Unkälle im Ärkus: Abiture kies Liurcullatirers Miniing. (5. 415)
lliüäüe im Lirkus k
Zturr c!es Akrobaten Lee-Illes im Lirkus kemciuäo
in Paris. (?. 415)
ins
nnd
Der
sich
ent-
sei un-
Dann
besorgte ich noch in der Nacht Kleider, Wäsche nnd
ein versiegeltes Paket mit Schriftstücken, das mir
mein Herr vorher übergeben hatte, ferner zwei Sand-
sacke von seinem ungefähren Gewicht. Zwei Stunden
später, noch ehe es tagte, war mein Herr schon unter-
wegs nach Calais."
„Und das Begräbnis?"
„Man begrub die Sandsäcke. Den Sarg empfing
ich vom Fabrikanten im Hausflur. Ich legte per-
sönlich die Sandsäcke in den Sarg, nagelte ihn zu,
bching ihn mit Blumen und Kränzen — das war
alles. Das übrige ging ganz von selbst. Am nächsten
Tag erschienen die zum Begräbnis Eingeladcnen, die
Sänger, die Trauermusik; die Marquise war ganz
in Tränen aufgelöst, der Marquis Gaston erschien
in tadelloser Trauer, schwarz bis ans die Uhrkette
und das Hemd, und der ganze imposante Tranerzug
-- ich auch '— bewegte sich am Hellen lichten Tage
durch die Straßen von Paris hinter den Sandsäcken
her nach dem Pore Lachaise. So starb Mister Sam
Scheppers, der Marquis d'Aigrc, nnd so wurde er
begraben."
Mister Sandow, der schon während der Erzählung
Greens leise und nnmerklich immer näher an ihn
herangcrnckt war, legte jetzt leicht die Hand ans seine
Schulter und sagte halblaut: „Sie sind verhaftet,
müßten Sie besser Englisch sprechen, und wenn Sie
ein Hufschmied wären, so sähe man das an Ihren
Händen. Spielen Sie also keine Komödie. Sie ist
hier nicht angebracht, denn ich komme als Ihr Freund.
Sie kennen mich doch? Perkins, den Rechtsanwalt
Perkins kennen Sie doch?"
„Habe nicht die Ehre," sagte der Mann kurz nnd
warf einen prüfenden Blick auf die beiden Begleiter
Perkins'.
„Ach so!" fuhr Perkins fort, „Sie haben Angst
vor den beiden Fremden? Also hören Sie zu, Mister
Green. Sie sollen alles wissen, damit Sie Vertrauen
fassen. Wir sind nicht hier, um Ihnen irgendwelchen
Schaden zu tun. Im Gegenteil, mag passiert sein,
was will, an mir werden Sie immer einen energischen
und kundigen Verteidiger finden. Erinnern Sie sich
daran, wenn Sie einmal Veranlassung dazu haben.
Ich bin der Rechtsanwalt der Marquise d'Aigre und
brauche in ihrem Prozeß gegen den alten Elverdaal
Ihr Zeugnis. Verstanden?"
„Kein Wort."
„Zum Teufel auch, jetzt habe ich es satt, Green,"
versetzte Perkins ungeduldig. „Wollen Sie uns
sagen, was Sie wissen, oder nicht? Ich kann schließ-
lich auch anders mit Ihnen reden, wenn Sie mich
dazu zwingen. Wenn wir Sie mitnehmen, so wird
sich gleich Herausstellen, ob Sie Thomas Green oder
Nepomuk Tilliwater ans Canterbury sind, und ob
das, was Sie dem Steuermann Brockers über den
angeblichen Tod des alten Scheppers erzählt haben,
wahr ist oder nicht."
Der Mann machte eine unwillkürliche Bewegung,
als ob er unter den Tisch kriechen wolle. „Mit-
uehmen?" fragte er ängstlich.
„Natürlich. Wenn Sie uns dazu zwingen, was
sollen wir denn anderes tun, um die Wahrheit zu
erfahren? Sagen Sie uns aber freiwillig alles,
was Sie wissen, so sichere ich Ihnen meinen Bei-
stand in allen Fällen zu, es kann kommen, wie es will,
schlimm wird es für Sie auf keinen Fall werden "
Der angebliche Green sah zuerst den Rechtsanwalt,
dann seine beiden Begleiter an, nnd nach einer
längeren Pause sagte er endlich: „Nun gut, Mister
Perkins, ich bin Thomas Green, und da Sie mich
für jeden Fall Ihres Beistandes versichert haben, und
ich schließlich ja doch auch nicht anders kann, selbst
wenn ich mich augenblicklich weigere, so will ich
Ihnen alles sagen, was ich weiß. Fragen Sie also,
was Sie wissen wollen."
