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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 48.1913

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Heft 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.47352#0386
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Var Luch fülMe
Illustriette sßsmilienreitung
18. kjest. 1Y13.

Neid dir treu!
I^oman von 6eoi-g stattlvig (Lmmlj Koeppel).
lrorlsebung.) — (Nachdruck verboten.)
u^Z^Aronaus Familie hat übrigens Glück gehabt,"
MWmLr fuhr Frau v. Richthoff nach einer Pause
Wv/-W wieder fort. „So ist durch Generationen
aus dem armen Gesellen ein tüchtiger
Meister und aus dem Meister ein Fabrik-
besitzer geworden. Und jetzt ziehen die Gronaus
mit am ersten Strang unter den Jndustriefürsten —
nur weil es tüchtige Leute waren."
Magdalene nickte. Vor solcher Tüchtigkeit wurde
ihr bange, als sie leise sagte: „Ich habe immer ge-
hört, daß diese Großen der Industrie so ganz in
ihrem Berufe aufgehen, daß ihr Gemüt darüber
verkümmert."

„Seiner Mutter gegenüber ist nichts bei Gronau
verkümmert," fiel die Baronin kopfschüttelnd ein.
„Sonst weiß ich nichts. Sehr empfindsam kann sein
Herz allerdings nicht sein, sonst würde er nicht
noch als Junggesell Herumlaufen, wo er nur den
kleinen Finger auszustrccken braucht. Es ist wohl
der einzige Kummer meiner guten Lore, daß
sie ihren Sohn nicht unter die Haube bringen
kann."
„Bis die Rechte kommt," sagte Magdalene,
gedankenvoll in die Ferne blickend. Sie dachte an
Wentrup, dessen Liebe zu ihr einen falschen Weg
gegangen war, und dessen Aufenthaltsort sie nicht
wußte, so daß sie ihm nicht einmal der Mutter Tod
mitteilen konnte. Sie dachte auch daran, daß der
große Reichtum dieses Hauses seinen Chef hätte
abhalten sollen, einen Unschuldigen zu verdächtigen,
und daß sie diesem Chef kein Herz, kein Gemüt, nicht
einmal eine wohlwollende Regung zutraute. Dar-

über nahm ihr Gesicht den Ausdruck an, der Gronau
damals mit Staunen und nicht fortzuleugnender
Bewunderung erfüllte, allerdings nur so lange,
bis ein verhaltener Spott an deren Stelle trat.
„Ja, dazu müßte er doch erst die Augen auf-
machen, ob die Rechte kommt," sagte Frau v. Richt-
hoff scherzend. „Das tut er ja eben nicht."
„Wenn sie nur hinreichend Geld hätte," fiel
Magdalene mit einem Anflug von Bitterkeit ein.
„Ohne Geld heiratet er sicher nicht," sagte die
Baronin beistimmend. „Lore war auch Erbin und
Gronaus Liebe zu mir zuvor reine Phantasterei.
Ja, rechnen können sie alle ganz gnt. Aber nebenbei
macht Franz v. Gronau auch sicher noch andere
Ansprüche, meine ich."
„Oder gar keine," fiel Magdalene ein. „Ich
meine," setzte sie nachdenklich hinzu, „die Frauen-
welt sei ihm zu gleichgültig, um etwas von ihr zu
verlangen."


XVIII. ig,z.

8udaneflsche länier in lunis. llach einem Semälde von 6. O vesurmont. (5. 394)
 
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