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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 48.1913

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Heft 17
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https://doi.org/10.11588/diglit.47352#0365
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Da8LuchfülMe
Illustrierte stamilienreitung
17. yest. 1913.

AMn dieser Nacht fand Frau
xM! Schlaf. Unablässig trat i

Neid dir treu!
Isomgn von 6eorg fjartlvig (Lmmtj Koeppel).
(rortsehung.) — (Nachdruck verboten.)
! v. Lützen keinen
ihres Sohnes Ge-
statt vor ihre Geistesaugen — und neben
ihm in stetem Wechsel die er geliebt, und
die er zum Weibe genommen. Sie sah
über sein schönes Gesicht Licht und Schatten wie
Wolken gleiten — und während sie die Hände
nach ihm ausstreckte, sah sie ihn langsam zur Ferne
entschwinden, weiter und weiter, bis grauer Nebel
seine Schleier über ihm zusammenschlug.
Da ward es ihr so enge auf der Brust, als lege
sich eine pressende Hand darüber. Aber wenn der
Druck aufhörte, war es, als sei es die Hand ihres
Gatten gewesen, die einen Schmerz von ihr ge-
nommen habe — und sie atmete erleichtert auf.
Einmal richtete sie sich im Bett empor, um nach


ihrer Tochter zu sehen, über deren blondes Haar
ein verirrter Mondstrahl durch den Vorhang lugte.
Da war es ihr wieder, als nähme die lindernde Hand
wieder den Schmerz von ihr und gösse etwas Er-
leichterndes durch ihre Adern.
Am Morgen empfand sie eine unwiderstehliche
Sehnsucht nach Friedhofsschatten und Friedhofs-
stille, nach dem immergrünen Hügel, auf dem die
blauen Blüten wie freundliche Augen sich erschlossen.
„Bist du auch frisch genug, um die Fahrt machen
zu können?" fragte Magdalene mit liebevoller Sorge.
„Freilich, so hübsche Farben hast du lange nicht
gehabt, mein Herzensmutterchen, und ich fürchte,
ich werde mich noch in dich verlieben."
„Es ist mir so leicht, so frei!"
„Dann komm!"
Halb von Magdalene getragen, halb geführt,
schritt Frau v. Lützen die Stufen hinab, als drunten
im Parterre die Flurtür dermaßen aufgerissen und
zugeschlagen ward, daß die Scheiben klirrten.
Frau Stallbom ging Einkäufe machen, eine
umfangreiche Handtasche in der derben Rechten.

„Da sage mir einer, was 'ne Sache ist!" rief
sie, Frau v. Lützen gewahrend. „Sie haben wohl
ganz was Besonderes vor, daß Sie so früh heraus-
sriechen? Ach, so — bloß nach dem Kirchhof! Ich
zahle ein anständiges Geld für Stallboms Grab,
aber ob die Bande es in Ordnung hält — wer
weih? Na, die beiden sind ja jetzt in Ostende. Ist
doch Blech, so in der Welt herumzugondeln und das
Geld zum Fenster hinauszuwerfen. — Hat Ihnen
die Malli auch geschrieben, was sie sich in Paris
alles auf den Leib gekauft hat?"
„Mutter wird das Stehen schwer," sagte Magda-
lene, den Redefluß unterbrechend.
„Also gehen wir ein Stück zusammen bis an die
Ecke. Ich will der Gemüsefrau da mal den Stand-
punkt 'n bißchen klarmachen. Sagen Sie mal,
hätten Sie nicht besser getan gestern, dem Mosjö
Wentrup zu zeigen, wo der Zimmermann das Loch
gelassen hat? Der brandschatzt ja Ihre Gutmütig-
keit reineweg!"
„Ich bin dessen gewiß, daß er es nicht tut," sagte
Frau v. Lützen ruhig und mit sanfter Würde.


Prinzessin Viktoria Luise von Preußen mit ihrem Srsutigam, prinr ernst kkugust, tzerrog ?u vraunschweig und Lüneburg,
aus einem 5pariergang im Karlsruher 8chloßgarten. (5. 372)
Nach einer Photographie von N. Sennecke in Lerttn.

XVII. M3.
 
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