Perkins fiel offenbar ein Stein vom Herzen. „Na,
alter Junge," sagte er tief aufatmend, „warum denn
nun und erst nicht? Aber wohlverstanden, Green,
die reine Wahrheit. Sie wissen, um was es sich
handelt, und-es wird gewiß nicht Ihr Schaden sein,
selbst wenn Sie dabei etwas mehr sagen müssen, als
für Ihre Sittenreinheit gut sein sollte. Nur keine
Angst. Es wird so schlimm nicht werden."
ihn schon lange vorher. Es war eine Erlösung für
ihn, wie ich ihm den Vorschlag machte. Ich merkte
es wohl."
„Aber nun weiter, Green. Die Marquise sah
doch ihren Gemahl tot im Bette liegen. Wie ging
das zu?"
„Es hätten ihn auch andere Leute für tot ge-
halten, auch wenn sie ihn genauer angesehen hätten
als die Marquise. Durand hatte dem Marquis
etwas cingegeben, worauf er kalt und starr wurde
wie eine richtige Leiche. Aber es dauerte noch nicht
einmal ganz eine Stunde, also eine etwas starke
Betäubung. In dieser Zeit mußte alles geschehen,
nnd das war meine Aufgabe."
„Gut, gut, Green. Was taten Sie nun?"
„Wer weiß, ob ich's getan hätte, wenn mich
nicht der alte Gauner, der Brockers, so geärgert,
meinen alten Herrn so niederträchtig gepeinigt hätte,
lind dann tat ich doch nur, was mir als Diener von
meinem Herrn befohlen wurde."
„Ganz richtig, ganz richtig. Nur weiter. Was
taten Sie?"
„Ich trug den Körper meines Herrn in Gemein-
schaft mit der amtlichen Leichenfrau hinunter
Untergeschoß, gab der Fran zwanzig Franken
schickte sie fort. Es war die höchste Zeit.
Marquis mußte jeden Augenblick wieder zu
kommen. Die Diener, die sich hernmdrängten,
sernte ich ebenfalls unter dem Vorgeben, es
gesund, in der Nähe der Leiche zu weilen.
„Ich werde sagen, was ich weiß," er-
widerte Green bestimmt, „mehr können
Sic nicht verlangen."
„Tue ich auch nicht. Also, Mister
Green, wie befindet sich der alte Sam
Scheppers? Sie haben zu Brockers er-
zählt, Sie hätten ihn gesehen. Besinnen
Sie sich wohl!"
„Ich habe den alten Scheppers in
voriger Woche — es war Montag kurz
nach drei Uhr —" erwiderte Green sehr
bestimmt, „in einem Cab die Lombard-
, Street hinnnterfahren sehen. Angen-
/ scheinlich befand er sich ganz leidlich,
Mister Perkins, jedenfalls besser, als
ich augenblicklich."
„Sie haben ihn wirklich gesehen,
Green?" fragte Perkins erregt, „Sie
können das beschwören?"
„Natürlich. Weshalb sollte ich es denn nicht
können?"
„Haben auch mit ihm gesprochen?"
„Nein. Wie konnte ich denn? Ersaßim Wagen
und fuhr davon. Ehe ich einen Wagen bekommen
hätte, war er längst über alle Berge."
„Und haben ihn auch nicht wieder getroffen?"
„Hm! Dann fäße ich nicht hier, in dieser elen-
den Spelunke! Ich habe ihn gesucht wie mein
Glück. Hätte ich ihn gefunden, wäre ich schon
längst fort."
„Fort? Wieso?"
„Er hätte tüchtig bluten müssen, soviel ist sicher.
Unter fünftausend Pfund hätte ich ihn nicht
losgelassen. Das hat er wahrscheinlich auch ge-
merkt und ist mir ans dem Wege gegangen."
„Weshalb glauben Sie, daß er Ihnen so
viel Geld würde gegeben haben?" fragte Perkins
weiter.
Aber Green zuckte nur die Schultern und
sagte nichts.
„Das hängt also wohl mit seinem vorgeblichen
Tode zusammen?" fragte Perkins weiter. „Nur
heraus mit der Sprache, Mister Green! Ich ver-
sichere Sie, es wird nicht halb so schlimm, als Sie
fürchten."
„Wenn ich nicht war, säße Scheppers jetzt im
Znchthanse und führe nicht wie ein großer Herr die
Lombard-Street hinunter."
