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Cine katcils Selckickks.
Von
Paul Sckülsr-llilllsr;.
,„^hr wißt," sagte Pichler und füllte sein
Glas nut einem Markobrunner, der nicht von
schlechten Eltern war, „ihr wißt, daß ich früher
in dein Städtchen T. . . . als Anwalt tätig war.
Eines Abends unternahm ich mit dein Referen-
dar p. . . ., einem jüngeren Korps-
bruder, der am dortigen Gericht
seine Station abmachte, eins kleine
Bierreise. Als ich die nötige Bett-
schwere hatte, ging ich nach Hause.
Nicht so mein Korpsbruder. Er be-
hauptete, noch schauderhaften Durst
zu haben und zog weiter. wie ich am
nächsten Morgen mit einem Brumm-
schädel in meinem Bureau sitze, kommt
der Delikateßwarenhändler S. . . . in
Heller Aufregung herein und will
einen Strafantrag stellen. „Denken
Sie sich," sagt der Mann, „denken
Sie sich: ich sitze mit meiner Familie
ganz friedlich bei einer Bowle, da
öffnet sich plötzlich die Tür, und ein
Mensch tritt ins Zimmer und setzt
sich ohne weiteres an unseren Tisch.
Auf meins Frage, wer er sei und
was er wolle, antwortet er nicht,
sondern nimmt das erste beste Glas und trinkt es
aus. ,Herr!' rufe ich, ,Sis verlassen sofort das
Zimmer/ Er bleibt ruhig sitzen. Ich fordere
ihn nochmals und dann nochmals auf. Meine
Frau kriegt einen Meinkrampf, und meine Tochter
läuft aus dem Zimmer. Er bleibt ruhig sitzen
und sagt weiter nichts als: ,Krummer Hund !' Das
ist doch Hausfriedensbruch, nicht wahr?"
„Za," sage ich, „das ist Hausfriedensbruch."
„Na, und ffrummer Hund' ist doch eine Be-
leidigung, nicht wahr?"
„Za, ffrummer Hund' ist eine Beleidigung.
Da wollen wir gleich mal den Strafantrag ent-
werfen. Mer war denn eigentlich der Unver-
schämte? wie heißt der Kerl?"
„Za, das weiß ich nicht," war die Antwort;
„aber ich glaube, er hat was mit dem Gericht zu tun,
und ausgesehen hat er so und so." Und der gute
Mann macht mir eine Beschreibung, die mir keinen
Zweifel läßt, daß der Attentäter niemand anders
war als mein Referendar. Eine böse Geschichte.
„Hören Sie mal, lieber Herr," sage ich, „der
Mann ist ein Korpsbruder von mir." Der Krämer
macht ein langes Gesicht.
„So?" sagt er und erhebt sich, „na, dann entschul-
digen Sie nur; dann gehe ich zu Zhrem Kollegen."
„So bleiben Sie doch!" rufe ich und halte ihn
fest und suche ihn zu beruhigen. „Seien Sie doch
vernünftig, Herr S.. .. Zch will Zhnen dis Sachs
ja gerne besorgen; aber sehen Sie mal: der Mann
ist Referendar, und wenn die Sache an die große
Glocke kommt —"
„Zst mir Wurst."
„Seine Karriere —"
„Zst nur Wurst."
„Er war doch offenbar betrunken —"
„Zst mir Wurst. Der Mensch muß seine Strafe
haben."
„Aber, lieber Herr, so seien Sie doch friedlich!
Sehen Sie mal, wenn er nun zuZhnen kommt und Ab-
bitte leistet —" Zch redete ihm zu wie eiuem kranken
Schimmel. Als ich eine Viertelstunde geredet hatte,
wurde er schließlich weich und meinte: „Za, wenn er
zu mir kommen will und um Verzeihung bitten. Aber
nur unter einer Bedingung: er muß seinen schwar-
zen Zylinder aufsetzen und den Gehrock anziehen."
wir einigten uns auf der Basis des schwarzen
Zylinders und des Gehrocks, und der gekränkte
Delikateßwarenhändler zog von dannen. Kaum
war er draußen, da erscheint auch schon mein
Referendar auf der Bildfläche.
„Na!" sage ich gedehnt, „wo warst du denn
gestern noch, mein Zunge?"
„Ach," wimmert er und hält sich seinen Kopf
mit beiden Händen; „lieber Pichler, du kannst mich
totschlagen, aber ich Habs keine Ahnung. Mir ist
bloß noch so dunkel in Erinnerung, als wenn ich
irgendwo 'nen kleinen Krach gehabt hätte. Aber
wie gesagt —"
„Zch will dir sagen, wo du gewesen bist," sprach
ich feierlich und erzählte ihm seine Erleb-
nisse mit dein Delikateßwarenhändler.
„Und eben war er hier," so schloß
ich, „um wegen Hausfriedensbruch und
Beleidigung gegen dich klagbar zu
werden."
Mein Referendar bekam keinen
schlechten Schreck.
