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Straussfurt. (Meder)-Topfstedt.

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fällig bezeichnet wurde. In der erwähnten Inschrift ist hinter der Jahreszahl ein
Schild mit einem Steinmetzzeichen TL angebracht, welches auch an der Gross-
Ballhäuser Kirche sich vorfindet; s. oben S. 5 Big. 1 d.

In der Kirche steht ein Taufstein von 1597 mit dem Spruche: Lasset die
Kindlein zu mir u. s. w.

Aussen an der Südwand der Kirche befinden sich mehrere, zum Theil stark
verwitterte Leichensteine der Familie von Görmar, unter denen sich durch Alter
und Grösse (l,6m breit 1,8m hoch) ein Epitaphium auszeichnet, welches, oben mit
der Jahreszahl . ] . 8 . 8 • 8 . und dem Kreuzestitulus . I . 12 . ß . I .
bezeichnet, die Messe Gregors darstellt, die in üblicher Weise von den sogenannten
Waffen Christi (den Passionsinstrumenten) begleitet ist. Unten knieen die Stifter,
den beiden Wappen zufolge ein Herr von Görmar und seine Frau, eine geb.
von Endenberg, mit ihren 14 Kindern, Söhnen und Töchtern. Unterhalb der
ganzen Steintafel, die trotz der sorgfältigen Steinmetzarbeit mit den vielen Einzel-
heiten keinen künstlerischen Werth beanspruchen kann, befindet sich eine schwer
leserliche Schrift, die nach v. Hagke S. 655 lautet: „Wer diese Figur knieend
ehret mit 4 Vaterunser und 4 Ave Maria und mit dem anderen gebetlein herunter
hangend, der hat verdient 42 tausend Jahr ablass vom pabst Sixto IV.“ 1 — Die
übrigen Epitaphien sind theil weise durch Weinstöcke verdeckt; v. Hagke führt
a. a, 0. die Jahreszahlen 1504 und 1610 an.

Auf dem Thurme sind drei Glocken von 1,20, 0,97 und 0,71m Durchmesser..
Die grosse ist von Joh. Christoph Geyer in Erfurt 1561 gegossen, der Inschrift
zufolge an Stelle einer älteren aus dem Jahre 1461. Auf der zweiten Glocke steht
oben herum in Minuskeln:

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Die kleine Glocke ist 1797 von Sorber in Erfurt gegossen.

Das Kirchen Siegel enthält das Bild des heil. Petrus.

Das Schloss des Bittergutes ist stark modernisirt; von Tlnirmen flankirt,
war es früher mit einem vollständigen Wassergraben umgeben.

(Nieder)-Topfstedt.

Kirchdorf mit einem Kittergute, 8 Km. Westnordwest! ich von Weissensee, in
älteren Urkunden Tophstete, Tophestete ohne nähere Bezeichnung, und erst seit
1333 als Nidern-Tophstet von dem nur 1 Km. entfernten Ober-Topfstedt bestimmt
unterschieden. Seit 1089 hatte das Kloster Reinhardsbrunn infolge einer Schenkung
bedeutende Begüterung in Tophstete, die es bis etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts
durch Vermächtnisse und Ankäufe in Nidern-Topfstedt noch vermehrte; nachdem
aber bereits 1358 ein Theil derselben an einige Bürger in Greussen veräussert
war, behielt das Kloster den verminderten Besitz, bis Abt Wilhelm 1521 Vorwerk

1 Aus dem reichen päpstlichen Ablass Sixtus IV. (1471 —1484) erklärt sich die damalige
grosse Beliebtheit der „Messe Gregor’s,“ welche in Kirchenbildern und in zahllosen Bilddrucken
bis ins 16. Jahrhundert ungemein verbreitet war. 14. 0.

Kreis Weissensee. 4
 
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