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Dill Zungümibaim: 5iaiion Sistkcker und Cigsrtunnei.
Ulicli einer piwkgrnpliie von Sedr. ldelnii in Xückberg bei Zürich.
Ivar ihn; nicht viel gelegen, wühl aber bedauerte er den
Verlust seiner sv mühsam gesammelten Notizen.
Am folgenden Vormittag saß er eben beim Früh-
stück und grübelte darüber nach, wie er wohl am besten
in den Wiederbcsitz seiner Aufzeichnungen gelangen
könne, als der Postbote ihm ein Päckchen brachte. Er
öffnete dasselbe und fand darin zu seiner angenehmsten
Überraschung sein Notizbuch nebst dein folgenden Be-
gleitschreiben: „Geehrter Herr! Gestern abend, als ich
in meiner Behausung angelangt war, entdeckte ich zu
meinem Erstaunen, das; Sie cs gewesen sind, mit dem ich
eine vorübergehende Begegnung im Menschengewühl hatte.
Ich beehre mich, Ihnen öas Notizbuch schleunigst zurück-
zusenden. Die Notizen habe ich mit Interesse gelesen.
Es ergibt sich daraus, das; Sie, jedenfalls für einen
neuen Roman, sich mit dem eifrigen Studium der Gauner-
sprache zur Zeit beschäftigen. Ohne Selbstschmeichclei sei
es Ihnen anvertraut: darin bin ich ein Sachkenner ersten
Ranges. In Ihrer bezüglichen kleinen Sammlung von
Wörtern sind mehrere teils unrichtig geschrieben, teils falsch
erklärt. Ich habe mir erlaubt, dieselben zuchorrigieren.
Ausserdem habe ich zur gefälligen Benutzung fünf-
unddreißig weitere derartige Ausdrücke hinzunotiert,
darunter recht absonderliche und in Ihren Kreisen sicher-
lich ganz unbekannte. Sie können sehr viel Effekt damit
erzielen, wenn Sie dieselben in Ihren; neuen Roman
passend anbringen. Ich bin so frei, als Vergütung für
meine Mühewaltung die 150 Franken Papiergeld zu be-
halten, da ich das Sümmchen gerade gut brauchen kann.
Ein aufrichtiger Bewunderer."
Sue freute sich, das; er seine Notizen wieder hatte.
Die Korrekturen und die anderweitigen Bemerkungen
des sonderbaren Bewunderers waren ihm auch äußerst
angenehm. Der Verlust der 150 Franken kümmerte ihn
wenig. Er war reich und wurde durch die „Geheimnisse
von Paris" noch viel reicher. F. L.
Der Ziegenvock des Gouverneurs. — Dem Gouverne-
mentsgebäude von Plymouth gegenüber liegt ein Rasen-
fleck. Niemand durfte diesen überschreiten. Nur der
Ziegenbock, mit den; die Kinder des Gouverneurs aus-
fuhren, besaß die Erlaubnis, sich auf den; Rasen zu
tummeln, und die Schildwacheu hatten den besonderen
Befehl, jeden abzuwehren, der den verbotenen Platz zu
durchqueren wagte.
Eines Tages lenkte die Gräfin L., die in: Hause des
Generals zu tun gehabt hatte, nur ihren Weg abzu-
kürzen, ihre Schritte über den Rasenfteck. Sie wurde
durch den lauten Zuruf der Schildwache ungehalten und
ersucht, umzukehren und einen anderen Weg zu gehen.
„Aber," sagte die Dame mit einein majestätischen
Gesichtsausdruck, „wissen Sie, wer ich bin?"
„Ich weist nicht," erwiderte ungerührt die Schildwachc,
„wer Sie sind! Aber ich weiß, wer Sie nicht sind —
Sie sind nicht der Ziegenbock des Gouverneurs!" C. T.
