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KunststatistisGie Uebersicht.

machen. Die Weissenseer Hauptkirche gehört mit ihrem Chore der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts an und würde noch am ersten bei ihrer hohen Lage und
ihren hohen Verhältnissen der Stadt zum Schmucke gereichen können, wenn sie
nicht durch Verwitterung und vielfache Verankerung entstellt wäre. Kunstge-
schichtliches Interesse bietet sie in ihrer jetzigen Verfassung gar nicht. — Geringere
gothische Ausführungen, zumtheil erst aus dem 16. Jahrhundert finden sich an
den Kirchen in Gross-Ballhausen, Frömstedt, Gebesee, Günstedt, Schallenburg und
Straussfurt.

Das Innere der mittelalterlichen Kirchen des Kreises bietet nur vereinzelt
Gegenstände von Interesse. Hieher gehören wegen ihrer Seltenheit in erster
Linie die sorgfältiger Conservirung zu empfehlenden Sakramentshäuser in
Gangloffsömmern und in der Nicolaikirche zu Weissensee. Sakramentsnischen
haben sich erhalten in den Kirchen von Günstedt, Kindelbrück, Lutzensömmern
und Nausiss. — Unter den noch in grösserer Anzahl vorhandenen und meist auch
gut erhaltenen Schnitzaltären zeichnen sich die in Sömmerda und Weissensee
besonders aus, und auch die von Frömstedt (leider durch Anstrich entstellt), Gang-
loffsömmern, Ottenhausen, Schallenburg und Wenigensömmern gehören zu den
besseren Werken dieser Art; dagegen haben die Altäre in Klein-Ballhausen,
Gebesee, Kutzleben und Schwerstedt nur mittelmässigen Werth. Die Schreine
in Ottenhausen, Sömmerda und Weissensee zeigen ausser den Schnitz bildern auch
Oelmalereien aus dem 15. Jahrhundert. — Aeltere Taufsteine sind ausser dem
in der Nicolaikirche zu Weissensee befindlichen Fragmente weiter nicht nach-
gewiesen; in Gangloffsömmern liegt eine grosse Schale in einem Winkel des
Kirchhofes, und in Henschleben dient eine solche im Dorfe als Brunnentrog. Die
Taufsteine in Straussfurt und Ober-Bösa gehören der Barokzeit an. — Grab-
denkmäler aus dem Mittelalter sind sehr selten; der älteste Grabstein ist von
1365 (in Schilfa); ein anderer von 1440 befindet sich in Sömmerda, ein grösseres
Epitaphium von 1484 an der Kirche zu Straussfurt. — Wegen der sauberen
Arbeit und wegen ihres verhältnissmässigen Alters ist die an einem Chorstrebe-
pfeiler der Bonifaciuskirche zu Sömmerda angebrachte steinerne Sonnenuhr
erwähn en sw erth.

Von älteren Profan bauten ist nur das der Früh-Renaissance angehörige
Rathhaus zu Sömmerda zu nennen, hauptsächlich wegen der Steinmetzarbeiten
am Eingänge in den Rathskeller. — Das Rathhaus in Weissensee ist seines
früheren Schmuckes beraubt und verbaut. Die Rathhäuser zu Kindelbrück und
Gebesee rühren ganz aus neuerer Zeit her. — Der Brunnen am Fischerthor
zu Weissensee von 1584 ist Renaissance mit Einmischung einzelner gothischen
Formbildungen.

Die Rittergüter auf dem Lande haben nur gründlich umgebaute modernisirte
Herrenhäuser aufzuweisen, und auch das erst im 18. Jahrhundert erbaute Schloss
der Commende Griefstedt gehört eigentlich nicht in den Rahmen des vor-
liegenden Werkes, verdiente aber hineingezogen zu werden, da es im Renaissance-
stil ausgeführt ist, und besonders der effectvoll decorirte und mit vielen Wappen
ausgeschmückte schöne Kirchensaal zur Vergleichung mit anderen Kirchen des
Johanniterordens Anlass bietet.

Ausser den in Griefstedt befindlichen vielen Wappen von Gebietigern des
 
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