28
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0680
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Heft 28.

Das Buch für Alle.

685

11.
Die den Verlobten gegönnten Frühlingstage
waren rasch vorüber, denn Henri konnte seinem Ge-
schäfte nicht länger fernbleiben. Nach ihm reisten

auch Camilla und Frau v. Kaaden ab, und in der
Rue des Clercs wurde es wieder sehr stille.
Georg ließ sich dort uicht blicken. Es war noch
immer eine sehr bewegte Zeit für das Militär. Lange

Reihen von Soldaten mit Trommeln und Musik
zogen am frühen Morgen hinaus ins Weite, um
spät, staubbedeckt und sounengltthend, wieder durch
die Thore cinzuzichen.


Unterdessen wandelte sich der Frühling beinahe
in einen Frtthsommer. Auf der Esplanade entfalteten
die Kastanien ihre Blütenkerzen, nnd man spazierte
dort unter dichterem Blätterschatten.
Weiter hinaus drängte es Frau Lemerle nicht, aber
sie machte jeden Tag mit Blanche einen Spaziergang

in die grünen Alleen mit den wunderschönen vor-
nehmen alten Bäumen, damit Blanche außer ihrem
morgendlichen Kirchengang noch etwas Bewegung
habe und nicht die schönsten Stunden im Zimmer
versitzen müsse.
Meistens herrschte dann Schweigen zwischen ihnen.

Sie hatten sich nur wenig zu sagen, weil eben beide
von dem nicht sprechen wollten, womit sie sich inner-
lich beschäftigten.
Erblickte Frau Lemerle von weitem Georg, so
winkte sie ihn heran und ließ ihn nicht so bald wieder
von sich. Aber es kam nur zweimal vor. Sie machte
 
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