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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 48.1913

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.47352#0174
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DarLuchsülMe
Illustrierte siamllienreltung
8. kjest. 1913.

Frauenrechtlerinnen.
Homan von Margarete 6räfin n. 8ünau.
lroNseftung.) -.- - - . . .- ^Ngchdmck orrvotsn.)
nes drückte ihr Taschentuch an den Mund, um
ihr Schluchzen zu ersticken, das ihr Muriels
leidensvoller Zustand entlockte.
Lord Sytton zog sich den hölzernen
Schemel dicht neben das Bett. „Muriel!"
sagte er sanft.
Sie wandte den Kopf unruhig zur Seite. Von
weit her schien sie ihre Gedanken holen zu müssen.
„Erkennen Sie mich, Muriel?"
„Ja, Lord Sytton," antwortete sie endlich schwach.
Ihre Stimme klang nur wie ein Hauch. Er mußte
sich zu ihr neigen, um zu verstehen, was sie sagte.
„Muriel, ich bin gekommen, um Sie nach Holly


Grange mitzunehmen. Sie sind frei. In Holly Grange
werden Sie wieder gesund."
„Frei? Gesund?" wiederholte sie langsam. Ihre
Stimme hatte sich seltsam verändert, sie hörte sich
dünn und spitz an, wie die eines kleinen Kindes.
„Ich weiß gar nicht mehr, wie das sein mag, sich
frei und gesund fühlen. Alles tut so weh. — Auch
hier — hier!"
Sie zeigte auf ihr Herz.
„Mein armes Kind! Aber wir pflegen Sie ge-
sund — Ines, George und ich."
„Zu spät — zu spät!"
„Nichts ist zu spät. Sre müssen nur wollen,
Muriel, endlich Vernunft annehmen nnd frei-
willig essen."
„Essen, während so viele hungern, frei sein, wenn
andere im Gefängnis bleiben! — Nein!"
„Immer noch diese Wahnvorstellungen! Muriel,
wofür haben Sie Ihr junges Leben hingeopfert?"

„Für eine große Idee," entgegnete sie leise, aber
mit einem geheimen Triumph. „Warum auch nicht?
Viele Männer sind als Helden gestorben für ihre
Überzeugung. Warum soll das nicht eine Frau
ebenfalls tun können?"
Lord Sytton schwankte einen Augenblick. Viel-
leicht handelte er grausam, einer Todkranken den
Trost zu rauben, an den sie sich klammerte. Konnte
er sie aber dadurch nicht doch noch retten?
„Sie irren sich, wie Sie sich von Anfang an in
dieser Sache geirrt haben," sagte er mit vor unter-
drückter Erregung hart klingender Stimme. „Sie
und Ihre Gefinnungsgenossinnen haben bisher nur
unsägliches Unglück angerichtet, indem Sie die Sache
so auf die Spitze trieben. Zwei Frauen sind an den
Folgen der Mißhandlungen jenes abscheulichen
Tages und durch den von Ihnen erdachten Hunger-
streik gestorben. Wollen Sie durchaus die dritte
sein? Lieber sterben als nachgeben? Gut also, man

Ndmarsch türkischer Artillerie von Konstantinopel rum Kriegschauplatz. (5. 176)
VII.
 
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