Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann (38.1903)

H-st ss JUustrierte Famnien-Zeitung. I°hrg. ms.


krüWngsMrins.
k^omcin von M. Srcikin v. künciu.
(?ort!ehung.)

(Nlickilrucl! verboten.)
ränlein v. Nordeck", sagte Rotenburg, „ich
lebe in dem Zustand der „leichten Ungnade"
seit bald acht Jahren hier und befinde mich
sehr wohl dabei. Und nun" — er hielt ihr
seine Uhr hin — „darf ich als „Kammerherr" bitten,
schleunigst Toilette zu machen? Um acht Uhr kom-
men die Pferde Meine Warnung bitte dem „guten


Freund", nicht dem „Hofherrn" ans Rechnung zu
setzen."
Freda legte zögernd ihre Hand in die seine. Ein
seltsames Gefühl beschlich sie, als er eine Sekunde
lang ihre Finger mit seiner schlanken, leichtgebräun-
ten Hand zusammendrückte, ehe er sie sreigab.
Nachdenklich ging sie ins Schloß zurück. Die
Worte Rotenburgs berührten sie peinlich. Gut ge-
meint waren die Ratschläge gewiß, aber ob sie sie
befolgen könnte? Wie entsetzlich, jedes Wort ab-
wägen zu sollen!
Als sie nachher neben der Erbprinzeß zum Schloß-
tor hinansritt, vergaß sie sehr bald alle guten Lehren.
Ihre Hoheit fragte so freundlich nach allem, nahm
so reges Interesse an Fredas früherem Leben, kurz

— sie waren noch keine Stunde unterwegs, da wußte
die Erbprinzeß bereits Fredas Liebesglück und Leid,
die Entlobung, die Reise nach Hamburg so gut wie
das junge Mädchen selbst.
Ihre Hoheit erwiderte aber das in sie gesetzte
Vertrauen mit gleicher Offenherzigkeit.
Sie weihte Freda in die intimsten Vorgänge ihres
Lebens ein, erzählte, wie sehr sie unter der Tyran-
nei ihrer Schwiegereltern zu leiden habe,, die Laroche
sei eine wahre Spionin, klatsche alles wieder. „Wie
eine Gefangene fühle ich mich," klagte die Erb-
prinzeß.
Freda wandte sich nm. Die Herren waren cur
gutes Stück hinter ihnen. Sie konnten nichts von
dem Gespräch hören. „Eure Hoheit können fest aus


LXVI. isos.

Der 5t. Mickcielsbsrg in Cornwall (Cnglcnul). Hack einer pliotograplile von kritli L Co. in Iteigate. (5. 5b8)