Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

Kreis Weissensee.

sich ausserdem noch ein anderes Siegel der Stadt (Fig. 18), welches noch jetzt im
Gebrauche ist: ein aufgerichteter Löwe, der mit dem rechten Hinterfuss auf einen
behauenen Steinquader tritt.

Zur älteren Geschichte der anderen städtischen Kirche St. Ilgen ist nichts
bekannt. Bei einem Brande von 1528, welcher die ganze Oberstadt in Asche
legte, brannte auch diese Kirche bis auf den Thurm ab und scheint nachher nie
vollständig hergestellt worden zu sein. Als im Jahre 1633 durch Bettler, welche
in der Kirche lagen, Feuer auskam, heisst es: „das Dach des Chores brannte ab,
das andere Dach der Kirche war längst hinweg,“ und im Jahre 1700 wird die
Kirche als „wüst und gebrochen“ bezeichnet; doch konnte sie nach den noth-
wendigsten Herstellungen während des Neubaues der Ulrichskirche 1761 —1784
zum Gottesdienste benutzt werden. Die Reste des Gebäudes bieten so' wenig
Interesse, dass es sich nicht verlohnt, etwas darüber zu sagen. Die Inschriften
auf den Grabdenkmälern zweier um die Stadt verdienten Aerzte, des Leibmedicus
Dr. Job. Nicol. Grosshayn (f 1696) und des Dr. Nicol. Kästner (f 1707) hat
v. Hagke S. 162 f. mitgetheilt.

Kirchdorf, 14 Km. westlich von Weissensee, in einem Hersfelder Güterver-
zeichnisse aus dem 8. Jahrhundert Cuceslebo, 1128 Kotzeleiben, 1174 Coczeleibin
1252 Cucceleiben, 1298 Kutzzeleibin, 1311 Kuczeleyben, 1318 Kutzsehleben,
1326 Kutzeleuben etc. geschrieben. Das Dorf war, abgesehen von zeitweisen Yer-
pfändungen des Hauptgutes, stets in unmittelbarem landesherrlichen Besitz, doch
befand sich daselbst ausser mehreren Freigütern ein Hof der Johannitercommende
zu Weissensee, welcher auch das Kirchenpatronat zustand. Die übrigen kleineren
Güter gehörten im Laufe der Zeiten verschiedenen geistlichen Stiftungen (z. B. dem
Marienstifte in Erfurt, dem Deutschen Hause zu Nägelstedt, dem Kloster Reinhards-
brunn) und Adelsfamilien (im 13. Jahrhundert den v. Summeringen, den Schenken
vonVarila, den v. Urbache, im 14. Jahrhundert den vonderKula etc.; im 15. Jahr-
hundert den v. Germar, v. Slatheim; im 16. Jahrhundert den v. Greussen); inwiefern
aber die in Urkunden des 13. Jahrhunderts vorkommenden von Kutzleben im
Zusammenhänge mit dem gleichnamigen Orte gestanden haben, ist nicht nach-
gewiesen.

Das Alter der im westlichen Theile des Dorfes belegenen Kirche ist unbekannt.
Tm Jahre 1359 wird der Johanniter-Connnenthur Fluges als Pfarrer erwähnt. Das

Fig. 17.

Fig. 18.

Kutzleben
 
Annotationen