war, kümmerte sich Geldern mehr
in äer Mark Lranckenburg. klack einer vriginalikiers von S. koiang. (5. ö7)
§ckllhsn!e!t
Er setzte sich oft zu ihr, fragte nach ihrem Befinden,
schlug dies oder das zu ihrer Zerstreuung vor.
Irmas empfindliches Ohr hörte die erzwungene
Teilnahme aber nur zn genau heraus. Sie wandte
meist schweigend den Kops zur Seite und überließ es
Ilse, die Fragen nach ihrem Befinden zn beantworten.
Das junge Mädchen ließ sich durch Gcldcrns
scheinbare Besorgnis um seine Frau täusche«. Sie
redete sich selber ciu, sic müsse damals seine Miene
und seine Blicke falsch gedeutet haben. Der Schreck
verzerrte gewiß seine Züge. Wie hatte sie nur eine
Sekunde laug so etwas Abscheuliches von ihm glauben
können! Aber im tiefsten Grunde ihrer Seele blieb
ein leises, unbestimmtes Grauen zurück, für das sie
keinen Namen wußte.
Eie vermied möglichst jedes Alleinsein mit dem
Schwager.
Irma lehnte sich
Tropfen der Dachrinne , , „ .
Lesen konnte sie nicht bei der matten Beleuchtung
und grelles Licht schmerzte die müden Angcn.
Wie lang war immer solch einsamer Abend, wie
endlos dehnte sich die Nacht! . . . Ruhelos horchte
sie daun Stunde um Stunde auf das Ticken der Uhr,
ans das Fallen des Regens — alles so eintönig und
doch irritierend.
Sie griff nach dem Fläschchen mit Morphium, das
im Schubfach ihres Nachttisches lag.^ Für einige
Stunden hatte sie dann wenigstens Ruhe. Wem
schadete cs, wenn sie sich diese Erleichterung gewährte?
Ihr selber hatte der Arzt gesagt — ach, ihr schadete
und nützte nichts mehr, sie wußte es wohl!
(Fortsetzung folgt.)
iir -
folterte ihre gereizten Nerven.
es schön würde."
Trotz leiser Gewissensbisse beschloß sie, den Kasino»
ball mitznmachcn. Irma redete ihr eifrig zn. Sie
fühle sich bedeutend besser und freue sich so auf die
Beschreibung des Festes.
Das gab endlich den Ausschlag und besiegte die
letzten Bedenken.
„Komm noch zu mir in deinem Ballkleid, Ilse!
Ich möchte dich gern sehen."
„Ja, Jrmchen, gewiß; aber es wird nicht viel
an mir zn sehen sein. "
kein Band, keine Blume
ladnng. Sie wurde sogar ganz lebhaft und besprach
mit der Schwester die wichtige Toilettenangelegen-
hcit.
Ilse sah wieder deutlich, wie dies rührend un-
egoistische Wesen nur für sich selbst nichts mehr er-
wartete und hoffte — an dem Ergehen der Schwester
nahm sie nach wie vor noch lebhaft teil.
Der hinzngezogene Spezialist faßte Irmas Krank-
heit sehr ernst auf. Seine Mittel schienen ihr einige
Erleichterung zn gewähren. Seitdem der Arzt da
um seine Frau.
Ein ganz weißes Kleid —
— nichts."
„Hat Örtzin dir keine
Blumen geschickt?"
„Doch — einen wun-
dervollen roten Rosen-
strauß. Soll ich ihn
dir bringen? Ich möchte
die Rosen an dein Bett
stellen."
„Nein — nm keinen
Preis. Dn weißt, ich
liebe keine abgeschnitte-
nen Blumen. Und diese
mußt du vor allen
Dingen behalten. —
Ilse, sprich dich heut
mit Ortzin aus. Er
war lauge uicht hier.
Wüßte ich dich uur erst
geborgen !"
„Ach, Arcl — dn
weißt, Ortzin heißt mit
Vornamen Arcl, und
wir nennen uns heim-
lich dn und bei Na-
men — also Arcl, Irm-
chcn, der läuft mir
uicht davon!" Die
neckischen Grübchen er-
schienen seit langer Zeit
einmal wieder in Ilses
Wangen und Kinn.
„Darum mach dir keine
Sorgen. Bis zum Früh-
ling ist's nicht lange
mehr hin. Daun kommt
Onkel Griesgram aus
Neapel nach Hause,
und wir feiern fröh-
liche Verlobung — bis
dahin muß aber mein
Schwesterchen gesund
sein!"
