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I/urze Zeit vor dem Thronwechsel in Sachsen hat der
langjährige Umbau des Königlichen Residenz-
schlosses in Dresden den Abschluß erreicht, und es
hat sich gefügt, daß, gerade bevor Prinz Georg den säch-
sischen Königsthron bestieg, auch der neue Georgen-
bau, die eigentliche Residenz, vollendet wurde. Das
Königliche Schloß in Dresden ist von Ursprung her eine
Schöpfung des Herzogs Georg von Sachsen und als
solche in den
Jahren 1830
bis 1535 er-
standen. 1701
wurde es aber
von einem
Brand heim-
gesucht, und
bei der von
August dem
Starken vor-
genommenen
Erneuerung
erhielt es be-
deutende An-
bauten, verlor
aber viel von
seiner ur-
sprünglichen
Schönheit.
Zum achthun-
dertjährigen
Jubiläum des
Hauses Wet-
tin und später
zum siebzig-
sten Geburts-
tag des Kö-
nigs Albert
wurden von
den Ständen
dein letzteren
als Huldi-
gungsgabe
die Mittel zu
dem Umbau
dargebracht,
der seit 1889
nach den Plä-
nen des Hof-
baurats Dün-
ger und des
Hofarchitek-
ten Frölich
und unter de-
ren Leitung
ausgeführt wurde. Die Front nach dem Theaterplatz
wurde zuerst, im Stil des 17. Jahrhunderts, erneut;
dann kam der Küchenflügel in der Schloßstraße an die
Reihe. Unversehrt blieb natürlich die schöne altertüm-
liche Architektur des Großen Hofs mit seinen malerischen
-rreppentürmen, in dessen Südwestecke sich der Ein-
gang zu dem weltberühmten „Grünen Gewölbe" be-
findet. In dein Georgenbau, dessen Front dem Au-
gustusplatz, der alten Hofkirche, der Augustusbrücke
und der großen Treppe "zur Brühlschen Terrasse zuge-
wandt ist, befin-
den sich von alters-
her die Gemächer
des Königs und
der Königin; er
kam daher zuletzt
an die Reihe. Auch
die Rücksicht auf
den städtischen
Verkehr gebotdies,
denn das Georgen-
tor, über den» sich
der Bau erhebt,
bietet die alt-
gewohnte Passage
für den Fuß- und
Wagenverkehr
zwischen der
Schloßstraße und
dem Augustus-
platz, von der Alt-
stadt zur jenseits
derElbe gelegenen
Neustadt. Die
Front des neuen
Georgenbaus ist
reich an plastischem
Schmuck im Cha-
rakter der kraft-
vollen deutschen
Renaissance. Dem
in einem Türmchen
gipfelnden Giebel
ist zwischen den
seitlichen Erker-
dächern ein Rei-
terdenkmal Georgs
des Bärtigen, des
einstigen Erbauers
des Schlosses, ein-
gefügt. Linksund
rechts von der Ein-

fahrt des Tors erheben sich stattliche Recken. Diese
Standbilder sind das Werk des Bildhauers Christian
Behrens. Nach dem Umbau des Georgentors hatte
der Verkehr in diesem alten Teile der Stadt seine für
das Dresdener Stadtbild so bezeichnende Physiognomie
wieder gewonnen. Links vom Georgenbau ist ein Stück
des alten Stallgebäudes zu sehen, dessen Außenwand
m der Augustusstraße der Maler W. Walther 1874 in
Sgraffitotechnik mit dem großen
Gemälde bedeckt hat, welches die
Fürsten aus dem Hause Wettin
in einem Reiterzug darstellt. —
Aus Amerika kommt uns die
Kunde von einer bedeutsamen
Vervollkommnung des Ne-
belhorns. Der gefährlichste
Feind der Schiffahrt ist bekannt-
lich der Nebel; wie viele Schiffs-
zusammen-
stöße, welche
ungeheuren
Verluste an
Menschen-
leben und Gut
sind dadurch
herbeigeführt
worden, daß
dichter Nebel
die Leuchtsig-
nale unsicht-
bar machte
und Küsten
wie heranna-
hende Schiffe
mit einem un-
durchsichtigen
Schleier um-
hüllte. Einen
Ersatz für das
Leuchtsignal
botderSchiff-
fahrt bei Ne-
belwetter seit langem schon das
Tonsignal. Der Nebel, der meist
bei ruhigem Wetter eintritt, lei-
tet den "Schall vortrefflich. Er
erzeugt auf große Ausdehnung
hin eine gleichmäßige Luftbe-
schaffenheit, welche der Verbrei-
tung der Schallwellen keine
Hindernisse bereitet. Mit Blas-
instrumenten, mit Glocken, Kano-
nen wurden früher die Signale
gegeben. Aber ein andauerndes
Abschießen von Kanonenschüssen war ein zu teures
Mittel und die Glocken und Blasinstrumente tönten
nicht weit genug. Die Erfindung des Nebelhorns
erfolgte vor fünfzig Jahren durch den Amerikaner
Datoll. Es besteht aus einem 2 bis 3 Meter langen,
aufrechten kupfernen Rohr, das oben wagrecht ge-
bogen ist und ein klarinettenartiges Mundstück besitzt.
Es wird mit gepreßter Luft von 1 bis 2 Atmosphären
Spannung zum Tönen gebracht. Die Erfindung ist seit-
her mehr und mehr vervollkommnet worden. Neuer-