I!üß»ennl>ergkanbc. — Ein merkwürdiger Bühnen-
aberglaube besteht darin, daß der letzte Satz eines neuen
Stückes aus der Bühne nicht vor dem Abend der ersten Auf-
führung gesprochen werden darf, weil sonst das neue
Stück sicher durchfällt. Zur Kenntnis des Publikums
Ms 5ungkraul>alm: klick ciuk V?engernalp und Murren. (5. 15)
Ms klungiraubairn: klick aui die Nmgüau.
llcicli silier pbotogrcipbis von Sebr. V?sbrli in Kilciiberg bei ^üricb.
gelangte dieser seltsame Aberglaube gelegentlich der
Premiere von Pineros neuen; Drama „Iris". Der Schau-
spieler, der den letzten Satz des fünften Aktes zu spreche;;
hatte, ließ ihu bei allen Proben weg. Aber au; Abend
der Generalprobe bestand Pinero darauf, daß der Satz
gesprochen werde. Umsonst machte der Schauspieler
geltend, daß der „letzte Satz", während einer Probe ge-
sprochen, den Erfolg des ganzen Stückes in Frage stellen
werde. Pinero blieb unbeugsam, der Schauspieler mußte
sich fügen. Aber was er vvrausgesagt hatte, trat ein:
„Iris" erzielte einen regelrechten Durchfall. Man darf
mit Sicherheit aunehmcn, daß von Stund' an der Aber-
glaube der Schauspieler uoch inteusiver gcwordeu ist,
als er schon war. E T
Gin guter Aal. — Der bekannte englische Arzt Doktor
Lcstlcr ivar in seiner Jugend ein sehr toller Bursche.
Seine unbändige Natur mar kaum zu zähmen, und eines
Tages, als die "anderen Schüler bereits entlassen waren,
behuelt ihn sein Klassenlehrer zurück und hielt ihn; eine
tüchtige Standrede. Er mochte aber wohl merken, daß
seine Ermahnungen nicht auf rechten Boden fielen, denn
schließlich sagte er. „Ich werde doch deinen Vater lieber
bitten, mich einmal zu besuchen."
„Ach, tun Sie das nicht!" sagte der Knabe.
Der Lehrer wiederholte: „Ja, ja, ich werde doch zu
deinen; Vater schicken!"
„Tun Sie das lieber nicht, rat ich Ihnen," meinte
der Junge wiederum.
„Warum denn nicht?"
„Weil er Ihnen für den Besuch mindestens fünf
Schilling abnimmt!"
Lestlers Vater war nämlich auch Arzt. L—n.
-r
Nach einer pkekgrnpiiie von Tedr. Idekrii in Xiichberg bei Zürich,
Dill Zungümibaim: 5iaiion Sistkcker und Cigsrtunnei.
Ulicli einer piwkgrnpliie von Sedr. ldelnii in Xückberg bei Zürich.
Ivar ihn; nicht viel gelegen, wühl aber bedauerte er den
Verlust seiner sv mühsam gesammelten Notizen.
Am folgenden Vormittag saß er eben beim Früh-
stück und grübelte darüber nach, wie er wohl am besten
in den Wiederbcsitz seiner Aufzeichnungen gelangen
könne, als der Postbote ihm ein Päckchen brachte. Er
öffnete dasselbe und fand darin zu seiner angenehmsten
Überraschung sein Notizbuch nebst dein folgenden Be-
gleitschreiben: „Geehrter Herr! Gestern abend, als ich
in meiner Behausung angelangt war, entdeckte ich zu
meinem Erstaunen, das; Sie cs gewesen sind, mit dem ich
eine vorübergehende Begegnung im Menschengewühl hatte.
Ich beehre mich, Ihnen öas Notizbuch schleunigst zurück-
zusenden. Die Notizen habe ich mit Interesse gelesen.
Es ergibt sich daraus, das; Sie, jedenfalls für einen
neuen Roman, sich mit dem eifrigen Studium der Gauner-
sprache zur Zeit beschäftigen. Ohne Selbstschmeichclei sei
es Ihnen anvertraut: darin bin ich ein Sachkenner ersten
Ranges. In Ihrer bezüglichen kleinen Sammlung von
Wörtern sind mehrere teils unrichtig geschrieben, teils falsch
erklärt. Ich habe mir erlaubt, dieselben zuchorrigieren.
Ausserdem habe ich zur gefälligen Benutzung fünf-
unddreißig weitere derartige Ausdrücke hinzunotiert,
darunter recht absonderliche und in Ihren Kreisen sicher-
lich ganz unbekannte. Sie können sehr viel Effekt damit
erzielen, wenn Sie dieselben in Ihren; neuen Roman
passend anbringen. Ich bin so frei, als Vergütung für
meine Mühewaltung die 150 Franken Papiergeld zu be-
halten, da ich das Sümmchen gerade gut brauchen kann.
