Von ziemlichem Einfluß war übrigens sicherlich auch der
Hof zu Neapel, da die Abruzzen einen Theil des Königreichs
bildeten und der Hof sogar periodisch in
Aquila residirte. Es erscheint deshalb noth-
wendig, zunächst einen Einblick in das
Aunstleben zu Neapel zu gewinnen, soweit
es die Goldschmiedekunst betrifft, umsomehr,
als nach dem Tode des Desiderius das
Aloster Montecaffino immer mehr an Glanz
und Einfluß einbüßte.
Aus der Zeit der Normannen-Herzoge
sind keine hierher gehörigen Angaben be-
kannt, und daß man über die 73 jährige
aber unstäte Hohenstaufenherrschaft (( (9(
bis {266) nicht besser daran ist, daß man
vollends nicht hoffen darf, Spuren deut-
schen Einflußes zu finden, ist fast selbst-
verständlich, die absichtliche Vernichtung aller
hohenstaufischen Urkunden durch Aarl I.")
hat der Forschung nach dieser Richtung den
Boden entzogen. Eher läßt sich dagegen bei
der nun folgenden Herrschaft der Anjou's
französischer Einfluß Nachweisen.
Von dem großen Luxus, der hier zur
Zeit des verschwenderischen und habsüchtigen
Aarls I. (ff ^285) in Gold- und Silbergeräth
getrieben worden, gibt Schulz H einen
trefflichen Ueberblick durch die aus dem
Neapolitanischen Archiv gemachten
Auszüge, die — charakteristisch ge-
nug — fast stets Aktenstücken über
Verpfändungen entlehnt sind. Im
Jahre (275 verpfändete Aarl seine
goldene auf 8000 Unzen (circa
380000 Nlk.) gewerthete Arone um
(000 Unzen Gold; ein Jahr nach-
her ließ er dieselbe Arone nach Rom
schicken, um den jährlichen Lehen-
zins an den pabst zahlen zu können.
Jur Jahre (283 verpfändete er
(60 ganze und 3 zerbrochene Silber-
fchüffeln, 2 große Schüsseln, I \ 5
flache Schüsseln, \5 vergoldete
Schüsseln und Becher mit Füßen
(worunter zwei mit Emaildeckeln),
zwei neue „tiascones" mit ihren
Ständern, vier silberne „llascones",
zwei neue silberne Salzfäßchen. —
Unter Aarl II. ((289 bis (309)
finden wir verschiedene französische
Goldschmiede für den Hof beschäftigt;
(300 wird ein Goldschmiedmeister
Stephanus Bonus von Auxerre
genannt, — (30-( werden die Meister
Stephanus Gottifred, Mil-
Helm von Verdelay und Milectus de Ausuris
(Auxerre?) als königliche Goldschmiede erwähnt. Die letzteren
drei verfertigten die aus Gold und Silber bestehende Fassung
9 Seibert, Geschichte des Königreichs Neapel. I, \<)7.
-) A. a. V. III, 737 ff.
des Hauptes des hl. Januarius, welche sich noch heute sammt
dem Inhalt im Dom zu Neapel (S. Gennaro) befindet; sie
wurde im Jahre (305 vollendet.") Gottfried
und Milectus behielten auch unter deni
folgenden Aönig Robert (^309 —- ^3^3)
ihre Stellung als königliche Goldschmiede
rnit einem Gehalt von (8 Unzen jährlich
(April (309); Milectus stand nach (323 in
königlichen Diensten. Auch unter Aönigin
Johanna I. ((3(5—(392) wird noch ein
französischer Goldschmied — Johann
de Sanctomero (St. Vmer) — genannt,
nach dessen Tode ((5(9) die Aönigin und
ihr Gemahl, Ludwig von Tarent, „ihren
getreuen Meister Johannes Siri Ia-
cobi von Florenz zu ihrem kgl. Gold-
schmiede" * 2) ernennen.