„ Um Himmels willen," rief er, „was
soll ich tun? Das ist ja eine ver-
wünschte Geschichte!"
Zch beruhigte den Aufgeregten.
„Du kannst dich bei mir bedanken,"
sagte ich; „mit Hilfe meiner Redner-
künste ist es mir gelungen, den Mann
zum Verzicht auf seine Rachepläne zu
bewegen; aber es ist eine Bedingung
dabei. Du mußt dir deinen schwarzen
Zylinder aufsetzen, deinen Gehrock
anziehen und um Verzeihung bitten.
Anders tut er es nicht."
Der Referendar fand das mit dein schwarzen
Zylinder, dem Gehrock und dein um Verzeihung
bitten sehr fatal. Allein was blieb ihm übrig? Er
versprach mir, hinzugehen und vor dem Delikateß-
menschen seinen Kotau zu machen. —
Tags darauf treffe ich Herrn S.... auf der Straße-
„Na?" frage ich, „war er bei Zhnen?"
„Zawohl," sagt er, „er war bei mir."
„Hat er nm Verzeihung gebeten?"
„Zawohl, das hat er, und den schwarzen Zylin-
der und den Gehrock hat er auch angehabt."
„Gott sei Dank," sage ich und atme erleichtert
aus, „dann ist ja die Sache in Ordnung."
„Nein," ruft er, „sie ist nicht in Ordnung!"
„Sie ist nicht in Ordnung?" frage ich erstaunt;
„ja, aber lieber Herr, was fehlt denn noch? was
wollen Sie denn noch eigentlich?"
„was ich noch will, Herr Rechtsanwalt, das
will ich Zhnen sagen," antwortet der Mann. „Sehen
Sie mal: der Herr, den Sie zu mir geschickt haben,
der ist es ja gar nicht gewesen!"
Der Vorsichtige in 6er Zominerkrilcke.
Sergeank Hitzig (zum einjährig-freiwilligen Manen Fritze, welcher bei der Attacke
Manöver.
Wirt: Kommen Sie doch heraus, Herr Maier, am Himmel llehk rin prächtiger Regenbogen.
Iremder: Kostet'» was?
mit eingelegter Lanze kopfüber auf einem Düngerhaufen landet): Keine landwirkschask-
lichen Exkursionen, wenn ich bilien darf!
Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt Lieser Zeitschrift untersagt, üversetzungsrecht Vorbehalten.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart, in Österreich-Ungarn verantwortlich vr. Ernst Perles in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Vcrlagsgesellschait in Stuttgart.
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Cine katcils Selckickks.
Von
Paul Sckülsr-llilllsr;.
,„^hr wißt," sagte Pichler und füllte sein
Glas nut einem Markobrunner, der nicht von
schlechten Eltern war, „ihr wißt, daß ich früher
in dein Städtchen T. . . . als Anwalt tätig war.
Eines Abends unternahm ich mit dein Referen-
dar p. . . ., einem jüngeren Korps-
bruder, der am dortigen Gericht
seine Station abmachte, eins kleine
Bierreise. Als ich die nötige Bett-
schwere hatte, ging ich nach Hause.
Nicht so mein Korpsbruder. Er be-
hauptete, noch schauderhaften Durst
zu haben und zog weiter. wie ich am
nächsten Morgen mit einem Brumm-
schädel in meinem Bureau sitze, kommt
der Delikateßwarenhändler S. . . . in
Heller Aufregung herein und will
einen Strafantrag stellen. „Denken
Sie sich," sagt der Mann, „denken
Sie sich: ich sitze mit meiner Familie
ganz friedlich bei einer Bowle, da
öffnet sich plötzlich die Tür, und ein
Mensch tritt ins Zimmer und setzt
sich ohne weiteres an unseren Tisch.
Auf meins Frage, wer er sei und
was er wolle, antwortet er nicht,
sondern nimmt das erste beste Glas und trinkt es
aus. ,Herr!' rufe ich, ,Sis verlassen sofort das
Zimmer/ Er bleibt ruhig sitzen. Ich fordere
ihn nochmals und dann nochmals auf. Meine
Frau kriegt einen Meinkrampf, und meine Tochter
läuft aus dem Zimmer. Er bleibt ruhig sitzen
und sagt weiter nichts als: ,Krummer Hund !' Das
ist doch Hausfriedensbruch, nicht wahr?"
„Za," sage ich, „das ist Hausfriedensbruch."
„Na, und ffrummer Hund' ist doch eine Be-
leidigung, nicht wahr?"
„Za, ffrummer Hund' ist eine Beleidigung.
Da wollen wir gleich mal den Strafantrag ent-
werfen. Mer war denn eigentlich der Unver-
schämte? wie heißt der Kerl?"
„Za, das weiß ich nicht," war die Antwort;
„aber ich glaube, er hat was mit dem Gericht zu tun,
und ausgesehen hat er so und so." Und der gute
Mann macht mir eine Beschreibung, die mir keinen
Zweifel läßt, daß der Attentäter niemand anders
war als mein Referendar. Eine böse Geschichte.