Ein aufrichtiger Bewunderer."
Sue freute sich, das; er seine Notizen wieder hatte.
Die Korrekturen und die anderweitigen Bemerkungen
des sonderbaren Bewunderers waren ihm auch äußerst
angenehm. Der Verlust der 150 Franken kümmerte ihn
wenig. Er war reich und wurde durch die „Geheimnisse
von Paris" noch viel reicher. F. L.
Der Ziegenvock des Gouverneurs. — Dem Gouverne-
mentsgebäude von Plymouth gegenüber liegt ein Rasen-
fleck. Niemand durfte diesen überschreiten. Nur der
Ziegenbock, mit den; die Kinder des Gouverneurs aus-
fuhren, besaß die Erlaubnis, sich auf den; Rasen zu
tummeln, und die Schildwacheu hatten den besonderen
Befehl, jeden abzuwehren, der den verbotenen Platz zu
durchqueren wagte.
Eines Tages lenkte die Gräfin L., die in: Hause des
Generals zu tun gehabt hatte, nur ihren Weg abzu-
kürzen, ihre Schritte über den Rasenfteck. Sie wurde
durch den lauten Zuruf der Schildwache ungehalten und
ersucht, umzukehren und einen anderen Weg zu gehen.
„Aber," sagte die Dame mit einein majestätischen
Gesichtsausdruck, „wissen Sie, wer ich bin?"
„Ich weist nicht," erwiderte ungerührt die Schildwachc,
„wer Sie sind! Aber ich weiß, wer Sie nicht sind —
Sie sind nicht der Ziegenbock des Gouverneurs!" C. T.
I!üß»ennl>ergkanbc. — Ein merkwürdiger Bühnen-
aberglaube besteht darin, daß der letzte Satz eines neuen
Stückes aus der Bühne nicht vor dem Abend der ersten Auf-
führung gesprochen werden darf, weil sonst das neue
Stück sicher durchfällt. Zur Kenntnis des Publikums
Ms 5ungkraul>alm: klick ciuk V?engernalp und Murren. (5. 15)
Ms klungiraubairn: klick aui die Nmgüau.
llcicli silier pbotogrcipbis von Sebr. V?sbrli in Kilciiberg bei ^üricb.
gelangte dieser seltsame Aberglaube gelegentlich der
Premiere von Pineros neuen; Drama „Iris". Der Schau-
spieler, der den letzten Satz des fünften Aktes zu spreche;;
hatte, ließ ihu bei allen Proben weg. Aber au; Abend
der Generalprobe bestand Pinero darauf, daß der Satz
gesprochen werde. Umsonst machte der Schauspieler
geltend, daß der „letzte Satz", während einer Probe ge-
sprochen, den Erfolg des ganzen Stückes in Frage stellen
werde. Pinero blieb unbeugsam, der Schauspieler mußte
sich fügen. Aber was er vvrausgesagt hatte, trat ein:
„Iris" erzielte einen regelrechten Durchfall. Man darf
mit Sicherheit aunehmcn, daß von Stund' an der Aber-
glaube der Schauspieler uoch inteusiver gcwordeu ist,
als er schon war. E T
Gin guter Aal. — Der bekannte englische Arzt Doktor
Lcstlcr ivar in seiner Jugend ein sehr toller Bursche.
Seine unbändige Natur mar kaum zu zähmen, und eines
Tages, als die "anderen Schüler bereits entlassen waren,
behuelt ihn sein Klassenlehrer zurück und hielt ihn; eine
tüchtige Standrede. Er mochte aber wohl merken, daß
seine Ermahnungen nicht auf rechten Boden fielen, denn
schließlich sagte er. „Ich werde doch deinen Vater lieber
bitten, mich einmal zu besuchen."
„Ach, tun Sie das nicht!" sagte der Knabe.
Der Lehrer wiederholte: „Ja, ja, ich werde doch zu
deinen; Vater schicken!"
„Tun Sie das lieber nicht, rat ich Ihnen," meinte
der Junge wiederum.
„Warum denn nicht?"
„Weil er Ihnen für den Besuch mindestens fünf
Schilling abnimmt!"
Lestlers Vater war nämlich auch Arzt. L—n.
-r
Nach einer pkekgrnpiiie von Tedr. Idekrii in Xiichberg bei Zürich,