Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 48.1913

DOI Heft:
Heft 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47352#0037
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
varLuchfulMe

Illustrierte Psmilienreitung

2. kjest. 1913


frauenrechHermnen.

Homan von Margarete 6räsi,i o. Hünau.
lroNsctzung.) — . lNachdi-ucko-rdotüna
^MZl^er alte Oertzin schien das Mißfallen seines
Mli I,M Neffen zu bemerken: „Na ja, eine Muster-
U abt D wirtschaft, wo sogar die Schweine wie
die Prinzen logieren, kann ich nicht füh-
ren," knurrte er. „Das kostet zu viel
Geld. Ich muß alles erhalten, so gut es eben geht.
Mein Nachfolger mag bauen. Ich bin noch von
der alten Mode und drehe jeden Groschen um, ehe
ich ihn ausgebe."
„Ja, das sieht man!" rief Leo lachend, winkte
dem Dragoner zu, voranzufahrcn, und ging lang-
sam neben dem Onkel her.
„Ines ist noch nicht auf unser Kommen vor-
bereitet," bemerkte der alte Herr. „Macht es dir
Freude, erst mit mir durch die Ställe zu gehen?
Die meisten Pferde sind freilich bei der Heuernte."
„Gern."
Der alte Oertzin streifte die eleganten Lackstiesel
seines Neffen mit etwas spöttischen Blicken. Aber
bei dem Rundgang vergaß er das Spotten. Der
Neffe tat wirklich ganz verständige Fragen und gab
sogar Ratschläge über Stallreinigung und Pferde-
pflege, denen man eine Berechtigung nicht ab-
sprechen konnte.
„Wenn du Herr auf Rotenwalde wärst, würdest
du wohl alles ändern und umbauen?" fragte der
alte Oertzin lauernd, sah den Neffen schief von der
Seite an und setzte seine Stummelpfeife, die er
im linken Mundwinkel hielt, wieder in Brand.
Eine leichte Röte lief über das Gesicht des jungen
Offiziers. „Der Fall ist nicht gut denkbar," ent-
gegnete er kühl. „Du hast ja eine Tochter, die Roten-
walde erbt."
<,Hm — die Ines fragt nicht so viel nach ihrer
deutschen Heimat.". Der Alte schnippte mit den
Fingern. „Ein Schmutzloch nennt sie Rotenwalde.
Heute lieber als morgen ginge sie nach England
zurück oder ließe wenigstens ihre ganze englische
Sippe Herkommen. Da schieb' ich aber 'nen Riegel
vor. Der Gedanke, daß mal solch langbeiniger
englischer Mister hier als Herr auf Rotenwalde sitzt,
läßt mir das Blut in den Adern kochen."
Leo zuckte die Achseln. „Das wirst du kaum
ändern können. Der Mann deiner Tochter ist Herr
auf Rotenwalde. Vielleicht kann er wenigstens den
Namen Oertzin dem seinen anhängen."
„Lieber wär' mir schon —" Der Alte sprach
nicht aus, was er dachte, aber der Blick, mit dem
er den Neffen musterte, wurde immer freundlicher.
Der Junge gefiel ihm nur zu gut. Er hatte das
richtige Oertzinsche Familiengesicht. Interesse für
Landwirtschaft zeigte er auch. Als ordentlich und
solid lobten ihn seine Vorgesetzten. Ein kleines Ver-
wögen besaß er. Warum sollte er Ines nicht ge-
fallen und fie ihm? Außerdem war das ganz Reben-
sache, wenn sonst nur alles paßte und sich schickte.
Solch Narr, ein so schönes Gut auszuschlagen, würde
der Junge gewiß nicht sein. Wenn er der Ines
später den Kopf gehörig znrechtsetzte, würde die
vielleicht noch eine ganz verständige Frau. Er,
der Vater, war zu alt, um sich mit der verdrehten
deinen Person herumzuärgern. Je eher er die
Tochter auf gute Manier loswurde, um so besser.

Ganz heiter schob er seinen Arm unter den des

Ndendsrieden am goldenen Yorn. Nach einem 6em2lde von N. ernst. (5. 32)
 
Annotationen