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Schilfa. Schwerstedt. Sömmerda.

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Fronen, und ähnliche landesherrliche Privilegien wurden der Gemeinde auch
später zutheil, welche sich ihrerseits dadurch auszeichnete, dass sie sich im Bauern-
kriege nicht nur ruhig verhielt, sondern selbst durch Entsendung ihrer wehrhaften
Männer zum Entsätze der von den Meuterern belagerten Stadt Weissensee mit-
wirkte. Zum Andenken hieran hält die Gemeinde jährlich am Tage Mariae Heim-
suchung einen Auszug mit einer ihr von dem Herzoge Johann Adolf von Weissen-
fels verliehenen Fahne, welche des jetzt regierenden Kaisers und Königs Majestät
bn Jahre 1864 durch eine schöne neue zu ersetzen geruht hat.

Die dem heil. Georg geweihte Kirche wird zuerst 1222 erwähnt und ivar
dom Kloster Reifenstein (auf dem Eichsfelde) einverleibt. Ein Heu- oder Repara-
turbau derselben wurde im Jahre 1562 geplant, zu dem jetzt vorhandenen Gottes-
hause wurde der erste Stein am 22. April 1755 gelegt, und die Weihe geschah in
honorem S. Trinitatis; der Thurm jedoch, der rings mit doppelten Spitzbogenfenstern
versehen ist, wurde von dem älteren Bau beibehalten, und ebenso conservirte man
das Mittelstück eines Altarschreines (l,5m breit, 1,7 “hoch), ein Schnitzbild, welches
die zwölf Apostel und Maria in deren Mitte darstellt, die nach oben weisen (—also
die Himmelfahrt Christi?) Den Hintergrund füllen auf beiden Seiten mit Bäumchen
besetzte Berge, auf denen sich zwei Burgen erheben. Unten am Fusse links
kniet eine kleine betende Figur, der Stifter oder die Stifterin des reich angelegten
Werkes, welches v. Hagke S. 621 mit völliger Bestimmtheit dem Michael Wohlge-
muth (1434 —1519) zuschreibt. Der Grund des Schreins ist golden mit einge-
drücktem Tapetenmuster; oben ist eine strahlende Sonne angebracht.

Nach v. Hagke a. a. 0. befindet sich in einem östlichen Kirchenfenster das
alte Schwerstedter Wappen, bestehend aus einem Kreuz und einer Streitaxt in
Kreuzesform, wobei das Kreuz von einer Zwiebelpflanze durchwachsen ist, welche
letztere auch im Siegel der Kirche geführt wird, anscheinend mit Beziehung auf
den im Orte seit alters betriebenen sehr ausgedehnten Zwiebelbau, weshalb das
Dorf im Volksmunde auch „Zippelschwerscht“ genannt wird.

Die auf dem Thurme hängenden drei Glocken haben 1,12 0,88 und 0,74“
Durchmesser- Die grosse, 1671 von Franz Wolf Geyer in Erfurt gegossen, ist
gesprungen, die beiden anderen sind 1857 von Benj. Sorge ebendaselbst gegossen.

Sömmerda.

Stadt, 6,5 Km. südöstlich von Weissensee am rechten Ufer der Unstrut.
Die Zahl der Einwohner, welche im Jahre 1816 nur 1933 betrug, hat sich be-
sonders infolge der hier seitdem durch Nicolaus v. Dreyse, den Erfinder des Ziind-
nadelgewehrs, in seiner Vaterstadt begründeten Gewehrfabrication fast bis auf
6000 gehoben, während die kaum halb so grosse Kreisstadt nur gegen 2600 Ein-
wohner zählt. — Geschrieben findet sich der Name des Ortes im 10. Jahrhundert
Sumerde, im 12. Jahrhundert Sumerda, im 14. Jahrhundert Somirda major, Grossin
Sömmerda zur Unterscheidung von Wenigen-Sömmerda, im 15. Jahrhundert Grossen-
Somerda, im 16. und 17. Jahrhundert Gross-Sömmerda, seit dem 18. Jahrhundert
Sömmerda.1 — Obgleich der Ort viel älter ist, tritt derselbe doch erst zu Anfang

1 Wenn ausserdem in mittelalterlichen Urkunden und Geschichtsschreibern vielfach die
Schreibung Sumeringen, Someringen etc. vorkommt, so ist in älterer Zeit die Beziehung oft
 
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