„Wie ging das zu, Mister Green?"
„Brockers ist an allem schuld," murmelte Green
halblaut.
„Brockers? Weshalb der? Wohl wegen der
fünfhundert Pfund?"
„Ei was, fünfhundert Pfund! Wegen fünfhun-
dert Pfund hätte sich der alte Scheppers nicht nur-
gesehen. Aber Brockers verlangte als Abschlags-
zahlung zwanzigtansend."
„Warum das?"
„Das ist es ja eben. Ter Alte wußte
sich nicht mehr anders zu helfen. Gott
weiß, was damals in der Südsee vorge-
gangen ist! Ich weiß nur, daß Brockers
meinem alten Herrn wie ein Vampyr
gegenübergetreten ist. Er hat mir das
damals in der Nacht vo-r — — vor seinem
Tode selbst erzählt. Er konnte sich nicht
mehr vor dem Menschen retten. Droh-
briefe, Denunziationen, Furcht, Gewissens-
bisse — alles stürmte auf ihn ein. Fragen
Sie nur den jungen Marquis. Er wird
wohl davon wissen, wie sein Stiefvater
dis letzten Tage verbrachte."
„Weiter, weiter. Was geschah nun?"
„Mein Gott," fuhr Green etwas zö-
gernd fort, als ob ihm bei diesem Be-
kenntnis doch recht unbehaglich würde,
„ich ging schließlich ans die Sache ein. Er-
gab mir zur Bestreitung der Kosten nnd
für meine Bemühungen in der Angelegen-
heit tausend Pfund. Die Hälfte davon
gab ich dem Arzt, der den Totenschein
ausstellte."
„Der also doch falsch war."
„Natürlich war er falsch, aber für
zwölftansend Franken kann man schon ein-
mal seinen Namen irgend wohin schreiben.
Außerdem geschah das so undeutlich, daß
wohl kein Menfch aus der Unterschrift klug
geworden ist. Und wenn auch, der Arzt
hatte lange Zeit, nm seiner Wege zu
gehen. Mehr als wir."
„Wie hieß der Arzt? Wissen Sie das
noch?"
„Durand," antwortete Green gleich-
gültig. „Er war ein armer Teufel, der
mehr Schulden wie Haare auf dem Kopfe
hatte und dem der Boden in Paris ohne-
hin unter den Füßen brannte. Ich kannte
lliüäüe im Lirkus k
Zturr c!es Akrobaten Lee-Illes im Lirkus kemciuäo
in Paris. (?. 415)
ins
nnd
Der
sich
ent-
sei un-
Dann
besorgte ich noch in der Nacht Kleider, Wäsche nnd
ein versiegeltes Paket mit Schriftstücken, das mir
mein Herr vorher übergeben hatte, ferner zwei Sand-
sacke von seinem ungefähren Gewicht. Zwei Stunden
später, noch ehe es tagte, war mein Herr schon unter-
wegs nach Calais."
„Und das Begräbnis?"
„Man begrub die Sandsäcke. Den Sarg empfing
ich vom Fabrikanten im Hausflur. Ich legte per-
sönlich die Sandsäcke in den Sarg, nagelte ihn zu,
bching ihn mit Blumen und Kränzen — das war
alles. Das übrige ging ganz von selbst. Am nächsten
Tag erschienen die zum Begräbnis Eingeladcnen, die
Sänger, die Trauermusik; die Marquise war ganz
in Tränen aufgelöst, der Marquis Gaston erschien
in tadelloser Trauer, schwarz bis ans die Uhrkette
und das Hemd, und der ganze imposante Tranerzug
-- ich auch '— bewegte sich am Hellen lichten Tage
durch die Straßen von Paris hinter den Sandsäcken
her nach dem Pore Lachaise. So starb Mister Sam
Scheppers, der Marquis d'Aigrc, nnd so wurde er
begraben."
Mister Sandow, der schon während der Erzählung
Greens leise und nnmerklich immer näher an ihn
herangcrnckt war, legte jetzt leicht die Hand ans seine
Schulter und sagte halblaut: „Sie sind verhaftet,
müßten Sie besser Englisch sprechen, und wenn Sie
ein Hufschmied wären, so sähe man das an Ihren
Händen. Spielen Sie also keine Komödie. Sie ist
hier nicht angebracht, denn ich komme als Ihr Freund.
Sie kennen mich doch? Perkins, den Rechtsanwalt
Perkins kennen Sie doch?"
„Habe nicht die Ehre," sagte der Mann kurz nnd
warf einen prüfenden Blick auf die beiden Begleiter
Perkins'.