„Hören Sie mal, lieber Herr," sage ich, „der
Mann ist ein Korpsbruder von mir." Der Krämer
macht ein langes Gesicht.
„So?" sagt er und erhebt sich, „na, dann entschul-
digen Sie nur; dann gehe ich zu Zhrem Kollegen."
„So bleiben Sie doch!" rufe ich und halte ihn
fest und suche ihn zu beruhigen. „Seien Sie doch
vernünftig, Herr S.. .. Zch will Zhnen dis Sachs
ja gerne besorgen; aber sehen Sie mal: der Mann
ist Referendar, und wenn die Sache an die große
Glocke kommt —"
„Zst mir Wurst."
„Seine Karriere —"
„Zst nur Wurst."
„Er war doch offenbar betrunken —"
„Zst mir Wurst. Der Mensch muß seine Strafe
haben."
„Aber, lieber Herr, so seien Sie doch friedlich!
Sehen Sie mal, wenn er nun zuZhnen kommt und Ab-
bitte leistet —" Zch redete ihm zu wie eiuem kranken
Schimmel. Als ich eine Viertelstunde geredet hatte,
wurde er schließlich weich und meinte: „Za, wenn er
zu mir kommen will und um Verzeihung bitten. Aber
nur unter einer Bedingung: er muß seinen schwar-
zen Zylinder aufsetzen und den Gehrock anziehen."
wir einigten uns auf der Basis des schwarzen
Zylinders und des Gehrocks, und der gekränkte
Delikateßwarenhändler zog von dannen. Kaum
war er draußen, da erscheint auch schon mein
Referendar auf der Bildfläche.
„Na!" sage ich gedehnt, „wo warst du denn
gestern noch, mein Zunge?"
„Ach," wimmert er und hält sich seinen Kopf
mit beiden Händen; „lieber Pichler, du kannst mich
totschlagen, aber ich Habs keine Ahnung. Mir ist
bloß noch so dunkel in Erinnerung, als wenn ich
irgendwo 'nen kleinen Krach gehabt hätte. Aber
wie gesagt —"
„Zch will dir sagen, wo du gewesen bist," sprach
ich feierlich und erzählte ihm seine Erleb-
nisse mit dein Delikateßwarenhändler.
„Und eben war er hier," so schloß
ich, „um wegen Hausfriedensbruch und
Beleidigung gegen dich klagbar zu
werden."
Mein Referendar bekam keinen
schlechten Schreck.
„ Um Himmels willen," rief er, „was
soll ich tun? Das ist ja eine ver-
wünschte Geschichte!"
Zch beruhigte den Aufgeregten.
„Du kannst dich bei mir bedanken,"
sagte ich; „mit Hilfe meiner Redner-
künste ist es mir gelungen, den Mann
zum Verzicht auf seine Rachepläne zu
bewegen; aber es ist eine Bedingung
dabei. Du mußt dir deinen schwarzen
Zylinder aufsetzen, deinen Gehrock
anziehen und um Verzeihung bitten.
Anders tut er es nicht."
Der Referendar fand das mit dein schwarzen
Zylinder, dem Gehrock und dein um Verzeihung
bitten sehr fatal. Allein was blieb ihm übrig? Er
versprach mir, hinzugehen und vor dem Delikateß-
menschen seinen Kotau zu machen. —
Tags darauf treffe ich Herrn S.... auf der Straße-
„Na?" frage ich, „war er bei Zhnen?"
„Zawohl," sagt er, „er war bei mir."
„Hat er nm Verzeihung gebeten?"
„Zawohl, das hat er, und den schwarzen Zylin-
der und den Gehrock hat er auch angehabt."
„Gott sei Dank," sage ich und atme erleichtert
aus, „dann ist ja die Sache in Ordnung."
„Nein," ruft er, „sie ist nicht in Ordnung!"
„Sie ist nicht in Ordnung?" frage ich erstaunt;
„ja, aber lieber Herr, was fehlt denn noch? was
wollen Sie denn noch eigentlich?"
„was ich noch will, Herr Rechtsanwalt, das
will ich Zhnen sagen," antwortet der Mann. „Sehen
Sie mal: der Herr, den Sie zu mir geschickt haben,
der ist es ja gar nicht gewesen!"
Der Vorsichtige in 6er Zominerkrilcke.
Sergeank Hitzig (zum einjährig-freiwilligen Manen Fritze, welcher bei der Attacke
Manöver.
Wirt: Kommen Sie doch heraus, Herr Maier, am Himmel llehk rin prächtiger Regenbogen.
Iremder: Kostet'» was?
mit eingelegter Lanze kopfüber auf einem Düngerhaufen landet): Keine landwirkschask-
lichen Exkursionen, wenn ich bilien darf!
Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt Lieser Zeitschrift untersagt, üversetzungsrecht Vorbehalten.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart, in Österreich-Ungarn verantwortlich vr. Ernst Perles in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Vcrlagsgesellschait in Stuttgart.