„Zieh dich an, Ilse,
dn hast nicht mehr viel
Zeit."
„Mehr wie genug —
das geht sehr rasch!"
Irma sah ihr nach.
„Schön, gesund und ge-
liebt," sagte sie leise
vor sich hin. „Wie fest
würde ich vielleicht am
Leben hängen, wenn ich
es auch wäre!"
Das Feuer im Ka-
min starb langsam. Ein-
zelne bläuliche Flämm-
chen züngelten noch um
die ausgebrannten Koh-
len. Der Wind heulte
im Schornstein.
Draußen wirbelten
die ersten Schneeflocken
in der Luft; aber es
bildete sich keine weiße
Decke über der schmutzig
grauen Erde. Alles zer-
floß wieder und löste
sich in leise rieselnden
Regen auf.
die Kissen zurück. Das
„Es gibt eben viele unausstehlich pedantische
Leute in der Welt, liebe Ilse."
Ilse znckte die Achseln. „Ach, das ist jetzt alles
ganz egal! Ich muß über Irma mit dir reden,
Kurt."
„Über Irma?" Sein Gesicht nahm einen seltsam
gespannten Ausdruck an.
„Ja. Irma ist krank, schwer krank . . . Kurt,
ich fürchte beinahe, sie bleibt uns nicht lange mehr."
„Ilse!"
Er ergriff ihre Hand und preßte sie heftig.
Es tat ihr weh.
Ein seltsamer Blick
leuchtete in seinen Augen
ans.
Ilse trat entsetzt
einen Schritt zurück.
Eine Sekunde stand ihr
Herz still.
Das war nicht
Schmerz, was sic in den
Augen des Schwagers
las, sondern eine gierige
Hoffnung, ein unbe-
herrschte;, brennendes
Verlangen.
Was konnte das be-
deuten?
Sie rang ihre Hand
aus der seinen. „Kurt! —
Dn bist wohl sehr er-
schrocken, Kurt?"
Flehend stieß sie es
hervor.
„Jawohl — ich bin
erschrocken, sehr er-
schrocken," bestätigte er
langsam. Er trat von
ihr fort; seine Kniee
zitterten. „Es kam mir
so unerwartet. Du
täuschest dich wirklich
nicht?"
„Nein. Dn mußt
einen besseren Arzt hin-
zuziehen."
„Gewiß — gewiß...
ich schreibe sofort. Es
darf nichts versäumt
werden. Arme Irma!" .
„Arme Irma!" wie- i
derholte Ilse bitter.
War es möglich, daß
der eigene Mann den
Tod der kränklichen
Fran wünschte? Heiße
Tränen traten in ihre f
Augen.
Was tat sie ihm,
dies sauste, anspruchs-
lose Wesen, das nur
in stillster Zurückge-
zogenheit mit ihren Bü-
chern zu leben begehrte,
nie einen Anspruch
machte, nie ein Wort
der Klage äußerte!
Kurt machte sich an
seinem Schreibtisch zn
schassen. „Übrigens,
Ilse," — sein Ton klang
etwas gemacht heiter,
— „du siehst doch
vielleicht zn schwarz.
Irma war schon oft
leidend. Du wirst mir
auch ganz blaß von dem
vielen Stubensitzen.Zum
Reiten ist das Wetter
freilich zu schlecht!"
„Ich möchte jetzt
auch nicht reiten, auch wenn
„Ich sage es ja - - du läßt schon das Köpfchen
hängen. Das paßt nicht zur Krasikenpslege. Eine
kleine Aufmunterung ist dir sehr nötig. Ich habe
da soeben eine Aufforderung vom Offizierskorps
bekommen. In acht Tagen >st Kasinoball. Ich
denke, wir beide fahren hin."
Ilse nahm die Einladungskarten in die Hand.
Ein glückliches Lächeln stahl sich um ihren Mund
Endlich eine Gelegenheit, bei der sie Ortzin sehen und
ungestört sprechen tonnte! „Wir müssen es von Irmas
Befinden abhängig machen," sagte sie. „Wenn es
ihr nicht gut geht, sage ich im letzten Moment
noch ab."
„Gewiß; aber Irma selbst wird dir znredcn, den
Lall zn besuchen." —
Irma nahm wirklich regen Anteil an der Ein-