„Ach so!" fuhr Perkins fort, „Sie haben Angst
vor den beiden Fremden? Also hören Sie zu, Mister
Green. Sie sollen alles wissen, damit Sie Vertrauen
fassen. Wir sind nicht hier, um Ihnen irgendwelchen
Schaden zu tun. Im Gegenteil, mag passiert sein,
was will, an mir werden Sie immer einen energischen
und kundigen Verteidiger finden. Erinnern Sie sich
daran, wenn Sie einmal Veranlassung dazu haben.
Ich bin der Rechtsanwalt der Marquise d'Aigre und
brauche in ihrem Prozeß gegen den alten Elverdaal
Ihr Zeugnis. Verstanden?"
„Kein Wort."
„Zum Teufel auch, jetzt habe ich es satt, Green,"
versetzte Perkins ungeduldig. „Wollen Sie uns
sagen, was Sie wissen, oder nicht? Ich kann schließ-
lich auch anders mit Ihnen reden, wenn Sie mich
dazu zwingen. Wenn wir Sie mitnehmen, so wird
sich gleich Herausstellen, ob Sie Thomas Green oder
Nepomuk Tilliwater ans Canterbury sind, und ob
das, was Sie dem Steuermann Brockers über den
angeblichen Tod des alten Scheppers erzählt haben,
wahr ist oder nicht."
Der Mann machte eine unwillkürliche Bewegung,
als ob er unter den Tisch kriechen wolle. „Mit-
uehmen?" fragte er ängstlich.
„Natürlich. Wenn Sie uns dazu zwingen, was
sollen wir denn anderes tun, um die Wahrheit zu
erfahren? Sagen Sie uns aber freiwillig alles,
was Sie wissen, so sichere ich Ihnen meinen Bei-
stand in allen Fällen zu, es kann kommen, wie es will,
schlimm wird es für Sie auf keinen Fall werden "
Der angebliche Green sah zuerst den Rechtsanwalt,
dann seine beiden Begleiter an, nnd nach einer
längeren Pause sagte er endlich: „Nun gut, Mister
Perkins, ich bin Thomas Green, und da Sie mich
für jeden Fall Ihres Beistandes versichert haben, und
ich schließlich ja doch auch nicht anders kann, selbst
wenn ich mich augenblicklich weigere, so will ich
Ihnen alles sagen, was ich weiß. Fragen Sie also,
was Sie wissen wollen."
Perkins fiel offenbar ein Stein vom Herzen. „Na,
alter Junge," sagte er tief aufatmend, „warum denn
nun und erst nicht? Aber wohlverstanden, Green,
die reine Wahrheit. Sie wissen, um was es sich
handelt, und-es wird gewiß nicht Ihr Schaden sein,
selbst wenn Sie dabei etwas mehr sagen müssen, als
für Ihre Sittenreinheit gut sein sollte. Nur keine
Angst. Es wird so schlimm nicht werden."
ihn schon lange vorher. Es war eine Erlösung für
ihn, wie ich ihm den Vorschlag machte. Ich merkte
es wohl."
„Aber nun weiter, Green. Die Marquise sah
doch ihren Gemahl tot im Bette liegen. Wie ging
das zu?"
„Es hätten ihn auch andere Leute für tot ge-
halten, auch wenn sie ihn genauer angesehen hätten
als die Marquise. Durand hatte dem Marquis
etwas cingegeben, worauf er kalt und starr wurde
wie eine richtige Leiche. Aber es dauerte noch nicht
einmal ganz eine Stunde, also eine etwas starke
Betäubung. In dieser Zeit mußte alles geschehen,
nnd das war meine Aufgabe."
„Gut, gut, Green. Was taten Sie nun?"
„Wer weiß, ob ich's getan hätte, wenn mich
nicht der alte Gauner, der Brockers, so geärgert,
meinen alten Herrn so niederträchtig gepeinigt hätte,
lind dann tat ich doch nur, was mir als Diener von
meinem Herrn befohlen wurde."
„Ganz richtig, ganz richtig. Nur weiter. Was
taten Sie?"
„Ich trug den Körper meines Herrn in Gemein-
schaft mit der amtlichen Leichenfrau hinunter
Untergeschoß, gab der Fran zwanzig Franken
schickte sie fort. Es war die höchste Zeit.
Marquis mußte jeden Augenblick wieder zu
kommen. Die Diener, die sich hernmdrängten,
sernte ich ebenfalls unter dem Vorgeben, es
gesund, in der Nähe der Leiche zu weilen.
