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G-ebesee.

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figuren standen, von welchen jetzt nur noch zwei vorhanden sind. Der Untertheil
des Schreins ist in zwei gleichgrosse Felder getheilt, deren jedes vier Figuren
enthält; auf der Evangelienseite die FI eiligen: Barbara, Paulus und die beiden
Jacobus (der Aeltere im Pilgerkleide, der Jüngere mit dem einen Geigenbogen
gleichenden Walkerbaum), auf der Epistelseite Johannes Bapt, Petrus, Anna selb-
dritt und Georg. Auf beiden Seiten des Ganzen stehen auf einer herausragenden
Leiste noch sechs Heiligenfiguren, unter denen Magdalena, Barbara und Elisabeth
erkennbar sind, zu dreien nebeneinander.

Ausserdem hat sich, wenn auch nur fragmentarisch und sehr vernachlässigt,
ein steinernes spätgothisches Sacramentshäuschen (ohne die Tabernakelkrönung)
erhalten. Es ist achteckig und unter den Thiiren mit zwei Wappen (dem Meissnischen
Löwen und den Landsberger Pfählen) geschmückt, oben mit Eselsrücken, die in
Kreuzblumen ausgehen, mit zwei Iilienhaken und drei Rosen. Zu den Seiten
sind vier Heiligenfiguren, zu zweien übereinander angebracht.

In dem Pfarrstuhle findet sich eine in Schnitzwerk ausgeführte Darstellung der
Grablegung: um den Leichnam Jesu sind vier Männer und vier Frauen beschäftigt.

Ein grosser alter Taufstein von achteckiger
Form, geschweift und ohne Deckgesims, liegt Fig. 3.

in einem Winkel des Kirchhofes. Die Arbeit
ist unbehilflich.

Bemerkenswerth sind die Fig. 3 gezeich-
neten, aus dem Mittelalter stammenden hübsch
verzierten Thürbänder an einem älteren Ein-
gänge der Kirche.

Die drei Glocken von 1,07, 0,84 und 0,69 m
Durchmesser sind 1764 von J. G. Ulrich in
Apolda gegossen; sie hängen in beiden sehr
engen Thürmen vertheilt.

Nach v. Hagke S. 255 steht unfern der Kirche nördlich über dem Dorfe
ein altes Steinkreuz, welches die Stelle bezeichnet, an der die Leichen der
von Hagke’schen Familie zu Schilfa, welche vor dem Altäre der Kirche in Gang-
loffsömmern ein 1822 geschlossenes Erbbegräbniss besass, von dem Geistlichen
und von Trägern aus dem letzteren Orte übernommen wurden. Bis zu dem
Kreuze wurde die Leiche von den Schilfä’ern getragen.

Gebesee.

Kleine offene Landstadt von 2300 Einwohnern mit einem nicht zur Stadt
gehörigen Rittergute:, 12,5 Km. südwestlich von Weissensee, am linken Ufer der
Gera.1 Gebise gehörte schon im 8. Jahrhundert zu den Besitztümern der 769

1 Der Ortsname scheint auf die Lage an einem See zu deuten (vergl. Weissensee), womit
auch die älteren Namensformen Gebise, Gebesa, Gebase nicht im Widerspruche stehen dürften;
allein cs ist jetzt bei dem Städtchen kein See mehr vorhanden, doch befindet sich bei dem nur 2 Km.
südöstlich von Gebesee entfernten Dorfe Ringleben zwischen der wilden Gera und dem Orlacher
Graben eine grosse sumpfige Wiesenfläche, welche (nach der Reimann’sehen Karte) „der See“
heisst, und in den Fluren der Dörfer Dachwig, Andisleben, Walschleben, Riethnordhausen sind
Districte in den Wiesen, die früher „See“ Messen, aber jetzt drainirt und trocken gelegt sind.
 
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