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Grüningen. Günstedt. Henschleben. 25

J. Georg Ulrich in Apolda gegossen, die älteste; die beiden anderen sind von Job.
Heinr. Ulrich in Laucha gegossen, die grosse 1842, die mittlere 1845.

Günstedt.

Marktflecken, 3 Km. nördlich von Weissensee. Gehunstete erscheint in
einem um 786 aufgesetzten Güterverzeichnisse der Abtei Her Meid, und Gunnestete
wird urkundlich zuerst in dem Stiftungsbriefe der Commende Griefstedt von 1234
(s. oben S. 14) erwähnt, welcher das Patronatsrecht über die zuerst 1267 ver-
kommende Kirche fecdesia in Gunstete) bis in’s 18. Jahrhundert zustand, nebst
bedeutendem Grundbesitz in der Flur des Orts. Zu dem jetzigen Kirchengebäude
wurde der Grundstein 1705 gelegt, und die Einweihung fand 1716 statt; indess
rührt der mit einem gerippten Kreuzgewölbe gedeckte Altarraum, in welchem sich
auch eine Sacramentsnische erhalten hat, noch von einem älteren Bau aus dem
Spätmittelalter her. Nach v. Hagke S. 353 sollen in der Kirche unr’s Jahr 1600
folgende Keime in Stein gehauen zu lesen gewesen sein:

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JüiTjm fic Uici tnitfcnb JMenfegenfiinbe;
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offenbar als Uebersetzung der sich auf Vorgänge um 1350 beziehenden älteren
lateinischen Inschriften, die sich an anderen Kirchen in Thüringen und Sachsen
vorfinden.1

Nach demselben Gewährsmann (S. 356) wird auf dem Kirchboden ein altes
Schnitzbild auf bewahrt, welches Christus im Elend darstellt und aus einer Lieb-
frauenkirche herrühren soll, die im Garten des südöstlich beim Dorfe belegenen
Hospitals ehedem befindlich und das Ziel vieler Ablass begehrenden Wallfahrer
war.2 In dieser Kapelle musste, zufolge einer Stiftung von 1408 durch einen
Priester der Commende Griefstedt eine tägliche Messe gelesen werden.

Auf dem Thurme hängen vier Läutglocken von 1,24, 1,16, 0,87 und 0,67m
und eine Schlagglocke von 0,75m Durchmesser. Die grosse ist 1857 von Beuj.
Sorge in Erfurt, die zweite (mit den Figuren der Maria und des Petrus) 1657 von
J. W. Geyer daselbst und die dritte ist 1761 von J. Georg Ulrich in Apolda
gegossen, welcher auch die Schlagglocke gegossen hat. Die vierte Glocke ist
ohne Inschrift.

Henschleben.

Kirchdorf, 0 Km. südwestlich von Weissensee am rechten Ufer der Unstrut
belegen. Die Schreibung des Ortsnamens und einer danach benannten Familie
erscheint im Mittelalter sehr schwankend; nach v. Hagke S. 365 im 12. Jahr-

1 Yergl. Heft IY S. 68

2 Mit diesen Wallfahrten hing der Ablassmarkt“ zusammen, welcher noch gegenwärtig
4 Wochen nach Ostern in Günstedt gehalten wird.
 
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