einander. Je unkünstlerischer die Ausdrucksweise, um so
achter, wir können uns das gefallen lassen, so lange die
5portsn:en die Unschönheit ihrer Ausdrucksweise eingestehen
und sie nur durch das Lrforderniß der Deutlichkeit ent-
schuldigen.
Ganz kann sich aber auch der Sport der Kunst nicht
entschlagen. Denn wenn sich die Sportsleute zu einein Feste
zusamrnenthun, suchen sie doch immer nach einen: künst-
lerischen Schmucke für ihre Festräume. Da müssen natürlich
in erster Linie Trophäen herhalten, Trophäen, welche aus
die Ziele der betreffenden Gesellschaft Bezug habe,:, wo
ein tvport eine mehrtausendjährige Geschichte hinter sich hat,
da quillt, wie wir es seinerzeit beim deutschen Schützenfeste
zu München beobachten konnten, aus der geschichtlichen
Vergangenheit ein überwältigend reicher Stoff für künst-
lerische Gestaltung heraus. Weniger glücklich war schon in
den künstlerischen Anregungen, welche es bot, das Turner-
M1- Denn natürlich: chanteln und Reckstangen sind doch
ein sehr sprödes Material, um daraus Trophäen und
sonstigen Zierrat zu gestalten. Und wenn einmal die Rad-
fahrer ein großes deutsches Bundesradfahren veranstalten °.
dünn werden die Künstler, denen die Ausschmückung der
Festhallen anvertraut wird, ohne Zweifel in arge Ver-
legenheit gerathen.
Glücklicher weise haben wir gewisse Elemente der
Dekoration, welche unverwüstlich sind und immer wieder
in Anwendung gebracht werden können, wo es gilt, die
Räume für größere Masten von festlich gestimmten Menschen
auszuschmücken. Dieses alltäglichste Handwerkszeug der
Massendekoration besteht bekanntlich aus grünem Gezweig,
aus Fahnen und aufgehängten Teppichen, wie dieses De-
korationsmaterial verwendet wird: das ist in unseren Kreisen
genügend bekannt. Nur ein paar stüchtige Bemerkungen
seien erlaubt über die symbolische Bedeutung dieser Dinge.
Der grüne Zweig, zum Kranz oder zur Guirlande
gewunden, um Säulen gerollt oder an Gesimsen hin-
geführt, hat zu allen Zeiten der Freude und der Fest-
stimmung gedient. Und das wird auch so bleiben, so lang
die Menschheit überhaupt Feste zu feiern hat.
Linen anderen symbolischen Sinn hat die Fahne; sie
ist immer das Symbol des kameradschaftlichen Zusammen-
stehens für eine Idee. Der Mensch als Einzelner folgt
keiner Fahne; das thut er nur, wo er sich durch einen
begeisternden Gedanken mit Anderen vereint weiß. Darum
finden wir die Fahne als paffenden Dekorationsgegenstand
immer nur dort, wo sich Menschen als Mitglieder eines
Volks, einer kjeerschaar, einer Korporation oder Genossen-
schaft fühlen, wo dies nicht der Fall ist, da erscheint die
Fahne eigentlich als eine sinnlose Dekoration.
wenn wir endlich die Räume für solche Massenfeste
noch mit Teppichen dekoriren, so haben dieselben weiter
keine symbolische Bedeutung, sondern den unmittelbaren
praktischen Zweck, eine unwirthliche wand von Brettern
oder Tünche wohnlich erscheinen zu lassen.
Kommen zu diesen Grundelementen der Massendekoration
dann noch Trophäen, Medaillons mit allegorischen Dar-
stellungen und gärtnerischer Blättcrschmuck, so gestalten sich
leicht jene Festräume, wie wir sie in Deutschland seit Jahr-
zehnten so oft zu bewundern hatten.
Kehren wir zum Ausgangspunkte unserer Betracht-
ungen zurück.
Die heutige Kulturgesellschaft kann der Sitte nicht
entbehren. Ls gibt kein Gebiet ihres Lebens, in welchen:
nicht die Sitte gewisse Formen diktirte. Ls gibt aber auch
kein Gebiet des Lebens, in welchem nicht überschüssige Kraft
und überschüssiges Material zur dekorativen Thätigkeit Anlaß
böte. Ueber das Nothwendige hinaus wächst der Luxus;
er aber nimmt unter der Herrschaft der modernen Gesittung
immer mit Vorliebe künstlerische Form an, weil er in
jeder anderen Form zur Thorheit führt. Sitte und Kunst
sind nicht Gegensätze, sondern beide Aeußerungen des Ge-
schmacks, einer steten Läuterung fähig.
vlämisches ffolzrelief.
