48
Kreis Weissensee.
Straussfurt.
Kirchdorf mit einem Rittergute, 7 Km. südwestlich von Weissensee beim
Einflüsse des Oede- und Schambaches in die Unstrut, im 10. Jahrhundert Stuches-
furt, im 12. Stuchesfurten, im 13. Stusforden, im 14. Stusfurt, Strussfort, im
15. Stusfurt, Straussfurt, Stasfurt, im 16. Stusfurt, Stausfurt, Strusfurt, Straussfort,
Straussfurt, seitdem Straussfurt, Strausfurt geschrieben. Im 10. Jahrhundert
erwarben die Klöster Uersfeld und Fulda Besitzungen in Stuchesfurt (Stufesfurt),
seit 1109 trat Kloster Reinhardsbrunn in Beziehungen zu diesem Orte, die Jahr-
hunderte hindurch fortdauerten und sich wenigstens in dem Namen der „Reinhards-
brunner Zinsen11- bis in die neueste Zeit erhalten haben, und später erwarben auch
andere Klöster (das Petri- und Marienstift in Erfurt, Oldisleben, Himmel spurten,
Walkenried, die Hospitalbrüder in Weissensee) Besitzungen und Rechte daselbst.
Als Lehnsherren dieser geistlichen Besitzer und als die eigentlichen Herren des
Ortes erscheinen seit dem 13. Jahrhundert die Adelsgeschlechter der Dynasten
von Salza, von Tanrode und von Stussforte (Strussforte), welche sämmtlich in
Stammverwandtschaft gestanden zu haben scheinen. Ausser diesen kommen noch
mehrere adelige Besitzer der verschiedenen in Straussfurt befindlichen Freigüter
vor, Schloss und Dorf aber ging 1413 von den von Tanrode an Friedrich von Hopf-
garten über, von diesem auf Heinrich von Töteleiben, von den Gebrüdern von Tote-
leben 1451 auf Hans von Schlatheim und von den von Schlatheim noch im 15. Jahr-
hundert an die von Görmar, welche bis 1584 (oder 1585) im Besitze blieben. Nach
dem damals erfolgten Tode des Julius v. Görmar wurde das Lehn apert und vom
Herzoge August zu Sachsen anderweitig ausgethan. Im Jahre 1652 wurde Ernst
Friedemann von Selmnitz damit belieben, der die 5 in Straussfurt vorhandenen
Güter in seiner Hand vereinigte und seinem einzigen Sohne hinterliess. Als
dieser 1689 kinderlos g'estorben war, erwarb seine Mutter das Gesannntgut und
überliess es 1706 ihrem Schwiegersöhne Heino von Münchhausen, in dessen Familie
es bis heute verblieben ist.
Von der Kirche findet sich die erste Spur im Jahre 1294, wo der Pfarrer
Albert zu Stussfirte als Zeug'e in einem Kaufbriefe vorkommt. Ob die, 1324 von
Heinrich Geitz von Beichlingen errichtete und von seinen Nachkommen dem
Kloster Walkenried übereignete, nicht mehr nachweisbare Marienkapelle mit der
unter gutsherrlichem Patronate stehenden, dem heil. Petrus gewidmeten Pfarrkirche
verbunden gewesen sein mag oder nicht, lässt sich nicht bestimmen. Das jetzt vor-
handene Gotteshaus ist der 1616—1620 erfolgte Umbau eines älteren Gebäudes, welches
nach der äusserlich am Altarraume befindlichen unvollständigen Inschrift (Fig. 37)
Fig. 37.
vom Jahre 1504 herrührte, aber in einer Beschwerde der Gemeinde 1605 als bau-
Speise bedient haben, wofür dieWeissenseer sie „Störche“ nannten; dagegen verspotteten die
Sömmerdaer die Weissenseer mit ihren beiden Seen, auf die sie sich viel einbildeten, obschon
sie im Laufe der Zeiten zu Pfützen eingeschrumpft waren, und nannten sie daher „Pfützen-
hüter.“ G. S.
