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Heft ii. Illustrierte Familien-Zeitnng. Äahrg. IM.


Vie krau 6s? kenOanten.
liriminalreman von 8. v. Xlciuhmcinn.
fUtlshung.)

fvocküruck verböte».)
V ^^as kümmert mich die Vergangenheit dieses
N I Herrn Müller," sagte der Generaldirektor.
„Lassen Sie uns nun mit unserem Geschäft
Ende kommen, bester Herr Priewer!"
Und nach einigem Hin und Her kamen sie über-
ein, daß der Händler die beiden kleineren Schränke
ini Laufe des Tages abholen lassen würde, um auf
seinem Lagerplatz ihre Eröffnung zu bewirken.
Als er sich von dem Generaldirektor verabschiedete,
konnte sich Herr Priewer nicht enthalten, seinem
Groll noch einmal Lust zu machen, indem er sagte:
„Gefallen hat er mir
übrigens durchaus
nicht, der Herr Mül-
ler junior! Muß
mich doch mal erkun-
digen, was es mit
seinen großartigen
Geschäften eigentlich
auf sich hat. Aus
einem, der so an-
gefangen hat wie
der, ist nach meiner
Erfahrung noch nie
ein solider Kauf-
mann geworden."
Als George Mil-
ler zu seiner Schwe-
ster znrückkehrte,
hatte sein Gesicht
wieder die gewöhn-
liche rosige Färbung,
und er schien sogar
in ausnehmend gu-
ter Laune, so daß
Herminewohlglau-
ben mußte, vorhin
das Opfer einer
Täuschung gewor-
den zu sein.
„Ich habe mich
eben von deinem
vielgerühmten Ge-
neraldirektor breit-
schlagen lassen, ihm
für schweres Geld
einen alten eisernen
Schrank abzukau-
fen," sagte er lä-
chelnd. „Eigentlich
ist mir das Ding
etwas zu groß, aber
ich kann den Schrank
doch verwerten. —
Sage mir nnn, bitte.

die Adresse des Herrn Rechtsanwalts Schröder. Ich
denke, daß man ihn zu so früher Stunde am sicher-
sten antrifft."
Gern hätte Hermine Genaueres über die Absichten
ihres Bruders in Erfahrung gebracht, aber er war
offenbar nicht geneigt, ihre Wißbegierde zu befriedigen,
und so mußte sie sich bescheiden. Er hatte ihre Ein-
ladung zum Mittagessen angenommen. Das ließ ihr
wenigstens eine schwache Hoffnung, ihn nachher, wenn
sie ihm seine Lieblingsgerichte vorsetzen würde, etwas
mitteilsamer zu finden.
„Jawohl, der Herr Rechtsanwalt ist soeben nach
Hause gekommen," antwortete die Haushälterin auf
George Millers Frage. „Wen darf ich melden?"
Er nannte seinen Namen, und Hermann Schröder
ließ ihn ohne weiteres eintreten.
Mit einem langen und festen Blick, wie zwei
Gegner, die sich auf dem Kampfplatz gegenüberstehen,

sahen die beiden Männer einander ins Gesicht. Und
den scharfen Augen des Amerikaners entging es nicht,
daß der andere sich in einer Aufregung befand, die
er hinter einer gemessen höflichen Haltung nur un-
vollkommen verbarg.
„Vielleicht brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen,
Herr Rechtsanwalt, aus welcher Veranlassung ich
Ihnen schon zu einer so frühen Stunde lästig falle.
Meine Schwester sagte mir, daß Sie die Verteidigung
des Fräulein Martha Winter übernommen haben und
ich möchte in dieser Angelegenheit einiges mit Ihnen
besprechen."
„Bitte — nehmen Sie Platz! Und eine Frage
zuvor! Sind Sie über die neuesten Ereignisse, die
dieser Sache ein so völlig verändertes Aussehen ge-
geben haben, bereits unterrichtet?"
„Ich bin erst vor kaum zwei Stunden ans Ber-
lin angekommen und weiß, daß man Fräulein
Winter unter einem unsinnigen Verdacht verhaftet
hat — sonst nichts.
Sie soll mit ihrem
flüchtigen Bruder
im Einverständnis
gewesen sein. Das
ist es doch, dessen
man sie beschuldigt?"
„Ja, das war
es. Aber die An-
klage wird sichschwer-
lich länger aufrecht
erhalten lassen,
denn alle Anzeichen
sprechen dafür, daß
Ihr Schwager nicht
ein Verbrecher, son-
dern das Opfer ei-
nes Verbrechens ist.
Man hat ihn wahr-
scheinlich ermordet
und seinen Leich-
nam beseitigt, um
den Verdacht des
Diebstahls aus ihn
zu lenken."
Man konnte sich
keinen überzeugen-
deren Ausdruck ge-
waltigsten Stau-
nens vorstellen, als
ihn George Millers
Gesicht in diesem
Augenblick zeigte.
„Ah — was Sie
sagen! Das wäre ja
ganz ungeheuerlich!
Und wie ist man auf
solche Vermutung
gekommen?"
„Dadurch, daß
man den wirklichen
Kassendieb entdeckt
hat, Herr Miller!"
Der Amerikaner
lehnte sich in seinen

keim licimpeiückem. llack eiuein Semcilcle von ü. Illlckcuul. (5. 238)


xi. isos.
 
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