Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1890

DOI issue:
Heft 1/2
DOI article:
Falke, J.: Die Pariser Welt-Ausstellung: nach Plan und Anlage verglichen mit ihren Vorgängerinnen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6755#0015
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
9

■j-


3ie vorderen Hälften der Flügel, von ihren kuppeln über
öer Rlitte angefangen, sind zur einen Seite den schönen
Aünsten, zur anderen Seite den freien Künsten (arts liberaux),
öiis ist der Wissenschaft, der Lehre, dem Unterricht gewidmet.

So herrscht wenigstens Symmetrie, eine gewisse Ordnung
und Gleichmäßigkeit im Hauptgebäude, welche in der fran-
zösischen Abtheilung noch im Einzelnen in ausgezeichneter
Weise durchgeführt ist.

Von dem Eentralein-
gang und ihrein reich-
geschmücktcn Kuppel-
raum führt eine Een-
lralgalerie, vielmehr
eine breite Halle hinab
bis zur Maschinenhalle.

Vechts und links laufen
uon ihr Galerien ab,
welche je einenr ein-
Zelnen Zweige der
Vunstindustrie gewid-
met sind. Zunächst
UN dem vortretenden
Oentraleingang stehen
rechts und links zwei
große Gemächer, wel-
che die Ausstellung der
französischen Staats-
fabriken enthalten,
links die Porzellane
von Sevres, rechts die
Gobelins von Paris
und Beauvais; beide
haben ihre großartig-
sten Leistungen, einer-
seits riesige Porzellan-
vasen, andrerseits Go-
belinsgemälde, zum
-chmuek des Haupt-
eingangs hergeliehen.

Beide Gemächer oder

Pavillons münden zur

anderen Seite in die
offenen Promenaden,

welche hier an den
Flügeln den Restau-
rants der verschiedenen

Nationen vorliegen.

Betritt man die genannte Eentralhalle, so folgen sich
rechts die Silberarbeiten, die Porzellane, Fayencen und
Glas, die Möbel, die Bronzen u. s. w-, links der Schmuck
in Juwelen, die textile Kunst, Alles, was der Bekleidung,
der eigentlichen Mode angehört, sodann chemische Produkte
und Anderes. Ein eigentliches System scheint nicht ein-

gehalten, außer daß die Kunstindustrie beginnt, die In-
dustrie folgt und die Mechanik, die Maschine den Schluß
bildet. Jede Galerie öffnet sich nach der Eentralhalle zu
mit einem reich geschmückten hohen Portal, das durch seine
Verzierung, durch sein Material, durch seine Bildwerke auf
den Inhalt hinweist. Die Seiten der Eentralhalle bestehen
demnach aus einer Reihe solcher mit Ornamenten, mit

Gemälden, mit Fay-
encen , mit Statuen
geschmückter Portale.
In der Eentralhalle
selbst haben nur ein-
zelne wenige Indu-
strielle von besonderer
Bedeutung, so z. B.
eine großeErzgießerei,
odcrcineEollcktivaus-
stellung Lyoner Sei-
denstoffe Aufnahme
gefunden. Diese stehen
selbständig da. In
den Galerien haben
sich alle und jede einem
genieinsamen künstler-
ischen Arrangement
untergeordnet. Jede
Galerie ist anders,
paffend für ihren In-
halt; aber dergewählte
Stil, der gewählte
Schmuck ist für eine
jede von Anfang bis
zu Ende durchgeführt.
Und hier sowohl in
der Verschiedenheit
wie in der einzelnen
passendenAusschmück-
ung hat sich der
französische Kunstsinn
ebenso im Kleinen
bewährt, wie er sich
in der großartig wir-
kenden Anlage der
ganzen Ausstellung
ausgezeichnet hat.
Man muß auch in
dieser Beziehung die
Ausstellung, soweit sie Frankreich und die französische Arbeit
betrifft, als völlig gelungen betrachten. Man kann der fran-
zösischen Leitung eine gewisse Bewunderung nicht versagen,
und man kann es begreifen, wenn man die Massen der Be-
sucher in Menschenwogen Hereinströmen gesehen hat, oder
wenn man liest, wie sie zu Hunderttausenden die Räume füllten.

Pa ri ser !ve lta » sstel tun g ;88g.
Eingang zur Fachgruppe der französischen Keramik.

X

Seilschrift des bayer. Aunstgerverbe.Vereins München.

Heft \ & 2 (Bg. 2). *890.
 
Annotationen