Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Kreis Weissensee.

Arbeiterwohnnngen eingerichtet; nach Anderson S. 260 finden sich ausser allerlei
Ueberresten der ehemaligen luxuriösen Decoration, die sich in den dürftigen
Stuben der Arbeiter mehr als seltsam ausnehmen, noch einige alte Oefen mit dem
Wappen des letztgenannten Comthurs, welches auch an der Glocke auf dem Thurms
über der Schlosskirche vorkommt.

Von einer ehemaligen Kapelle in dem nahen Wäldchen ist nichts mehr
zu sehen.

Yergl. J. G. L. Anderson, Geschichte der Deutschen Ordens-Commende
Griefstedt. Erfurt 1866. — Auf dem Umschläge dieses Buches findet sich eine kleine
Ansicht des Schlosses, umrahmt von 48 Wappenabhildungen der Comthure von
Griefstedt.

Grüningen.

Kirchdorf mit Rittergut, 7 Km. westnordwestlich von Weissensee an der
Helbe gelegen. Der Ort scheint sehr alt zu sein, doch ist es wegen vieler ähnlich
lautenden Ortsnamen einigermassen ungewiss, ob das von Otto dem Grossen im
Jahre 949 urkundlich an die Abtei Hersfeld vertauschte Grunengo mit unserem
Grüningen identisch ist. Eine Familie von Gruningen kommt vom 12. bis ins
15. Jahrhundert vor. Im Jahre 1316 kaufte Landgraf Friedrich von Thüringen
von Rudolf von Groningen das Schloss mit allem Zubehör, und dieses blieb nun
ungefähr 200 Jahre im landesherrlichen Besitz, wurde aber vielfach verpfändet,
unter anderen auch 1366 wieder an die Familie von Gruningen, 1396 an die von
Kutzleben, in deren festes Eigenthiun es 1518 überging und bei dieser Famdie
bis ins 18. Jahrhundert verblieb. Das befestigte Schloss lag an der Ostseite des
Dorfes; 1358 als Kemnate und 1503 als wüst bezeichnet, scheint es als „arx Kutz-
lebiana“ von dieser Familie erst wieder in Stand gesetzt worden zu sein; es be-
stand bis etwa 1760, und die Ueberreste eines Wartthurmes hatten sich noch bis
zum Anfänge des laufenden Jahrhunderts erhalten. Das heutige Schloss wurde
um 1772 von dem damaligen Besitzer Job. Geo. von Kühn erbaut.

Von der unter gutsherrlichem Batronat stehenden, dem h. Petrus geweihten
Kirche fehlen ältere Nachrichten; es wird nur erwähnt, dass Ritter Heinrich
von'Grüningen 1371 den Klosterfrauen zu Beunroda das jus patronatus der Kapelle
des Dorfes verehrte. Das jetzige Kirchengebäude ist mit Beibehaltung des 1716
erbauten Westthurm es erst 1823/24 neu errichtet. Aus der alten Kirche rührt
noch ein Grabdenkmal her, welches an der östlichen Giebelwand der neuen Kirche
aufgestellt ist und nach v. Hagke S. 333 die Inschrift hat:

21nno f606 ben 2% September ift ber
eble, geftrenge unb efyrenfefte Caspar r>on Tiutdcben
auf (Brimingen, Cfyurfürfiid) Säcf)fifd}er Katfy unb ^auptmann
311 tDeifenfee, feines Filters im 83. 3a^re> ™ ©°tt fDig
entfcfilafen. Hoffen Seele fcfycnfe (Sott (Bitabe. 21men.

Der Verstorbene ist auf dem Steine in Ritterrüstung dargestellt, und zu
beiden Seiten sind 8 Ahnenwappen angebracht.

Von den drei auf dem Kirchthurme hängenden Glocken von 0,97 0,80 und
0,63m Durchmesser ist die kleinste mit der Inschrift bidi Dill 0(0ritt, 1779 von
 
Annotationen