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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 28
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0688
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I2ls das größte Segelschiff der Welt hat kürzlich
Uder Fünfmaster „Preußen" seine erste Reise von
der Weser nach Jquique angetreten. Er ist für die
Hamburger Firma F. Laeisz auf der Werft von

Vie „Preußen-, 6a; größte 5egellckikk 6er köslt.
Nock einer Pkoiograpkie von 10. Langer L 5oim in Seeüeniüncks.

dete er auf einem
Gebiete, das ihmvon
Dinizulu, dem Sohne
Ketschwayos, gele-
gentlich dessen Krö-
nung überlassen
wurde, die „Neue
Republik". Später,
als der kleine Staat
sich nicht selbständig
halten konnte,bewog
Lukas Meyer seine
Bürger, die Einver-
leibungin die Trans-
vaal-Republik unter
vorteilhaften Bedin-
gungen zu gestatten.
Das geschah, und
18)4 wurde General

Joh. C. Tecklenburg erbaut worden. Die „Prenßen" mißt
133,s Meter in der Länge, bei einer größten Breite
von 16,4« Meter und einer Raumtiefe von 10,-s Meter.
Die Tragfähigkeit bei mittlerem Tiefgange (8,-s Meter)
beträgt 6000 beziehungsweise 8000 Tons. Die „Preu-
ßen" würde also 80,000 Sack Getreide von je 100 Kilo-
gramm laden können, was der einjährigen Produktion
einer Landfläche von 4000 Hektar Größe gleichkommt.
Der Wert einer solchen Ladung Weizen würde etwa
1,360,000 Mark betragen und noch nicht ganz den
Bauwert des Riesenschiffes erreichen. Als Vollschiff
getakelt führt die „Preußen" an sämtlichen Masten
Nahen, die Gesamtzahl ihrer Segel beträgt 43, welche
einen Flächeninhalt von 6660 Quadratmeter haben.
Der Flaggenknopf des Mittelmastes befindet sich bei
mittlerem Tiefgange 60 Meter über der Wasserlinie,
der größte Durchmesser der Masten beträgt 90 Centi-
meter. Das Schiff, das ganz aus deutschem Stahl er-
baut ist, zeigt uns an Aufbauten zunächst ganz vorn

Vom Inllorilchsn ?eltrug in Itavsnsburg: ldagen 6er „ldiirttembergia". Nack einer Piioiograpkie von Zoi keniele in Navenrdurg.

eine 12 Meter lange Back, die in zwei Seitenhäufern
Waschräume re. enthält. In dem dahinter liegenden
freien Raunr ist das Ankerspill aufgestellt, das ebenso
wie der Steuerapparat, die Ladewinden und Pumpen
mit Dampf betrieben wird. Sodann
folgt das 22 Meter lange Brückenhaus
mit den Hauptwohnräumen für die
Besatzung. Der am weitesten nach
hinten gelegene Aufbau birgt den Hin-
teren Steuerapparat,
Segelkammer, Zim¬
mermannswerkstätte
und die Schlafräume
für die Schiffsjungen.-
Den bekannten Bu¬
rengeneral Lukas
Meyer hat auf sei-
nereuropäischen Reise
in Brüssel plötzlich der
Tod ereilt. Der riesen¬
starke Mann erlag ei¬
nem Herzschlage. Lukas
Meyer war den neue¬
sten Berichten nach im
Jahre 1846 im Oran¬
jefreistaat geboren,
also nicht, wie es
früher hieß, von Ge¬
burt Deutscher. Er verlebte seine Ju-
gend in Natal bei Ladysmith und
Newcastle. 1865 zog er nach Trans-
vaal und zeichnete sich als Komman-
dant des Vryheid-Kommandos im ersten
Unabhängigkeitskriege aus. 1884 grün-

Meyer in den Volksraad gewühlt, dessen erster Präsident
er vor dem Ausbruche des Krieges war. Im letzten
Feldzuge zeichnete er sich zu Beginn desselben, als die
ersten Kämpfe bei Glencoe stattfanden, aus. - Dann
war Lukas Meyer längere Zeit leidend und von mili-
tärischen Erfolgen desselben hörte man nicht mehr viel.
Erst bei den letzten Verhandlungen, die zum Abschlüsse
des Friedens führten, trat er wieder hervor. Mit ihm
verschwindet eine der interessanten Persönlichkeiten des
südafrikanischen
Krieges. —
In Rudolf
v. Bennigsen hat
die deutsche politische
Welt den verdienst¬
vollsten Veteranen
aus der Zeit jener
nationalen Bewe¬
gung verloren, die
der durch Bismarck
bewirkten Neugestal¬
tung des Deutschen
Reichs direkt vorge¬
arbeitet hat. Zu
Lüneburg am lO.Juli
1824 als Sohn eines
hannöverschen Ge¬
neralmajors gebo-
ren, begann er seine politische
Thätigkeit in der hannöverschen
Kammer. Bald stand er an der Spitze der Opposition
in den damaligen Berfassungskämpfen. Als Vorkämpfer
der nationalen Einheitsidee gehörte er 1869 zu den
Gründern des Deutschen Nationalvereins-, der sich aus

lluka; Illeyer st.

Ku6olk v. kennigken st.
Nack einer kckotograickis von
Hui. Kraal! <Zni>. S. Michelis
in ksrNn.

Vom tiiitorllcken kektrug in llavensburg: lmmierrllter.
Nack einer piioiograpkie von p. 5cksrsr in Navenrburg.
Konstitutionellen und Demokraten bildete. Nach dem Krieg
von 1866 begründete er mit Mignel die nationalliberale
Partei, deren anerkannter Führer er wurde. Im preußi-
schen Abgeordnetenhaus, dein er bis 1883 angehörte, hatte
er 1873 bis 1879 das Präsidium. Ebenso war er Mitglied
des Norddeutschen und des Deutschen Reichstags, in dem
er mit einigen Unterbrechungen bis 1898 thätig gewesen
ist. Seit 1888 ivar er Oberpräsideut der Provinz Han-
nover, welche Stellung er gleichfalls 1898 aufgab. In
völliger Zurückgezogenheit lebte er seitdem auf jseinem
Landgut Bennigsen, wo er auch seiner letzten Krankheit
erlag. —
Die alte württembergische Stadt Ravensburg feierte ihr
tausendjähriges Bestehen durch einen h istorischen Festzug
und ein Turnier, das einem im Jahre 1311 abgehaltenen
getreulich nachgebildet war. Der Festzug veranschaulichte
durch eine große Anzahl charakteristischer Gruppen die
kulturgeschichtliche und politische Entwickelung der Ravens-
burger von der Urzeit, die durch Renntierjäger und Pfahl-
bauern dargestellt war, bis auf die Gegenwart. Ganz be-
sonders hervorragend war die 26. Gruppe, die durch den
Wagen der „Württembergia" gebildet wurde. Aus
einem künstlerisch aufgebauten Festwagen thront eine ideale
Frauengestalt, die Württembergia, und hält einen
Lorbeerkranz über die auf marmornen Postamenten stehen-
den Büsten des württembergischen Königspaares. Ueber
sie breitet sich ein braunrotsammtner Baldachin mit dem
 
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