.lus Fr. ikwerbeck's „Renaissance in Holland und Belgien", vgl. daniit den im Jahrgang ;868 S. 33 ff. erschienenen
Aufsatz desselben, indessen verstorbenen Verfassers.
achter, wir können uns das gefallen lassen, so lange die
5portsn:en die Unschönheit ihrer Ausdrucksweise eingestehen
und sie nur durch das Lrforderniß der Deutlichkeit ent-
schuldigen.
Ganz kann sich aber auch der Sport der Kunst nicht
entschlagen. Denn wenn sich die Sportsleute zu einein Feste
zusamrnenthun, suchen sie doch immer nach einen: künst-
lerischen Schmucke für ihre Festräume. Da müssen natürlich
in erster Linie Trophäen herhalten, Trophäen, welche aus
die Ziele der betreffenden Gesellschaft Bezug habe,:, wo
ein tvport eine mehrtausendjährige Geschichte hinter sich hat,
da quillt, wie wir es seinerzeit beim deutschen Schützenfeste
zu München beobachten konnten, aus der geschichtlichen
Vergangenheit ein überwältigend reicher Stoff für künst-
lerische Gestaltung heraus. Weniger glücklich war schon in
den künstlerischen Anregungen, welche es bot, das Turner-
M1- Denn natürlich: chanteln und Reckstangen sind doch
ein sehr sprödes Material, um daraus Trophäen und
sonstigen Zierrat zu gestalten. Und wenn einmal die Rad-
fahrer ein großes deutsches Bundesradfahren veranstalten °.
dünn werden die Künstler, denen die Ausschmückung der
Festhallen anvertraut wird, ohne Zweifel in arge Ver-
legenheit gerathen.
Glücklicher weise haben wir gewisse Elemente der
Dekoration, welche unverwüstlich sind und immer wieder
in Anwendung gebracht werden können, wo es gilt, die
Räume für größere Masten von festlich gestimmten Menschen
auszuschmücken. Dieses alltäglichste Handwerkszeug der
Massendekoration besteht bekanntlich aus grünem Gezweig,
aus Fahnen und aufgehängten Teppichen, wie dieses De-
korationsmaterial verwendet wird: das ist in unseren Kreisen
genügend bekannt. Nur ein paar stüchtige Bemerkungen
seien erlaubt über die symbolische Bedeutung dieser Dinge.
Der grüne Zweig, zum Kranz oder zur Guirlande
gewunden, um Säulen gerollt oder an Gesimsen hin-
geführt, hat zu allen Zeiten der Freude und der Fest-
stimmung gedient. Und das wird auch so bleiben, so lang
die Menschheit überhaupt Feste zu feiern hat.
Linen anderen symbolischen Sinn hat die Fahne; sie
ist immer das Symbol des kameradschaftlichen Zusammen-
stehens für eine Idee. Der Mensch als Einzelner folgt
keiner Fahne; das thut er nur, wo er sich durch einen
begeisternden Gedanken mit Anderen vereint weiß. Darum
finden wir die Fahne als paffenden Dekorationsgegenstand
immer nur dort, wo sich Menschen als Mitglieder eines
Volks, einer kjeerschaar, einer Korporation oder Genossen-
schaft fühlen, wo dies nicht der Fall ist, da erscheint die
Fahne eigentlich als eine sinnlose Dekoration.
wenn wir endlich die Räume für solche Massenfeste
noch mit Teppichen dekoriren, so haben dieselben weiter
keine symbolische Bedeutung, sondern den unmittelbaren
praktischen Zweck, eine unwirthliche wand von Brettern
oder Tünche wohnlich erscheinen zu lassen.
Kommen zu diesen Grundelementen der Massendekoration
dann noch Trophäen, Medaillons mit allegorischen Dar-
stellungen und gärtnerischer Blättcrschmuck, so gestalten sich
leicht jene Festräume, wie wir sie in Deutschland seit Jahr-
zehnten so oft zu bewundern hatten.
Kehren wir zum Ausgangspunkte unserer Betracht-
ungen zurück.
Die heutige Kulturgesellschaft kann der Sitte nicht
entbehren. Ls gibt kein Gebiet ihres Lebens, in welchen:
nicht die Sitte gewisse Formen diktirte. Ls gibt aber auch
kein Gebiet des Lebens, in welchem nicht überschüssige Kraft
und überschüssiges Material zur dekorativen Thätigkeit Anlaß
böte. Ueber das Nothwendige hinaus wächst der Luxus;
er aber nimmt unter der Herrschaft der modernen Gesittung
immer mit Vorliebe künstlerische Form an, weil er in
jeder anderen Form zur Thorheit führt. Sitte und Kunst
sind nicht Gegensätze, sondern beide Aeußerungen des Ge-
schmacks, einer steten Läuterung fähig.
vlämisches ffolzrelief.
.lus Fr. ikwerbeck's „Renaissance in Holland und Belgien", vgl. daniit den im Jahrgang ;868 S. 33 ff. erschienenen
Aufsatz desselben, indessen verstorbenen Verfassers.