dings ist von Hamilton-Forster ein Nebelsignal-
apparat erfunden worden. Er besteht aus einem
mechanisch in Drehung versetzten Megaphon mit acht
Hörnern, die nacheinander ertönen. Für den Gebrauch
dieses Apparates ist eine besondere Signalsprache er-
funden; ein langer Ton bedeutet, daß das Signal nörd-
lich vom Hörer kommt, „aus Süden" verkündet ein
kurzer Ton; zwei langgezogene Töne melden Gefahr im
Nordosten u. s. w. Probeweise ist ein Nebelapparat
dieser Art auf Falkners Island im Lang Jslandsund
aufgestellt, ein anderer bei Fame Point "am Golf von
St. Lorenz in Kanada. —
Die Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in
Zittau vermittelt ihren zahlreichen Besuchern ein reiches
und reizvoll angeordnetes Bild der hochentwickelten In-
dustrie in den gewerbreichen Bezirken der Oberlausitz.
Den Rahmen bietet der Weinaupark mit seinen schönen
Gartenanlagen und herrlichen Baumgruppen. Die ver-

köaniilton-koritsrs llebeiiignaicipparcit.
schiedenen Ausstellungsgebäude sind nach den Entwürfen
der Architekten Schließer und Ludwig sehr wirkungsvoll
diesem Naturpark eingefügt. In besonders origineller
Weise sind die Motive, die der große Weiher dafür bot,
ausgenutzt worden. Auf einer Halbinsel desselben ist
von Martin Lorenz, dem Besitzer des Hotels Reichs-
hof ein stattliches Restaurant aufgeführt ckvorden, das
nicht nur „der Reichsdampfer" heißt, sondern
wirklich in seiner Gestalt und Anlage, namentlich nach
dem Wasserspiegel zu, einem großen Seeschiff nach-
gebildet ist. Eine 61 Meter lange Schiffbrücke führt
von beiden Ufern „an Bord" des Fahrzeugs, das an
seinem Bug eine mächtige Victoria trägt. Sämtliche
Räume des mit wehenden Flaggen und Wimpeln
geschmückten „Reichsdampfers" sind des Abends durch
Bogenlampen und Glühlichter zauberhaft beleuchtet,
ebenso die Brücke, auf der die Menge lustwandelt. Den
hellerstrahlenden Mittelpunkt des nächtlichen Schauspiels
bildet aber die Leuchtfontäne inmitten des Teichs,
in deren haushohem Wasserstrahl der Widerschein künst-
licher Beleuchtung glitzert und funkelt. —
Auf verschiedenen Gebieten des Verkehrswesens fin-
den bei uns schon
seit geraumer Zeit
weibliche Arbeils-
kräfteNerwendung
und.. Anstellung.
In Österreich hat
sich den Frauen
nun auch der prak-
tische Eisenbahn-
dienst geöffnet. Die
Station der Bo-
zen-Meraner
Bahn Vilpian in
Südtirol erhielt
kürzlich einen weib-
lichen Vorsteher.
Fräulein Mizzi
Horak, der erste
weibliche
Stntionsvor-
steher, hat in
Wien, wo sie vor
24 Jahren zur
Welt kam, die
Volks- und Bür-
gerschule durchge-
macht, dann den
Handelskurs der
Handelsschule des
Schulvereins für
Beamtentöchter
besucht und hier-
aufalSKontoristin
Stelle gefunden.
Während sie diese
gewissenhaft aus-
füllte, bereitete
sie sich auf die
Prüfungen vor,
die in Österreich
für den Dienst im
Telegraphen- und

Von der vbsrluuliher Eeverbe- und Indultris-llussiellung in Ättau: „keichsdanipker" und lrsuchtkontäne.

Der neue Seorgenbuu des königlichen Zcklolles in Dresden.
Nock einer pliotogrnglne von Stengel L Lo. in llrssilsn.
 
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