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vis erits geborgene Kanone der 1807 untergegangenen englücken kregatte „Union".
Nack einer plwtogmptue von SIblon in Neniancs.


^7n Italien ist unmittelbar vor dem Besuch des deut-
« schen Kaisers in Rom ein bedeutsamer Ministerwechsel
vor sich gegangen, indem an Stelle des wegen an-
dauernder Krankheit von seinem Amte zurücktretenden
G. Prinetti der bisherige
Marineminister, Vizeadmi-
ral C. Morin, zum Mi-
nister des Auswärtigen er-
nannt wurde. Morin hat
das Portefeuille des Aus-
wärtigen schon seit der Er-
krankung Prinettis vertre-
tungsweise innegehabt und
bereits mehrere Ministerien
überdauert. Er ist in Ge-
nua geboren und steht jetzt
im 61. Lebensjahre. Früh
trat er in die Marine ein,
in der er infolge seiner
Fähigkeiten schnell vor-
rückte. 1893 wurde er unter
Crispi zum ersten Male
Marineminister und beklei-
dete diesen Posten bis 1896.
Unter dem Ministerium
Saracco im Jahre 1900
übernahm er ihn zum zwei-
ten Male und gab ihn
dann nur ab, um die Erbschaft Prinettis anzutreten. —
Durch die Dynamitanschläge, welche eine Anzahl
mazedonischer Verschwörer in Saloniki verübt hat,

Stadt an Größe und Wich-
tigkeit übertroffen, und wie
sie sich seit ihrer Gründung
im Jahre 318 v. Ehr. in allen
Völkerstürmen bis heutebehaup-
tet hat, so ist ihr auch in Zu-
kunft, mögen die Dinge auf
der Balkanhalbinsel gehen wie
sie wollen, eine bleibende,
voraussichtlich sogar steigende
Bedeutung sicher. —
In England hat man
kürzlich Reliquien aus der
bewegten Zeit der napoleoni-
schen Kriege, die das Meer
bis heute bedeckt hatte, wie-
der an das Tageslicht ge-
bracht. Vor einigen Monaten
entdeckte nämlich der englische
Kapitän Anderson in der
Mountsbai an der Küste von
Cornwall die Überreste der
stolzen Fregatte „Anson",
die dort im Jahre 1807 ge-
sunken war. Er tauchte auf
den Meeresgrund hinab und
stellte fest, daß der Rumpf des
Schiffes völlig zerfallen sei,
aber die Kanonen rings um die Trümmer Herumlagen.
Nach längeren Verhandlungen mit der englischen Admi-
ralität kam ein Vertrag zu stände, wonach der unter-

nehmende Kapitän das Wrack des ehemaligen Kriegs-
schiffes kaufte, und dann begannen die Bergungsarbeiten.
Als erstes Ergebnis derselben wurde eine schwere Ka-
none geborgen, eines der Breitseitgeschütze der „Anson".
Das Rohr, von dessen Größe unser Bild eine anschau-
liche Vorstellung gibt, da es einen Vergleich mit dem
darauf stehenden Kapitän Anderson ermöglicht, war
völlig verrostet und zum Teil stark mit anhängendem
Meersand und Steinen bedeckt, sonst aber vollkommen
unversehrt. Überbleibsel der Lafette waren ebenfalls
noch vorhanden.
Die Rückkehr des Königs Georg von Sachsen
nach Dresden aus dem Süden, wo er zur Wieder-
herstellung seiner Gesundheit sechs Wochen verbracht
hatte, wurde in der sächsischen Residenz seitens der Be-
hörden und der Bürgerschaft festlich begangen. Als der
König bei schönstem Wetter Mittags 12 Uhr in seiner
Hauptstadt ankam, wurde er aus dem Hauptbahnhof von
den städtischen Behörden und einem Damenkomitee emp-
fangen. Die Gattin eines der Stadtverordnetenvorsteher
ivar die Sprecherin, und ein sechsjähriges Mädchen über-
reichte dem Könige Blumen. Das Fuchssche Frauenquar-
tett sang das O. Wermannsche Lulvum kao regem. Im-
posant war die sodann folgende Huldigung auf dem
Altmarkt. Wie die Straßen, durch welche der Einzug
stattfand, war dieser große Platz in der Nähe des
Königsschlosses reich geschmückt. Ein Festpavillon nahm
den König, sein Gefolge, die Bürgermeister und das
Direktorium der Stadtverordneten auf. Die Generalität
und die Regimentskommandeure der sächsischen Armee
hatten vor dem Pavillon Aufstellung genommen, rechts
und links davon die Mitglieder des Rats, die Stadt-
verordneten, die Spitzen der Staatsbehörden. Die Hul-
digung, welcher der Oberbürgermeister Beutler in einer
schwungvollen Rede Ausdruck verlieh, ergriff den greisen
Monarchen sichtlich. —

