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Herrenschwende. Kindelbriic k.

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befindet, soll die Stelle bezeichnen, wo Kaiser Heinrich IY. seinem Rivalen Rudolf
von Schwaben am 8. Februar 1080 eine Schlacht lieferte.

Herrenschwende.

Kirchdorf, 4 Km. nordwestlich von Weissensee an der Helbe, im 14. Jahrh.
Herricheswenden geschrieben und neben dein untergegangenen Apteswenden genannt;
im 14., 15. und 16. Jahrhundert IJerrnswende, und seit dem 17. Jahrhundert
Herrenschwende geschrieben. Ausser mehreren Adelsfamilien (v. Bruchtirde,
v. Tenstete, v. Greussen etc.) hatten auch die Klöster zu Capelle (beiSeega), Otten-
hausen und Cölleda Grundbesitz und Einkünfte hieselbst. Das Kirchenpatronat
stand der Commende Griefstedt zu. Die dem heil. Martin geweihte Kirche (Filial
von Hausiss) stürzte im vorigen Jahrhundert ein, und der in den Jahren 1749
und 50 errichtete Neubau hat ein schönes Aeussere.

Auf dem Thurme sind drei Glocken von 1,17, 0,83 und 0,57m Durchmesser.
Die grosse Glocke hat die Inschrift in verzierten grossen Buchstaben:

Fig. 14.

ORfiTfH H£tS ICH HflUS OBLNTBROT <§RVSS MICH

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bSLCBNlSCVI HtlS ICH Q£ TOTCM BCwß + Vl tCH

Die zweite Zeile der Inschrift enthält die Jahreszahl: Ano Dili 1507 lar, und in
der untersten Zeile ist das Wort HEIS vermuthlich = heisch zu nehmen. Die
kleine Glocke ist von Georg und Gottfried Ulrich, Gebr. in Apolda 1783 und die
mittlere von Job. Wittig in Erfurt 1843 gegossen.

Das Dorfsiegel von 1743 zeigt einen Arm der eine Wage hält, mit der Devise:

^ Discernit pondera rerum.

Kindelbrück.

Kleine Stadt, 8 Km. nördlich von Weissensee an der reissenden und tief
eingeschnittenen Wipper, über welche hier eine Brücke führt, die, wie der Orts-
name zu besagen scheint, Veranlassung zur Entstehung des schon in einem Hers-
felder Güter Verzeichnisse aus dem 8. Jahrhundert neben Griffestatt erwähnten
„Kindelbruccun“ gegeben haben mag. Es war ursprüglich ein Dorf, dessen Ein-
wohnern (rusticis) Landgraf Albert von Thüringen 1291 dieselben Rechte verlieh,
welche die Bürger fcives) zu Weissensee genossen, aber erst die Landgrafen Friedrich,
ßalthaser und Wilhelm nennen den noch 1366 als villa bezeichneten Ort in einem
Bestätigungsbriefe von 1372 zum ersten Male civitas und die Einwohner cives
unter Hinzufügung neuer Privilegien und des Marktrechts.

Das Städtchen bildet ein gestrecktes Viereck. Die Stadtmauer wurde auf
strengen landesherrlichen Befehl1 im Jahre 1508 von Nickel Krantz, einem Maurer

1 Das betr. Edict Herzogs Georg von 1507 am Tage Leonardi Coufessoris, welches v. Ilagke
nicht erwähnt, ist bei Topp Sign. D 4 abgedruckt.
 
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