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Die krau 6e§ kenflantsn.
tiriminalroman von 6. 0. iilauhmcinn.
<kortlshung.)
(Nacküruck verdotsn.)
^^^^ran Hermine Winter war ans Fender gc-
WM treten und blickte auf die Straße hinaus. Auch
als sie aus die Frage ihres Mannes, wie
M lange es her sei, daß sie van ihrem Bruder-
nichts mehr gehört habe, antwortete, wandte sie das
Gesicht nicht in das Zimmer zurück
„Ich muß nachrechuen, um das fcstzustellen.
Mein Bruder war zweiundzwanzig Jahre alt, als
er nach Amerika ging, und ich war damals noch
ein Kind. Er hatte sich im Unfrieden von seiner
Familie getrennt, und mein Vater muß sehr böse
auf ihn gewesen sein, denn in seiner Gegenwart
durfte überhaupt nicht
von ihm gesprochen
werden. Alles, was ich
spater über Georg er-
fuhr, war, daß er nur
ini ersten Jahre seiner
Abwesenheit noch ein
paarmal geschrieben
habe. Dann blieb er
für uns verschollen. Und
nicht einmal auf die
Nachricht von meines
Vaters Tode habe ich
eine Antwort von ihm
erhalten."
„Wahrscheinlich ist
sie gar nicht in seine
Hände gelangt," meinte
Winter in dem gut-
mütigen Bestreben, noch
vor der Ankunft des
Schwagers möglichst
alles Hinwegzuräumen,
was sich bei dem Emp-
fange des Heimkehren-
den peinlich bemerkbar-
machen könnte. „Die
amerikanischen Postver-
hältnisse sind nicht so
musterhaft wie die unse-
rigen. — Jedenfalls
frene ich mich riesig, ihn
kennen zu lernen. Als
ich in deines Vaters
Geschäft eintrat, war
er ja schon seit mehre-
ren Jahren fort. Und
es ivar, wie du sagst:
der Ches wünschte nicht,
daß mit ihm von sei-
nem Sohne gesprochen
werde. Aber die Kolle-

hatten, erzählten oft genug von ihm, wenn der ge-
strenge Herr Prinzipal außer Hörweite war. Ein
bißchen flott scheint er ja gewesen zu seiu; aber
zugleich auch ein riesig liebenswürdiger Mensch,
den alle gern gehabt hatten. Sie meinten, der
Vater wäre doch wohl etwas zu streng gegen ihn
gewesen."
„So? Meinten sie das?" fragte die junge Frau
ziemlich kühl. „Dann wurde an den Koutorpultcn
wahrscheinlich auch über die Ursachen seines Fort-
gehens sehr viel gefabelt?"
„An Vermutungen hat es natürlich nicht gefehlt.
Aber es hieß, daß nur der alte Sutcrlaud, unser
Prokurist, etwas Gewisses hätte sagen können. Und
den bärbeißigen Murrkopf wagte selbstverständlich
niemand zu fragen. Schließlich — was wird es denn
groß gewesen sein? Ein bißchen jugendlich trotzige
Auflehnung gegen die väterliche Autorität — viel-
leicht auch einige leichtsinnige Schulden oder der-
gleichen! In den fünfzehn Jahren, die seitdem ver-

gangen sind, und in der guten amerikanischen Schule
dürfte sich der Herr Schwager die Hörner wohl hin-
länglich abgelaufen haben."
„Wir wollen cs hoffen. — Für welche Zeit hat
er übrigens seine Ankunft angcmeldct?"
Der Rendant sah in das Telegramm. „Hier-
steht: Heute abend sieben Uhr. Das ist ohne Zweifel
der Berliner Schnellzug, der zehn Minuten nach
Sieben cintrifft. — Richtig, die Depesche kommt ja
auch aus Berlin. Wie fatal, daß ich gerade heute
so schrecklich viel Arbeit auf dem Halse habe!"
„Du brauchst dich meines Bruders wegen darin
durchaus nicht stören zu lassen. Es genügt voll-
kommen, wenn ich zum Bahnhof fahre, ihn zu emp-
fangen. Er muß doch wohl ohnehin im Hotel ab-
steigen; denn seitdem Martha bei uns ist, haben wir
für Fremdenbesuchc kein Zimmer mehr zur Ver-
fügung."
„Im Hotel? Nein, liebes Kind, das dürfen wir
unter keinen Umständen zngcben. Einen Bruder,

gen, die noch mit ihm
Zusammen gearbeitet

Ungarilclie Lauemmäöclien beim Tonntagspntz. klack einem Cemaiile von Cornelia vaerka. (5. zz)
 
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