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noch einmal den ganzen Kleinstädter, der mit seinem
Anzug durchaus nicht den Eindruck eines Mannes
hcrvorbrachtc, der so tun konnte, als wollte er ein
industrielles Unternehmen begründen. Sollte etwa
der Wein ans ihm reden? Das schien der Fall zu
sein, denn das Gesicht Heydemanns war jetzt stark
gerötet und von der Stirn rollten bereits Helle, große
Schweißtropfen.
Heydemann tat wieder einen Schluck, wie ein
Mensch, der sich an einem langentbehrten Genuß
nicht genugtun kann. Er wischte sich dann mit einem
kleinen Taschcntüchlein den Schweiß von der Stirn,
lehnte sich behaglich in den Sessel zurück, schloß die
Augen, öffnete sie wieder und sah seinem Gegenüber
mit einem vergnügten Lächeln ins Gesicht.
Ungriki türkilcker Truppen ciuk das Vock Kardintläm (8. 4b2)
„Nun, Sie triuken ja so wenig. Schmeckt es nicht?
Wollen wir mal was anderes nehmen? Sekt —"
„O nein, ich danke!" sagte Krüger fast erschreckt.
„Sie brauchen sich keine Skrupel zu machen."
„Nein, danke," meinte Krüger, „mein künftiger
Schwiegervater-im übrigen glaube ich gar uicht.
daß Sekt im Hause ist. Es ist hier alles so einfach,
bürgerlich und —"
„Das würde wohl als Verschwendung erscheinen,
als eine Verrücktheit? Na, ich glaube, daß ich heute
schou ein bißchen Verschwender sein darf. Ich feiere
heute ein Fest."
„Sie haben Geburtstag?"
„Nein, aber meine Auferstehung. Sehen Sie
mich nicht so verwundert an. Es ist wirklich so.
Seit mehr als elf Jahren der erste Tag, an dem
ich mich als ein freier Mensch fühlen kann."
„Ach so —" meinte Krüger, bloß um was zu sagen.
XXI. 1903.
noch einmal den ganzen Kleinstädter, der mit seinem
Anzug durchaus nicht den Eindruck eines Mannes
hcrvorbrachtc, der so tun konnte, als wollte er ein
industrielles Unternehmen begründen. Sollte etwa
der Wein ans ihm reden? Das schien der Fall zu
sein, denn das Gesicht Heydemanns war jetzt stark
gerötet und von der Stirn rollten bereits Helle, große
Schweißtropfen.
Heydemann tat wieder einen Schluck, wie ein
Mensch, der sich an einem langentbehrten Genuß
nicht genugtun kann. Er wischte sich dann mit einem
kleinen Taschcntüchlein den Schweiß von der Stirn,
lehnte sich behaglich in den Sessel zurück, schloß die
Augen, öffnete sie wieder und sah seinem Gegenüber
mit einem vergnügten Lächeln ins Gesicht.
Ungriki türkilcker Truppen ciuk das Vock Kardintläm (8. 4b2)
„Nun, Sie triuken ja so wenig. Schmeckt es nicht?
Wollen wir mal was anderes nehmen? Sekt —"
„O nein, ich danke!" sagte Krüger fast erschreckt.
„Sie brauchen sich keine Skrupel zu machen."
„Nein, danke," meinte Krüger, „mein künftiger
Schwiegervater-im übrigen glaube ich gar uicht.
daß Sekt im Hause ist. Es ist hier alles so einfach,
bürgerlich und —"
„Das würde wohl als Verschwendung erscheinen,
als eine Verrücktheit? Na, ich glaube, daß ich heute
schou ein bißchen Verschwender sein darf. Ich feiere
heute ein Fest."
„Sie haben Geburtstag?"
„Nein, aber meine Auferstehung. Sehen Sie
mich nicht so verwundert an. Es ist wirklich so.
Seit mehr als elf Jahren der erste Tag, an dem
ich mich als ein freier Mensch fühlen kann."
„Ach so —" meinte Krüger, bloß um was zu sagen.
XXI. 1903.