Neben diesen ausländischen Meistern
werden aber auch einheimische erwähnt;
so fertigte ((305) Ioh. Moloniano
von Amalfi, der noch bis (323 in königl.
Diensten steht, Goldarbeit zum Schmuck
königlicher Bücher. In Amalfi selbst war
(((O() ein Goldschmied Antonius de
Fontanarosa2) thätig. Von den Gold-
schmieden Francesco perez und Pietro
Toralla meldet BindiH, daß sie (um (-(00)
nicht wenige hervorragende Goldschmiede-
arbeiten ini Aufträge des Alfonso
di Aragon ausführten, darunter ein
Aelch niit patena aus vergoldeten:
Silber. — Schließlich sei noch
eines deutschen Goldschmiedes
gedacht, Johannes von Eleve,
welcher sich in Neapel aufhielt;
Aönigin Johanna II. erließ ((9.
Sept. (-(28) ein Schreiben, wonach
sie ihn „aus gewissen Gründen" von
den gewöhnlichen Gerichten eximirte
und ihn vor die königlichen Sene-
fchalle wies.H Welches diese Gründe
waren, wissen wir nicht.
Von den für die Goldschmiede
erlassenen gesetzlichen Vor-
schriften scheint nicht vieles auf
uns gekommen zu sein; abgesehen
von einer auf die Goldschmiede
Solmona's bezüglichen wichtigen
Urkunde des Aönigs Ladislaus
Cf (((() von der noch später die
Rede sein wird, verbreiten nur
zwei, von Schulz veröffentlichte
Urkunden r) ein schwaches Licht über
die gesetzlichen Verpflichtungen der
neapolitanischen Goldschmiede. Nach
9 Schulz. III, 25.
2) Schulz. III ;36. und IV. :?s.
9 Schulz. III, 7 36.
9 Art:. Abr. SH.
5) Schulz. III, ;36 und 737.
Reliquiar aus S. Nunziata in Solmona.
Mit Details in wirklicher Größe, profil rc. f. Leite J5.
Hof zu Neapel, da die Abruzzen einen Theil des Königreichs
bildeten und der Hof sogar periodisch in
Aquila residirte. Es erscheint deshalb noth-
wendig, zunächst einen Einblick in das
Aunstleben zu Neapel zu gewinnen, soweit
es die Goldschmiedekunst betrifft, umsomehr,
als nach dem Tode des Desiderius das
Aloster Montecaffino immer mehr an Glanz
und Einfluß einbüßte.
Aus der Zeit der Normannen-Herzoge
sind keine hierher gehörigen Angaben be-
kannt, und daß man über die 73 jährige
aber unstäte Hohenstaufenherrschaft (( (9(
bis {266) nicht besser daran ist, daß man
vollends nicht hoffen darf, Spuren deut-
schen Einflußes zu finden, ist fast selbst-
verständlich, die absichtliche Vernichtung aller
hohenstaufischen Urkunden durch Aarl I.")
hat der Forschung nach dieser Richtung den
Boden entzogen. Eher läßt sich dagegen bei
der nun folgenden Herrschaft der Anjou's
französischer Einfluß Nachweisen.
Von dem großen Luxus, der hier zur
Zeit des verschwenderischen und habsüchtigen
Aarls I. (ff ^285) in Gold- und Silbergeräth
getrieben worden, gibt Schulz H einen
trefflichen Ueberblick durch die aus dem
Neapolitanischen Archiv gemachten
Auszüge, die — charakteristisch ge-
nug — fast stets Aktenstücken über
Verpfändungen entlehnt sind. Im
Jahre (275 verpfändete Aarl seine
goldene auf 8000 Unzen (circa
380000 Nlk.) gewerthete Arone um
(000 Unzen Gold; ein Jahr nach-
her ließ er dieselbe Arone nach Rom
schicken, um den jährlichen Lehen-
zins an den pabst zahlen zu können.