„Ich werde sagen, was ich weiß," er-
widerte Green bestimmt, „mehr können
Sic nicht verlangen."
„Tue ich auch nicht. Also, Mister
Green, wie befindet sich der alte Sam
Scheppers? Sie haben zu Brockers er-
zählt, Sie hätten ihn gesehen. Besinnen
Sie sich wohl!"
„Ich habe den alten Scheppers in
voriger Woche — es war Montag kurz
nach drei Uhr —" erwiderte Green sehr
bestimmt, „in einem Cab die Lombard-
, Street hinnnterfahren sehen. Angen-
/ scheinlich befand er sich ganz leidlich,
Mister Perkins, jedenfalls besser, als
ich augenblicklich."
„Sie haben ihn wirklich gesehen,
Green?" fragte Perkins erregt, „Sie
können das beschwören?"
„Natürlich. Weshalb sollte ich es denn nicht
können?"
„Haben auch mit ihm gesprochen?"
„Nein. Wie konnte ich denn? Ersaßim Wagen
und fuhr davon. Ehe ich einen Wagen bekommen
hätte, war er längst über alle Berge."
„Und haben ihn auch nicht wieder getroffen?"
„Hm! Dann fäße ich nicht hier, in dieser elen-
den Spelunke! Ich habe ihn gesucht wie mein
Glück. Hätte ich ihn gefunden, wäre ich schon
längst fort."
„Fort? Wieso?"
„Er hätte tüchtig bluten müssen, soviel ist sicher.
Unter fünftausend Pfund hätte ich ihn nicht
losgelassen. Das hat er wahrscheinlich auch ge-
merkt und ist mir ans dem Wege gegangen."
„Weshalb glauben Sie, daß er Ihnen so
viel Geld würde gegeben haben?" fragte Perkins
weiter.
Aber Green zuckte nur die Schultern und
sagte nichts.
„Das hängt also wohl mit seinem vorgeblichen
Tode zusammen?" fragte Perkins weiter. „Nur
heraus mit der Sprache, Mister Green! Ich ver-
sichere Sie, es wird nicht halb so schlimm, als Sie
fürchten."
„Wenn ich nicht war, säße Scheppers jetzt im
Znchthanse und führe nicht wie ein großer Herr die
Lombard-Street hinunter."
„Wie ging das zu, Mister Green?"
„Brockers ist an allem schuld," murmelte Green
halblaut.
„Brockers? Weshalb der? Wohl wegen der
fünfhundert Pfund?"
„Ei was, fünfhundert Pfund! Wegen fünfhun-
dert Pfund hätte sich der alte Scheppers nicht nur-
gesehen. Aber Brockers verlangte als Abschlags-
zahlung zwanzigtansend."
„Warum das?"
„Das ist es ja eben. Ter Alte wußte
sich nicht mehr anders zu helfen. Gott
weiß, was damals in der Südsee vorge-
gangen ist! Ich weiß nur, daß Brockers
meinem alten Herrn wie ein Vampyr
gegenübergetreten ist. Er hat mir das
damals in der Nacht vo-r — — vor seinem
Tode selbst erzählt. Er konnte sich nicht
mehr vor dem Menschen retten. Droh-
briefe, Denunziationen, Furcht, Gewissens-
bisse — alles stürmte auf ihn ein. Fragen
Sie nur den jungen Marquis. Er wird
wohl davon wissen, wie sein Stiefvater
dis letzten Tage verbrachte."
„Weiter, weiter. Was geschah nun?"
„Mein Gott," fuhr Green etwas zö-
gernd fort, als ob ihm bei diesem Be-
kenntnis doch recht unbehaglich würde,
„ich ging schließlich ans die Sache ein. Er-
gab mir zur Bestreitung der Kosten nnd
für meine Bemühungen in der Angelegen-
heit tausend Pfund. Die Hälfte davon
gab ich dem Arzt, der den Totenschein
ausstellte."
„Der also doch falsch war."
„Natürlich war er falsch, aber für
zwölftansend Franken kann man schon ein-
mal seinen Namen irgend wohin schreiben.
Außerdem geschah das so undeutlich, daß
wohl kein Menfch aus der Unterschrift klug
geworden ist. Und wenn auch, der Arzt
hatte lange Zeit, nm seiner Wege zu
gehen. Mehr als wir."
„Wie hieß der Arzt? Wissen Sie das
noch?"
„Durand," antwortete Green gleich-
gültig. „Er war ein armer Teufel, der
mehr Schulden wie Haare auf dem Kopfe
hatte und dem der Boden in Paris ohne-
hin unter den Füßen brannte. Ich kannte