Alultrlsrts kunGäiciu
lluitus v. liiebig.
lichen Büchern über Agrikultur-
chemie, Tierchemie u. s. w. seine
„Chemischen Briefe" epochemachend
gewirkt. —
Ein schweres Brandunglück
hat die alte Stadt Konstanz am
Bodensee heimgesucht und die
ganze Einwohnerschaft in die größte
Aufregung versetzt. Das Feuer, das
höchst wahrscheinlich von ruchloser
Hand angelegt worden war, brach
um Mitternacht im Lagerhaus der
Speditionsfirma Friedrich Wie-
ler oder in der unmittelbar daran
grenzenden Glasereiwerkstütte von
Müller jun. aus und fand in den
Magazinen mit ihrem zum Teil
leicht brennbaren Jnhglt so reich-
liche Nahrung, daß es mit über-
raschender Schnelligkeit um sich
griff und außer den oben genann-
ten Gebäuden noch elf Wohnhäuser
vernichtete. Der in jener Nacht
herrschende starke Wind begünstigte
die Ausbreitung der Flammen, der
herbeigeeilten Feuerwehr fehlte es
an Wasser, und so bemächtigte
und die Gesetze ! sich ein allgemeiner Schrecken der aus dem Schlafe auf-
I^er bevorstehende 100. Geburtstag Justus v. Liebigs ! Schriftsteller verständlich zu machen. In dieser Bezie-
" weckt die Erinnerung an einen deutschen Gelehrten, der § hung haben neben seinen bedeutenden wissenschaft-
nicht nur eine glänzende Leuchte sei-
ner Wissenschaft war, der sich durch
sein Lebenswerk auch den Ruhm
eines der größten Wohltäter der
modernen Menschheit erworben
hat. Justus Liebig, am 12. Mai 1803
zu Darmstadt geboren, feit 1824
Professor der Chemie in Gießen,
1845 wegen seiner wissenschaft-
lichen Verdienste in den Freiherrn-
stand versetzt, 1852 nach München
berufen, wo er Präsident der Aka-
demie der Wissenschaften wurde
und am 18. April 1873 starb, ist
einer der großen Reformatoren
der Naturwissenschaft, welche der-
selben ganz neue Bahnen gebrochen,
ganz neue weite und fruchtbare
Gebiete erobert haben. Der Che-
mie, der Physiologie, der Land-
wirtschaft gab er erst die festen
wissenschaftlichen Fundamente. Er
machte die Chemie fruchtbar für
die Erkenntnis des pflanzlichen und
tierischen Lebens, er war der Schöp-
fer der Agrikulturchemie, welcher
die Bedeutung der Mineralstoffe für
die Pflanzenernährung zuerst nachwies . . , . . „ , , , ,
des rationellen Feldbaus aufstellte. Noch viele andere gestörten Einwohnerschaft, da man nicht ohne Grund
es der Feuerwehr nach den größten Anstrengungen und
nachdem sie Unterstützung von den nahen Orten
der Schweiz erhalten hatte, des entfesselten Elementes
Herr zu werden. Noch während die Löscharbeiten fort-
dauerten, wurde in dem Hause des Graveurs Schucker
abermals Feuer angelegt, doch gelang es diesmal, es noch
im Keime zu ersticken. Die Überzeugung ist allgemein,
daß der Brand keinem Zufall oder keiner Fahrlässigkeit,
sondern absichtlicher Brandstiftung seine Entstehung ver-
dankt. Noch in derselben Nacht wurden von der Polizei
fünf Verhaftungen vorgenommen. —
Der neueste Stern der Artistenwelt ist ein Kopf-
gänger, ein Mann, der auf dem Kopfe geht, nicht etwa
Cm l<opkgängsr.
in der bisher üblichen Weise, das heißt den Kopf nach
unten und die Hände als Werkzeuge der Fortbewegung
benützend, nein, im buchstäblichen Sinne auf dem Kops
und mit dem Kopf. Dieser seltsame Künstler ist ein ge-
borener Däne, zählt 23 Jahre und begann seine Lauf-
bahn vor kurzem in Paris. Das dortige Sportblatt „Velo",
bei dem der Däne seinen Besuch machte, berichtet über ihn:
„Als wir einige Zweifel laut werden ließen, daß man
ohne Hilfe der Hände aus dem Kopse gehen könne, er-
klärte sich unser ungewöhnlicher Gast sofort bereit, eine
Probe feiner Kunst zu geben. Im Nu hatte er seinen Rock
abgeworfen, worauf er sich
-eine Art Krone, die ein
Kissen bildete und am Kinn
durch ein Band festgehalten
wurde, auf dem Haupte be-
festigte und die Beine in die
Lust streckte, so daß der Kopf
allein den Boden berührte,
der in diesem Fall durch
unseren Redaktionstisch dar-
gestellt wurde. Dann wohn-
ten wir einen: höchst merk-
würdigen Schauspiel bei:
der Mann „durchlief" den
Tisch der ganzen Länge nach,
indem er sprungweise vor-,
wärtsschritt, wobei einzig und
allein der Kopf mit dem
Tische in Berührung kam.
