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Kreis Weissensee. Wunder sieben.

zwei Krebsscheeren enthält; das andere hat im Schilde einen Schrägbalken mit
durchstochenem Fuchs, was sich als Helmschmuck wiederholt. — Der Grabstein
an der südlichen Wand hat keine Jahreszahl, scheint aber derselben Zeit anzu-
gehören. Auf demselben befinden sich ebenfalls zwei Wappen: von Teutleben
und von Ambsdorff; letzteres mit einem springenden Bock im Schilde und mit
einem wachsenden Bock auf dem Heim. Die drei Glocken auf dem Thurme
haben 1,07, 0,84 und 0,69m Durchmesser und sind 1838 von J. Heinr. Ulrich in
Laucha gegossen. Vorher waren statt derselben zwei aus dem Jahre 1735 vor-
handen, deren lateinische Inschrift sich bei v. Hagke S. 706 abgedruckt findet.
Der Ortsname ist darin „Micro Soemerda“ gräcisirt.

Wundersleben.

Kirchdorf mit einem Bittergute, 5,5 Km. südwestlich von Weissensee am
linken Ufer der Unstrut, 1227 Wunnrislebin, 1281 Winrisleben, 1343 Winresleben,
1407 Wunnersleiben, 1425 Vunresleiben, 1499 Wonnersleuben, 1545 Wunners-
leuben, 1575 Wondersleben geschrieben. Eine gleichnamige Familie wird schon
im 12. Jahrhundert erwähnt, es ist aber nicht nachgewiesen, ob dieselbe in diesem
Dorfe ansässig war, wo ausser den Klöstern Oldisleben, Weissenborn, Himmels-
garten und dem Marien stifte zu Erfurt im Mittelalter verschiedene Adelsgeschlechter
Besitzungen und Einkünfte hatten, im 14. und 15. Jahrhundert namentlich die
Familie von Hake. Die von Wittern besassen das Rittergut drei Jahrhunderte
hindurch bis zum Jahre 1817.

Die dem heil. Bonifacius geweihte und unter gutsherrlichem Patronate
stehende Kirche kommt in einer Urkunde vom Jahre 1449 vor, in welcher Lutze
Worin zu Tunzenhausen (s. oben S. 51) als Lehnsherr einer zu derselben
gehörigen Vicarie und Johannes Koch als Priester und Vicar in Wundersleben
aufgeführt werden. Das gegenwärtige Kirchengebäude datirt laut der über dem
Haupteingange in Stein gehauenen Jahreszahl vom Jahre 1706.

Die auf dem Thurme befindlichen drei Läuteglocken von 0,90, 0,72 und 0,58m
Durchmesser sind 1835 von Benjamin Sorge in Erfurt gegossen. Die Uhrglocke
von Melchior Möringk daselbst rührt aus dem Jahre 1624 her.

An einem Thorpfeiler der Kirchhofsmauer steht:

Iviirheu geben femuet nid; ahnos geben arntut nicht entrecht gut
fafet nit. ßarpins. tj. cficr. cö. J. 5. $. }. b.

Der Schluss dieser Inschrift, ausgenommen die Jahreszahl 1581 und die
Initialen eines nicht bekannten Namens H. T., bleibt unerklärt. „Unrecht Gut
faselt nicht“ oder „druset nicht,“ war eine im 15. und 16. Jahrhundert sehr
übliche sprichwörtliche Redensart, mit der Bedeutung: Unrecht Gut schlägt nicht
Wurzel, wächst nicht, gedeihet nicht, bringt nicht Frucht. (Vergl. Grimm,
Deutsches Wörterbuch 3, 1338; Frisch, Deutsch-Latein. Wörterbuch (1741) 1,249;
Wand er, Sprich w. Lex. II, 197). Bei von Hagke S. 718 steht fälschlich: Unrecht
Gut fesselt nicht.
 
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