Jur Jahre (283 verpfändete er
(60 ganze und 3 zerbrochene Silber-
fchüffeln, 2 große Schüsseln, I \ 5
flache Schüsseln, \5 vergoldete
Schüsseln und Becher mit Füßen
(worunter zwei mit Emaildeckeln),
zwei neue „tiascones" mit ihren
Ständern, vier silberne „llascones",
zwei neue silberne Salzfäßchen. —
Unter Aarl II. ((289 bis (309)
finden wir verschiedene französische
Goldschmiede für den Hof beschäftigt;
(300 wird ein Goldschmiedmeister
Stephanus Bonus von Auxerre
genannt, — (30-( werden die Meister
Stephanus Gottifred, Mil-
Helm von Verdelay und Milectus de Ausuris
(Auxerre?) als königliche Goldschmiede erwähnt. Die letzteren
drei verfertigten die aus Gold und Silber bestehende Fassung
9 Seibert, Geschichte des Königreichs Neapel. I, \<)7.
-) A. a. V. III, 737 ff.
des Hauptes des hl. Januarius, welche sich noch heute sammt
dem Inhalt im Dom zu Neapel (S. Gennaro) befindet; sie
wurde im Jahre (305 vollendet.") Gottfried
und Milectus behielten auch unter deni
folgenden Aönig Robert (^309 —- ^3^3)
ihre Stellung als königliche Goldschmiede
rnit einem Gehalt von (8 Unzen jährlich
(April (309); Milectus stand nach (323 in
königlichen Diensten. Auch unter Aönigin
Johanna I. ((3(5—(392) wird noch ein
französischer Goldschmied — Johann
de Sanctomero (St. Vmer) — genannt,
nach dessen Tode ((5(9) die Aönigin und
ihr Gemahl, Ludwig von Tarent, „ihren
getreuen Meister Johannes Siri Ia-
cobi von Florenz zu ihrem kgl. Gold-
schmiede" * 2) ernennen.
Neben diesen ausländischen Meistern
werden aber auch einheimische erwähnt;
so fertigte ((305) Ioh. Moloniano
von Amalfi, der noch bis (323 in königl.
Diensten steht, Goldarbeit zum Schmuck
königlicher Bücher. In Amalfi selbst war
(((O() ein Goldschmied Antonius de
Fontanarosa2) thätig. Von den Gold-
schmieden Francesco perez und Pietro
Toralla meldet BindiH, daß sie (um (-(00)
nicht wenige hervorragende Goldschmiede-
arbeiten ini Aufträge des Alfonso
di Aragon ausführten, darunter ein
Aelch niit patena aus vergoldeten:
Silber. — Schließlich sei noch
eines deutschen Goldschmiedes
gedacht, Johannes von Eleve,
welcher sich in Neapel aufhielt;
Aönigin Johanna II. erließ ((9.
Sept. (-(28) ein Schreiben, wonach
sie ihn „aus gewissen Gründen" von
den gewöhnlichen Gerichten eximirte
und ihn vor die königlichen Sene-
fchalle wies.H Welches diese Gründe
waren, wissen wir nicht.
Von den für die Goldschmiede
erlassenen gesetzlichen Vor-
schriften scheint nicht vieles auf
uns gekommen zu sein; abgesehen
von einer auf die Goldschmiede
Solmona's bezüglichen wichtigen
Urkunde des Aönigs Ladislaus
Cf (((() von der noch später die
Rede sein wird, verbreiten nur
zwei, von Schulz veröffentlichte
Urkunden r) ein schwaches Licht über
die gesetzlichen Verpflichtungen der
neapolitanischen Goldschmiede. Nach
9 Schulz. III, 25.
2) Schulz. III ;36. und IV. :?s.
9 Schulz. III, 7 36.
9 Art:. Abr. SH.
5) Schulz. III, ;36 und 737.
Reliquiar aus S. Nunziata in Solmona.
Mit Details in wirklicher Größe, profil rc. f. Leite J5.