Wo und wiefindetdersonder-
bare Wanderer die Kraft zu
solchen Kopssprüngen? Dar-
aus können wir keine Antwort
geben! Sicher ist nur, daß
rhm das Kunststück gelang,
wie nur uns selbst überzeugen
konnten." Der eigenartige
Akrobat bot eine Wette an,
er wolle eine Strecke von
mehreren Kilometern auf
diese Weise zurücklegen; er
würde immer zwei Minuten
springen und dann zwei Mi-
nuten Pause machen. —
In München fand die
fünfte bayerische Militär-
brieftaubenausstellung
Von Zer Militärbrieitauben- un<I Eeilügelausitellung in lllüncüen: üuiiliegeulaiieu Zer kriekiaubem
Nach smsr Püotograpkls von Ncisgor L Sorgen in München.
ünlicüt Zer kranclitätte in Konstant. Nack einer pliologrciüliie von WrsZ Volk, kokpkotograpli in Konllnne.
seiner Entdeckungen sind, indem sie der Industrie neue fürchtete, ein großer Teil der Stadt werde dem fessellos
Ziele und neue Methoden erschlossen, zu nutzbringender j wütenden Brande zum Opfer fallen. Zum Glück gelang
praktischer Verwertung ge-
langt, und mit Recht ist da-
her gesagt worden, daß
wohl selten ein Gelehrter sich
so eingehend mit der prakti-
schen Verbesserung des ma-
teriellen Lebens befaßt hat
wie Liebig. Darüber sind
aber seine Verdienste als
Lehrer nicht zu vergessen!
Als Professor der Chemie in
Gießen errichtete er das
erste chemische Laboratorium
für experimentellen Unter-
richt, das in den Dreißiger-
jahren des vorigen Jahr-
hunderts durch ihn zum
Mittelpunkt des. chemischen
Studiums auf der ganzen
Erde wurde. Aus allen
Ländern strömten ihm Schü-
ler zu, und eine große Zahl
der hervorragendsten Chemi-
ker der Gegenwart hat sich
in Gießen unter ihm gebil-
det. In München konnte er
dann fast ausschließlich seinen
physiologischen Forschungen
leben. Wie er es aber mei-
sterlich verstand, die Ergeb-
nisse seines Forschens in Rede
und Schrift für die Berufs-
genossen darzustellen, so war
ihn: die weitere Gabe ver-
liehen, sich auch den: nicht
fachmännisch gebildeten
Publikum als Redner und
lluitus v. liiebig.
lichen Büchern über Agrikultur-
chemie, Tierchemie u. s. w. seine
„Chemischen Briefe" epochemachend
gewirkt. —
Ein schweres Brandunglück
hat die alte Stadt Konstanz am
Bodensee heimgesucht und die
ganze Einwohnerschaft in die größte
Aufregung versetzt. Das Feuer, das
höchst wahrscheinlich von ruchloser
Hand angelegt worden war, brach
um Mitternacht im Lagerhaus der
Speditionsfirma Friedrich Wie-
ler oder in der unmittelbar daran
grenzenden Glasereiwerkstütte von
Müller jun. aus und fand in den
Magazinen mit ihrem zum Teil
leicht brennbaren Jnhglt so reich-
liche Nahrung, daß es mit über-
raschender Schnelligkeit um sich
griff und außer den oben genann-
ten Gebäuden noch elf Wohnhäuser
vernichtete. Der in jener Nacht
herrschende starke Wind begünstigte
die Ausbreitung der Flammen, der
herbeigeeilten Feuerwehr fehlte es
an Wasser, und so bemächtigte
und die Gesetze ! sich ein allgemeiner Schrecken der aus dem Schlafe auf-
I^er bevorstehende 100. Geburtstag Justus v. Liebigs ! Schriftsteller verständlich zu machen. In dieser Bezie-
" weckt die Erinnerung an einen deutschen Gelehrten, der § hung haben neben seinen bedeutenden wissenschaft-
nicht nur eine glänzende Leuchte sei-
ner Wissenschaft war, der sich durch
sein Lebenswerk auch den Ruhm
eines der größten Wohltäter der
modernen Menschheit erworben
hat. Justus Liebig, am 12. Mai 1803
zu Darmstadt geboren, feit 1824
Professor der Chemie in Gießen,
1845 wegen seiner wissenschaft-
lichen Verdienste in den Freiherrn-
stand versetzt, 1852 nach München
berufen, wo er Präsident der Aka-
demie der Wissenschaften wurde
und am 18. April 1873 starb, ist
einer der großen Reformatoren
der Naturwissenschaft, welche der-
selben ganz neue Bahnen gebrochen,
ganz neue weite und fruchtbare
Gebiete erobert haben. Der Che-
mie, der Physiologie, der Land-
wirtschaft gab er erst die festen
wissenschaftlichen Fundamente. Er
machte die Chemie fruchtbar für
die Erkenntnis des pflanzlichen und
tierischen Lebens, er war der Schöp-
fer der Agrikulturchemie, welcher
die Bedeutung der Mineralstoffe für
die Pflanzenernährung zuerst nachwies . . , . . „ , , , ,
des rationellen Feldbaus aufstellte. Noch viele andere gestörten Einwohnerschaft, da man nicht ohne Grund
es der Feuerwehr nach den größten Anstrengungen und
nachdem sie Unterstützung von den nahen Orten
der Schweiz erhalten hatte, des entfesselten Elementes
Herr zu werden. Noch während die Löscharbeiten fort-
dauerten, wurde in dem Hause des Graveurs Schucker
abermals Feuer angelegt, doch gelang es diesmal, es noch
im Keime zu ersticken. Die Überzeugung ist allgemein,
daß der Brand keinem Zufall oder keiner Fahrlässigkeit,
sondern absichtlicher Brandstiftung seine Entstehung ver-
dankt. Noch in derselben Nacht wurden von der Polizei
fünf Verhaftungen vorgenommen. —
Der neueste Stern der Artistenwelt ist ein Kopf-
gänger, ein Mann, der auf dem Kopfe geht, nicht etwa
Cm l<opkgängsr.