Kreis Weissensee.
Straussfurt.
Kirchdorf mit einem Rittergute, 7 Km. südwestlich von Weissensee beim
Einflüsse des Oede- und Schambaches in die Unstrut, im 10. Jahrhundert Stuches-
furt, im 12. Stuchesfurten, im 13. Stusforden, im 14. Stusfurt, Strussfort, im
15. Stusfurt, Straussfurt, Stasfurt, im 16. Stusfurt, Stausfurt, Strusfurt, Straussfort,
Straussfurt, seitdem Straussfurt, Strausfurt geschrieben. Im 10. Jahrhundert
erwarben die Klöster Uersfeld und Fulda Besitzungen in Stuchesfurt (Stufesfurt),
seit 1109 trat Kloster Reinhardsbrunn in Beziehungen zu diesem Orte, die Jahr-
hunderte hindurch fortdauerten und sich wenigstens in dem Namen der „Reinhards-
brunner Zinsen11- bis in die neueste Zeit erhalten haben, und später erwarben auch
andere Klöster (das Petri- und Marienstift in Erfurt, Oldisleben, Himmel spurten,
Walkenried, die Hospitalbrüder in Weissensee) Besitzungen und Rechte daselbst.
Als Lehnsherren dieser geistlichen Besitzer und als die eigentlichen Herren des
Ortes erscheinen seit dem 13. Jahrhundert die Adelsgeschlechter der Dynasten
von Salza, von Tanrode und von Stussforte (Strussforte), welche sämmtlich in
Stammverwandtschaft gestanden zu haben scheinen. Ausser diesen kommen noch
mehrere adelige Besitzer der verschiedenen in Straussfurt befindlichen Freigüter
vor, Schloss und Dorf aber ging 1413 von den von Tanrode an Friedrich von Hopf-
garten über, von diesem auf Heinrich von Töteleiben, von den Gebrüdern von Tote-
leben 1451 auf Hans von Schlatheim und von den von Schlatheim noch im 15. Jahr-
hundert an die von Görmar, welche bis 1584 (oder 1585) im Besitze blieben. Nach
dem damals erfolgten Tode des Julius v. Görmar wurde das Lehn apert und vom
Herzoge August zu Sachsen anderweitig ausgethan. Im Jahre 1652 wurde Ernst
Friedemann von Selmnitz damit belieben, der die 5 in Straussfurt vorhandenen
Güter in seiner Hand vereinigte und seinem einzigen Sohne hinterliess. Als
dieser 1689 kinderlos g'estorben war, erwarb seine Mutter das Gesannntgut und
überliess es 1706 ihrem Schwiegersöhne Heino von Münchhausen, in dessen Familie
es bis heute verblieben ist.
Von der Kirche findet sich die erste Spur im Jahre 1294, wo der Pfarrer
Albert zu Stussfirte als Zeug'e in einem Kaufbriefe vorkommt. Ob die, 1324 von
Heinrich Geitz von Beichlingen errichtete und von seinen Nachkommen dem
Kloster Walkenried übereignete, nicht mehr nachweisbare Marienkapelle mit der
unter gutsherrlichem Patronate stehenden, dem heil. Petrus gewidmeten Pfarrkirche
verbunden gewesen sein mag oder nicht, lässt sich nicht bestimmen. Das jetzt vor-
handene Gotteshaus ist der 1616—1620 erfolgte Umbau eines älteren Gebäudes, welches
nach der äusserlich am Altarraume befindlichen unvollständigen Inschrift (Fig. 37)
Fig. 37.
vom Jahre 1504 herrührte, aber in einer Beschwerde der Gemeinde 1605 als bau-
Speise bedient haben, wofür dieWeissenseer sie „Störche“ nannten; dagegen verspotteten die
Sömmerdaer die Weissenseer mit ihren beiden Seen, auf die sie sich viel einbildeten, obschon
sie im Laufe der Zeiten zu Pfützen eingeschrumpft waren, und nannten sie daher „Pfützen-
hüter.“ G. S.