Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
34

Kreis Wcissensee.

1)ie örtliche Ueberlieferung spricht von einem unterirdischen Gange, der aus
dem hiesigen Nonnenkloster nach dem Pfaffenhofe der Johanniter in Wcissensee
geführt habe, und eine vermauerte Thür in dem Keller eines Wohnhauses gilt
als der ehemalige Eingang, wie auch im Keller des Pfaffenhofes zu Wcissensee
der Ausgang gezeigt wird.

Riethgen.

Kirchdorf, 5,5 Km. nordöstlich von Wcissensee. Im Jahre 1234 schenkten
die Landgrafen Heinrich und Hermann unter anderen auch ihre Güter „in villis,
quae clicuntur Rieth“ an die Commende Griefstedt (s. d.), und da 1273 und 1315
ein „Niedernrieth,“ und 1339 ein „Tüzelrieth“ (?) erwähnt wird, so dürfte es
zwei Dörfer des Namens Rieth gegeben haben, wofür auch angeführt werden
kann, dass sich südlich von Rüthgen ein mit Gräben umgebenes Stück
Land befindet, welches „das alte Dorf“ oder „Altendorf“ heisst. Die Schreibung
„Riethgen“ statt der früheren „Rieth“ scheint erst im 16. Jahrhundert vereinzelt
vorzukommen, wird aber seit dem 18. Jahrhundert allgemein üblich. Das Dorf
stand der Commende Griefstedt seit ihrer Stiftung zu, und die von den Einwohnern
desselben erbpachtweise inne gehabten Stiftsländereien sind ihnen erst 1853 zu
freiem Eigenthum überlassen worden. —

Riethgen war ursprünglich Annex der Pfarre zu Commende Griefstedt, seitdem
aber um 1525 der Sitz des Pfarrers von Griefstedt hierher verpflanzt wurde, ist
letzteres Eilial von Riethgen geworden. Während des 30jährigen Krieges wurde
das Dorf wiederholt verwüstet und war zeitweise ganz unbewohnt. Die Herstellung
der Kirche erfolgte 1661 und 1662. Auf dem geschmacklosen Thurme derselben
befinden sich drei Glocken von 0,84, 0,66 und 0,46m Durchmesser. Die kleinste
ist sehr schlank und ohne Schrift, die beiden anderen sind 1819 von den Gebrüdern
Ulrich in Apolda gegossen.

Rohrborn.

Kirchdorf, 9 Km. südöstlich von Weissensee, welches, obwohl sicherlich viel
älter, erst seit 1327 in den Urkunden des Augustinerklosters zu Erfurt auftaucht,
das hier Besitzthümer erworben hatte. Lehnsherren des Dorfes waren die Grafen
von Beichlingen, welche dasselbe im 15. Jahrhundert wiederkäuflich an einige
Erfurter Bürger überliessen, von denen es 1466 in den Besitz des Rathes zu Er-
furt gelangte und mit dieser Stadt 1802 an die Krone Preussen fiel. Das Kirchen-
patronat stand dem Propste des Marienstifts in Erfurt zu. Im 30.jährigen Kriege
wurde fast das ganze Dorf zerstört, und die Zahl der Einwohner war bis auf
12 reducirt. Die Pfarrstelle konnte erst 1656 wieder besetzt werden. Die sehr
baufällige Kirche wurde 1763 erneuert, der auf der Ostseite des Schiffes stehende
Thurm jedoch rührt noch von der alten romanischen Anlage her; er öffnet sich westlich
gegen das Schiff in einem halbkreisförmigen Bogen mit Kämpferschrägen und zeigt
an der Ostseite, wo sich ursprünglich eine Absis angeschlossen haben muss, einen
jetzt vermauerten Rundbogen, dessen Kämpfer der umgekehrten attischen Basis
entsprechend gegliedert sind. Oben an der Glockenstube befindet sich an der
 
Annotationen