vor Kaken von Saloniki,



E. Morin,
6er neue ilallenilciie Minister lies
Auswärtigen.
slcick einer pkiotograpkie von
k. Lettini in luvorno.

ist diese blühende Hafenstadt am ägäischen Meere in
jüngster Zeit zu einein Gegenstand allgemeiner Aufmerk-
samkeit seitens der europäischen Mächte geworden. Sie
liegt im Hintergründe des großen Meerbusens von Sa-
loniki, am Abhänge des bis zu 1200 Meter Höhe auf-
steigenden Berges Kissos, und gewährt von der See aus
mit ihrer alten Zitadelle, den vielen Kuppeln der alten
Kirchen aus der Zeit der griechischen Kaiser, den Mo-
scheen und der Reihe am Kai sich entlang ziehender
moderner Neubauten einen höchst anziehenden Anblick.
Im Inneren freilich fehlt es nicht an krummen, engen
Gassen und orientalischem Schmutz. Man schätzt die
Zahl der Einwohner auf etwa 150,000, von denen fast
die Hälfte Juden sind, Abkömmlinge jener Sephardim,
die im Jahre 1492 aus Spanien vertrieben wurden;
ein Viertel besteht aus Griechen, die mit den Juden den
tätigen und begüterten Teil der Bevölkerung bilden.
Das letzte Viertel umfaßt Türken, Bulgaren, mohamme-
danische Slawen, Albanesen, Serben, Walachen u. s. w.
An bemerkenswerten Gebäuden zählt die Stadt zehn
große Moscheen, die früher zum Teil berühmte christ-
liche Kirchen waren, 26 kleine Moscheen, mehrere grie-
chische Kirchen und Klöster, 37 Synagogen und eine
Anzahl höherer Schulen. Aus dem Altertum sind noch
die Reste zweier römischer Triumphbogen und die,,Ro-
tunda" (jetzt Moschee) vorhanden, eine Kirche, die an-
geblich schon Konstantin erbaut hat. Unter den Bauten
aus neuester Zeit ragt die Ottomanische Bank, die be-
kanntlich von den Mazedoniern gesprengt wurde, das
große Jesuitenkolleg, das Zollhaus und der Bahnhof
hervor. Ein verheerender Brand, der im Jahre 1890
einen Teil der Stadt in Asche legte, hat sich als Förde-
rungsmittel der Entwicklung erwiesen, denn an Stelle
der zerstörten elenden Baracken wurden moderne Bauten
errichtet und breite Straßen mitten durch die elen-
desten Viertel geführt. Saloniki besitzt bedeutenden
Handel, eine hoch entwickelte Industrie und lebhaften
Seeverkehr, da den geräumigen und sicheren Hafen jähr-
lich rund 5000 Dampf- und Segelschiffe aufsuchen. Nur
von Konstantinopel wird in der europäischen Türkei die

Vie liückkein des Königs Seorg von Sacßien nack llresdsu: iöuidigung cull dem Mnnnkt.


lrack einer pikotogrciMe von Kliliklicircll ü LlMn in Oresllen.
 
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