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50!)


Eriter Zpwckuntsrrickt: Entwicklung äes baute; a.

wieder

Taulütuunue
beim 2eicknen.

Iwsite; Kapitel.
Das Begräbnis des alten Herrn v. Hohendorf
auf Wnstran war vorüber. Außer Harry war nur
noch sein nm einige Jahre älterer Vetter Wilhelm
Hohendorf erschienen. Die Testamcntseröffnung er-
folgte. Wilhelm war mit einem Kapital abgesunden,
Harry erbte Wustrau. Das hatte er erwartet. Wor-
aus er aber nicht gefaßt war, das war eine wahre
Flut von Legaten und Kodizillen, die sich dem Testa-
ment rechtskräftig anschlossen. Alle Leute, vor allem

Frau Jansen und Herr Klemens, hatten
gut für sich gesorgt.

Spieckuutemckt in äer Uutscklcille.
kilclsr aus üein LciubttummLnulltsrrickt. (Z. 502)

rend die übrigen auf ihre Bitte den Tanz
begannen.
„Ist etwas ge-
schehen, Harry?"'
fragte sie leise.
„Ja, mein Onkel
ist gestorben. Ich
möchte nicht stören;
aber ich muß sofort
zum ObersteuZhn um
Urlaub zu bitten.
Morgen
mit dem
ersten Zug
fahre ich
nach Wnst-
ran."
„Alles
kommt so

schnell — ich kann es nicht fassen. Soll dies
ein Abschied sein? Doch nicht auf lange?"
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände
und küßte die flehend zn ihm aufgeschlage-
nen Augen. „Meine Freda, ich hoffe, in
wenigen Wochen trennen wir nns überhaupt
nicht mehr. Meine Anwesenheit in Wust-
ran ist aber jetzt dringend nötig. Ich möchte
nur noch gern deinen Eltern adieu sagen."
Die Gäste merkten, daß irgend etwas
passiert sein mußte. Man sing an, aufzu-
brechen.
Harry sagte seinen Schwiegereltern eilig
lebewohl. Er hoffte, in dem Durcheinan-
der unbemerkt verschwinden zn können.
Freda lief ihm nach. „Harry!" Ihre
Stimme klang erstickt von Tränen.
Er wandte sich um. Sie stand auf der
obersten Treppenstufe. Das Licht fiel hell
auf ihre reizende Gestalt in dem weißen,
luftigen Kleide. Der zarte Duft der Rosen
in ihrem Gürtel wehte zu ihm herüber.
Er sprang schnell die Stufen wieder hin-
auf und zog sie in seine Arme.
„Harry, verlaß mich nicht!" flehte Freda
Ihm war selbst seltsam weh ums Herz.
Erst als er Stimmen hörte, riß er sich los
und eilte davon.
Mit traurig gesenktem Kopf ging Freda
zurück. Sie sah gar nicht die Grüße der Bekannten,
die an ihr vorüber die Treppe hinuntergingcn. Sie
hörte kein einziges Wort, das man ihr znrief.
Eine unerklärliche Ahnung kommenden Unglücks
krampfte ihr das Herz zusammen.
Draußen war das Wetter umgeschlagen. Ein
lauer Frühlingsregen rauschte heruieder. Die Flieder-
büsche im Garten schlugen die regenschweren Zweige
zusammen.
Von den blauen Blütentranbeu sielen die Tropfen
zur Erde — leise und langsam, wie große, still ge-
weinte Tränen.

nbcrsihcnden Testamentsvollstrecker, dem Justizrat
Kroll, gesprochen.
„Herr Leutnant besitzen kein eigenes Vermögen?"
fragte der.
»Ich?" Harry lachte bitter ans. „Schulden
hab' ich. Lassen Sie diese hübschen Nachrichten erst
herum sein, dann fallen meine Gläubiger wie ein
Bienenschwarm über mich her."
„Herr Leutnant sind verkokt. Vielleicht könnte
der Herr Schwiegervater —"
„Meine Brant ist arm. Der Vater ist Gene-
ral a. D."
Der Justizrat wiegte den Kopf bedenklich hin
und her. „Wenn es so steht, mein lieber Herr Leut-
nant, dann kann ich Ihnen nur raten, die Erbschaft
überhaupt nicht anzutreten."
„Wieso nicht antreten? Was bleibt mir denn
anderes übrig?"
„Wenn Sie die Erbschaft annehmen," wiederholte
der Justizrat nachdrücklich, „so verpflichten Sie sich
bannt, alle Legate und Stiftungen, ebenso das Kapi-
tal an Herrn Wilhelm v. Hohendorf ausznzahlen.
Wovon soll das geschehen?"
„Ich muß Hypotheken auf Wustran aufnehmen."
„Auf Wustran borgt, wenn Sie es übernehmen,
niemand etwas. Bitte, lassen Sie mich ausreden —
die Leute erkundigen sich genau, sie erfahren, daß
kein Pfennig Kapital vorhanden ist. Wnstran ist
mit Hypotheken bereits stark belastet. Wer bürgt
für die Zinsen? Außerdem ist das Gut bodenlos
heruntergewirtschaftet; es wird erst in Jahren und
auch dann nur ertragsfähig, wenn viel hineingestcckt
wird."
„Könnte ich es nicht verpachten?"
„Die Pacht, die Sie bekämen, würde nicht ein-
mal die Zinsen der Hypotheken decken. Ihnen selbst
bliebe nichts. Dazu kommen Ihre eigenen Schulden.
Wie viel ungefähr?"
„Über fünfzigtausend Mark."
Ter Justizrat pfiff durch die Zähne. „Wenn es
so steht, Herr Leutnant, dann kann ich nur meinen
Rat wiederholen: verzichten Sie auf Wustran. Ihr
Herr Vetter zahlt Ihnen dafür eine hübsche Summe
ans. Sie können Ihre Schulden bezahlen, sind die
Sorgen los und ein freier Mann."
„Kann denn mein Vetter, wenn die Sachla zc so
ungünstig ist,
die Erbschaft
überneh-
men?"
„Bei ihm
liegen die
Verhältnisse
anders. Er
hat eine sehr
reiche Frau
und kann et-
was für
Wustran tun.
Das an sich
wertvolle
Gut rentiert
sich dann
später. Ihm

Erbschaft!"
sagte Harry.
Er saß an
dem Schreib-
tisch des On-
kels. Seit
Tagen kam
er nicht von
dem Platze
fort. Er
schrieb und
rechnete —
das Resultat
blieb stets
dasselbe hoff-
nungslose.
„Was soll
ich eigentlich
damit an-
fangen?"
Die Frage
wurde halb
zu sich selbst,
halb zu dem
ihm gegen-

llnickauungguuteruckt.
Das Kapitalvermögen, nm diese
Bestimmungen auszahlen zu können,
fand
- .-----.-.sich
sM H nicht
ZA"W u'M vor.
' »Das
' ist ja
eine
nette
 
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