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Weissensee. Wenigensömmern.

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dach überdeckt ist. Die Entstehungszeit ist durch die daran befindliche Jahres-
zahl 1584 gesichert. Ton den sechs Seiten des Brunnenschreins ist jede verschieden
verziert; auf der Seite, wo die Jahreszahl steht, ist darunter das kursächsische
Wappen (in einem längs getheilten Schilde rechts die beiden Schwerter, links der
Bautenkranz) angebracht. Ein anderes Feld zeigt das Stadtwappen, neben welchem
oben die Siglen SW und SM, unten C und O stehen, worin wahrscheinlich un-
bekannte Personennamen verborgen sind. Eine dritte Seite ist mit einem grossen
in einen Kreis gezeichneten und aus Leistenwerk gebildeten Pentagramm geschmückt.
Yergl. Eig. 46, in welcher die beschriebenen Felder dargestellt sind. Das ganze
Brunnengehäuse ist ohne die Plinthe, welche verschiedene Höhe hat, bis zum
Dachgesimse 1,3m hoch.

Der auf dem Markte stehende Brunnen ist schmucklos.

Wenigensömmern.

Kirchdorf mit einem Rittergute, 6 Km. südöstlich von Weissensee, am rechten
Ufer der Unstrut, in Urkunden erst seit 1318 von Sömmerda (Somerde major
Grossensömmern) unterschieden als Somerde minor, Wenigen-Somerde und im 17.
und 18. Jahrhundert zuweilen auch Kleinsömmern genannt. Da dieser Ort gegen
3 Km. von der Stadt Sömmerda entfernt ist, dürfte derselbe kaum als eine erst
im 14. Jahrhundert entstandene Abzweigung von jener anzusehen sein, sondern
hat vermuthlich schon viel früher existirt, was aber aus den oben in der Kote
zu S. 37 angegebenen Gründen nachzuweisen nicht möglich ist. Im 14. Jahrhundert
hatte das Augustinerkloster zu Erfurt Besitzungen in Wenigensömmern, und 1480
wurde das Klostergut an einen Herrn von der Herde (?Hertha) verpachtet. Lehns-
rechte über das Dorf und das Vorwerk übten sowohl die Landgrafen aus, wie
auch das Kloster Fulda. Die Grafen von Beichlingen erscheinen seit 1407 im
Besitz; sie thaten das Dorf verschiedentlich in Afterlehn aus oder verpfändeten
dasselbe. Im Jahre 1540 gelangte das Gut durch Beleihung an die Familie von
Teutleben, bei welcher es bis gegen Ende des folgenden Jahrhunderts verblieb
und dann in verschiedene Hände überging.

Die dem heil. Nicolaus geweihte Kirche ist gutsherrlichen Patronats und
nach von Hagke S. 705 in Jahre 1722 erbaut. In derselben befindet sich ein
ziemlich gut erhaltener Altarschrein mit geschnitzten Figuren vom Anfang des
16. Jahrhunderts. Die Mitte nimmt ein Crucifixus ein', und zu dessen Rechten
steht Maria, sich im Schmerz abwendend, ausserdem S. Barbara und ein heil.
Bischof (S. Nicolaus?). Die ehemaligen Flügelthüren des Schreins sind gemalt
und jetzt an der Kanzelbrüstung befestigt, rechts die Verkündigung Mariae, links
die Anbetung der Könige. Auf erstgenanntem Bilde ist auf einem ver-
schlungenen Bande eine Minuskelinschrift angebracht, deren Buchstaben der
Windung des Spruchbandes folgend zum Theil verkehrt stehen. Die Inschrift lautet:

auf grflcitt plcn« ihn. tcnnn j me nnctün ömntni ftut iutd)t fecunihi mlnnn tu um.

Es ist also aus Luc. 1 V. 28 die Begrüssung des Engels an die Jungfrau
und aus V. 38 die Antwort der Maria.

An den Langwänden der Kirche sind zwei Steinepitaphien der Familie von
Teutleben aufgestellt. Das an der Nordwand von 1604 zeigt eine Rittergestalt und
zwei Wappen, deren eines im Schilde zwei Flügel mit Bändern und als Helmzier
 
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