in der bisher üblichen Weise, das heißt den Kopf nach
unten und die Hände als Werkzeuge der Fortbewegung
benützend, nein, im buchstäblichen Sinne auf dem Kops
und mit dem Kopf. Dieser seltsame Künstler ist ein ge-
borener Däne, zählt 23 Jahre und begann seine Lauf-
bahn vor kurzem in Paris. Das dortige Sportblatt „Velo",
bei dem der Däne seinen Besuch machte, berichtet über ihn:
„Als wir einige Zweifel laut werden ließen, daß man
ohne Hilfe der Hände aus dem Kopse gehen könne, er-
klärte sich unser ungewöhnlicher Gast sofort bereit, eine
Probe feiner Kunst zu geben. Im Nu hatte er seinen Rock
abgeworfen, worauf er sich
-eine Art Krone, die ein
Kissen bildete und am Kinn
durch ein Band festgehalten
wurde, auf dem Haupte be-
festigte und die Beine in die
Lust streckte, so daß der Kopf
allein den Boden berührte,
der in diesem Fall durch
unseren Redaktionstisch dar-
gestellt wurde. Dann wohn-
ten wir einen: höchst merk-
würdigen Schauspiel bei:
der Mann „durchlief" den
Tisch der ganzen Länge nach,
indem er sprungweise vor-,
wärtsschritt, wobei einzig und
allein der Kopf mit dem
Tische in Berührung kam.
Wo und wiefindetdersonder-
bare Wanderer die Kraft zu
solchen Kopssprüngen? Dar-
aus können wir keine Antwort
geben! Sicher ist nur, daß
rhm das Kunststück gelang,
wie nur uns selbst überzeugen
konnten." Der eigenartige
Akrobat bot eine Wette an,
er wolle eine Strecke von
mehreren Kilometern auf
diese Weise zurücklegen; er
würde immer zwei Minuten
springen und dann zwei Mi-
nuten Pause machen. —
In München fand die
fünfte bayerische Militär-
brieftaubenausstellung
Von Zer Militärbrieitauben- un<I Eeilügelausitellung in lllüncüen: üuiiliegeulaiieu Zer kriekiaubem
Nach smsr Püotograpkls von Ncisgor L Sorgen in München.
ünlicüt Zer kranclitätte in Konstant. Nack einer pliologrciüliie von WrsZ Volk, kokpkotograpli in Konllnne.
seiner Entdeckungen sind, indem sie der Industrie neue fürchtete, ein großer Teil der Stadt werde dem fessellos
Ziele und neue Methoden erschlossen, zu nutzbringender j wütenden Brande zum Opfer fallen. Zum Glück gelang
praktischer Verwertung ge-
langt, und mit Recht ist da-
her gesagt worden, daß
wohl selten ein Gelehrter sich
so eingehend mit der prakti-
schen Verbesserung des ma-
teriellen Lebens befaßt hat
wie Liebig. Darüber sind
aber seine Verdienste als
Lehrer nicht zu vergessen!
Als Professor der Chemie in
Gießen errichtete er das
erste chemische Laboratorium
für experimentellen Unter-
richt, das in den Dreißiger-
jahren des vorigen Jahr-
hunderts durch ihn zum
Mittelpunkt des. chemischen
Studiums auf der ganzen
Erde wurde. Aus allen
Ländern strömten ihm Schü-
ler zu, und eine große Zahl
der hervorragendsten Chemi-
ker der Gegenwart hat sich
in Gießen unter ihm gebil-
det. In München konnte er
dann fast ausschließlich seinen
physiologischen Forschungen
leben. Wie er es aber mei-
sterlich verstand, die Ergeb-
nisse seines Forschens in Rede
und Schrift für die Berufs-
genossen darzustellen, so war
ihn: die weitere Gabe ver-
liehen, sich auch den: nicht
fachmännisch gebildeten
Publikum als Redner und