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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1890

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Heft 11/12
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Gmelin, L.: Die Mittelalterliche Goldschmiedekunst in den Abruzzen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6755#0067
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mittklallerlWk Woldsgmikdekünst in dm Usrn^en.

von L. Smelin.

(Schluß.)

^efaßte sich die zuletzt genannte Urkunde mit der
staatlichen Beschau der Edelmetallarbeiten, so
geben die Statuten der Goldschmiede
von Neapel, welche am 25. September (H7((
von Ferdinand I. ((((63— {^2) bestätigt wurden, ein Bild
von den Vorschriften der betreffenden Zunft/) denen zufolge

1. keiner mit schlechteren! Golde als (6 Gran
„Io tarpiso" arbeiten dürfe;

2. keiner mit schlechterem Silber als von H Tarl
auf die Unze;

3. daß keiner von ihnen etwas zu ihrem Gewerbe
ankaufen dürfe, außer den (( Deputaten;

ch daß die vier Deputirten, unter welchen sie alle
„gut leben" sollen, gegen Ungehorsanre Züchtigungs-
recht durch Freiheitsstrafen haben sollen;

5. daß dieselben Ungehorsanie aus ihrer Gaffe
(d. Goldschmiedegasse) verjagen dürfen.

Inwieweit ähnliche Vorschriften in anderen Städten des
Königreiches Neapel, namentlich der Abruzzen, bestanden,
bezw. wie dieselben gelautet haben, darüber ist fast nichts
bekannt; das Vorkommen von Beschauzeichen beseitigt indessen
jeden Zweifel an den: Vorhandensein solcher Vorschriften.

Namentlich ist es die Marke )3CC.Ij, welche auf zahl-
reichen Stücken wiederkehrt und welche, wie später nach-
gewiesen wird., das Bcschauzeichen der Stadt Solmona
darstellt. Theils aus dem Stil, theils aus den Inschriften
einzelner Werke läßt sich schließen, daß in Solinona schon von
der Mitte des (3. Jahrhunderts an bis in die Witte des
(6. Jahrhunderts ansehnliche Silberschmiedarbeiten gemacht
worden sind; manche derselben — aus der ersten Hälfte
des (5. Jahrhunderts — dürfen sogar den besten gleich-
zeitigen italienischen Arbeiten an die Seite gestellt werden.
Ehe wir auf die einzelnen Werke und die Meister eingehen
können, ist es nothwendig, zunächst auf die mittelalterliche
Geschichte der Stadt einen Blick zu werfen, da wir nur so
den Ursachen nachforschen können, welche der in schwer zu-
gänglicher Gebirgsgegend liegenden Stadt ihre Bedeutung
als Goldschmiedezentrum verschafft hat. i)

i) Schulz, Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unter-
italien. III. 137.

Die Stadt Solmona, deren Namen Vvid von einem
Genossen des Aeneas (Solymo) herleitet ft, und welche deß-
halb ein höheres Alter als Rom beansprucht, war schon
im siebenten Jahrhundert Bischofssitz; zur Hohenstaufenzeit
wurde sie Hauptstadt der Abruzzenprovinz; Friedrich II.
errichtete hier den obersten provinzialgerichtshof ((233) ft
und eine Rechtsschule, welche jene zu Neapel an Ruf
übertrafft; hierdurch, sowie durch Einrichtung von Jahr-
märkten ((23(()ft gewann die Stadt mehr und inehr an
Bedeutung und Wohlstand. Nach dem Untergang der
Hohenstaufen, denen die Stadt stets treu ergeben war, wurde
das nahegelegene Aguila — eine Gründung Friedrichs II.
v. I. (230 — durch die Gunst des Papstes und Karls I.
bald reich und blühend, während Solmona sank; daß die
Stadt zuletzt noch die Partei Eonradin's ergriffen hatte,
wurde ihr von Karl um so weniger verziehen, als
sie sich (270 gegen ihn empört hatte?) Die ersten Könige
aus dem Pause Anjou verfehlten nicht, obgleich sie einerseits
Solmona als ihre liebste Stadt erklärten, sie andrerseits
wegen ihrer den Staufen bewiesenen Treue zu bedrücken;
namentlich sind die ersten Solmoneser Urkunden wahre
Proskriptionslisten: zahlreiche Bürger wurden zu Gunsten
französischer Edelleute ihrer Ehren und Güter beraubt.
Karl II. theilte ((273) die bisher einheitliche Abruzzen-
provinz in zwei: »citra et ultra Humen Piscariae« mit
den Hauptstädten Lhieti und Aquila, so daß Solmona
politisch vollständig beiseite geschoben wurde.

Etwas bester gestalteten sich die Verhältnisse, nachdem
im Jahre (2si(( der Einsiedler des bei Solmona liegenden
Monte Morrone zum Papst — Eoelestin V. •— gewählt
worden war, indem er sich bei Karl II. verwendete. Es
schmeichelte diesem König, daß der Papst längeren Auf-
enthalt in der Stadt nahm; er selbst wohnte den ganzen
Sommer über hier und erwies seine königliche Gunst durch

tz Here. Ciofano; Antiquissimae ac nobilissimae Urbis Sul-
monis descriptio (Aquilae 1578), fol. 4.

2) Antinori, Raccolta di memorie istoriche delle tre Pro-
vincie degli Abruzzi. Napoli, 1781-.-82. 101.

s) Bindi, Mon. stör, ed art. 731.

4) Antinori, a. a. ©. ;02.

5) Faraglia, Codice diplomatico sulmonese; Urkunde LXI.

y

Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-Vereins München.

^890. Heft \\ und \2 (Bg.
 
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