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Alultrisrts kundickau



Hinter großen Feierlichkeiten hat in Venedig die
^Grundsteinlegung für den neuen Markus-
turm stattgefunden, der an der Stelle und auf den
wohlerhaltenen Fundamenten des am 14. Juli 1902
eingestürzten
alten Glocken-
turmes errich-
tet werden soll.
Zugegenwaren
bei der Feier:
Prinz Vittorio
Emanuele von
Savoyen, Graf
von Turin, als
Vertreter des
Königs von
Italien; der
Unterrichtsmi-
nister Nunzio
Nasi, der Bür-
germeister von
Venedig, Fi-
lippo Grimani,
der Kardinal-
Patriarch Sarto
mit der Geist-
lichkeit, eine
Anzahl hoher
Zivilbeamten
und Militärs
und die Mit-
glieder der
Stadtvertre-
tung. Die
Schiffe im Ha-
fen waren be-
flaggt, eine Ab-
teilung Trup-
pen in Parade-
uniform bildete
Spalier, Ver-
eine mit ihren
Bannern und
eine dichtge- lluca keltrcimi.
drängte festlich
gestimmte Volksmenge füllte den Markusplatz und die
Piazzetta. Nach den üblichen Reden wurde der Grund-
stein, ein mächtiger Block von 800 Kilogramm Geivicht
aus den Steinbrüchen von Monfelice, versenkt, mit ihm
eine auf Pergament niedergeschriebene Urkunde und
einige Gold- und Silbermünzen. Unterzeichnet war die

Urkunde von dem Baumeister Luca Beltrami, dem die
ehrenvolle und schwierige Aufgabe zu teil geworden ist,
den neuen Markusturm ganz nach dem Vorbilde des
alten zu errichten. Beltrami ist im Jahre 18S5 zu Mai-
land geboren, erhielt seine Vorbil-
dung im dortigen Polytechnikum und
an der Kunstakademie und machte sich
in seiner Vaterstadt bald durch künst-
lerifche Pläne,
die er in Wort
und Schrift mit
Gewandtheit
darzustellen
und zu vertei-
digen wußte,
bekannt. Erar-
beitete eine
Zeitlang in Pa-
ris anr Troca-
dero mit, spä-
ter wurde er
Unterinspektor
bei dem Bau
des Stadthau-
ses. Nach sei-
nem Vater-
lande zurückge-
kehrt wirkte
Beltrami als
Regierungs-
baumeister,
Lehrer und
Kunstschriftstel-
ler unermüd-
lich für die Er-
haltung der
vaterländischen
Baudenkmäler,
und seit dreißig
Jahren ist dort
keine wichtige
architektonische Aufgabe in Angriff ge-
nommen worden, bei der man nicht sei-
nen Rat eingszogen hätte. Mailand ver-
dankt ihm besonders vorzügliche Stu-
dien zum Ausbau der Fassade des berühmten Domes und
die Erhaltung und Erneuerung des alten Schlosses der
Sforza, das nun als städtisches Museum eine Zierde der
Stadt ist. Auch die Wiederherstellung der Certosa von
Pavia ist sein Verdienst. In ihm hat die Stadtverwal-
tung von Venedig den richtigen Mann gewonnen, der

den als Wahrzeichen der stolzen Lagunenstadt betrachteten
Markusturm wieder aufrichten wird. Man hofft das
Werk im Laufe von fünf Jahren mit einem Kostenauf-
wande von rund 2V- Millionen Mark vollenden zu
können. —
Die Reise des Präsidenten Loubet durch
Algerien ist zu großer Befriedigung aller Teilnehmer
ohne jeden störenden Zwischenfall verlaufen. Überall

wurde das französische Staatsoberhaupt nicht nur von
den Franzosen, sondern auch von der einheimischen Be-
völkerung mit höchsten Ehren empfangen. Nach den
glänzenden Festlichkeiten >n der Hauptstadt Algier be-
gann die Rundfahrt durch die wichtigsten Städte des
Innern. Zunächst begab sich der Präsident nach Oran.
Auf der dortigen Rennbahn hatten sich die Häupt-
linge der Zamorahstämme mit Gefolge ausgestellt,
um ihn zu erwarten. Die braunen Söhne des Landes
boten auf ihren herrlichen Rossen, mit ihren Fahnen

Oie Ikeiis des Präsidenten lloubet durcti lllgsrien:
kinkunkt der söäuptlinge der 2ainorak!täinnis aus der itennbatin ru vrcin.

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