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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1890

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Heft 11/12
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Gmelin, L.: Die Mittelalterliche Goldschmiedekunst in den Abruzzen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6755#0070
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Aarl's I. steht; dann folgen Francesco de Vecchia
((335)9 und Barbato, welch' letzterer im Jahre (3((0
eine noch vorhandene Silberbüste fertigte, von der später
die Rede fein wird; vielleicht ist dieß derselbe, welcher
schon in der Gründungsurkunde der Airche dell'Annunziata
i. I. (320 als „Magister Barbatus philippi" ge-
nannt wird?) Vb der gleichzeitig rnit ihm lebende Staats-
mann und Dichter Marco Barbato aus Solmona, mit
welchem Petrarca (3<(( innige Freundschaft schloß, und
welcher wahrscheinlich i. 3- 1365 starb/) verwandt mit ihm
war, läßt sich nicht ermitteln. — 3n einer Urkunde vom
3ahr (562 wird ein »aurifex de Civitate Sulmone«,
Masello Einelli erwähnt; ^) Arbeiten von ihm sind
nicht bekannt. Dagegen wird von dem um (570 vorkom-
menden Maestro Pizzola Masio berichtet/) daß er da-
mals im Auftrag des Erzbischofs von Lapua, des Stefano
Sanita aus Solmona ein prachtvolles silbernes Vortrag-
kreuz für die Airche 3. lVlaria Maggiore von Eapua ge-

Rest eines Vortragkreuzes.

Lolmoneser Arbeit; gegen Ende des XIII. Jahrhunderts. Im Besitz des
£jnt. Professor Dr. A. von Lallet, Berlin.

fertigt habe, von welchem aber nur mehr der Wortlaut der
Inschrift — sechs lateinische Hexameter — erhalten ist; sie
enthält im Wesentlichen die obigen Angaben. Eine hervor-
ragende Stellung scheint Pizzolo Nicolo eingenommen
zu haben; er besaß das besondere Vertrauen Aönigs Ladis-
laus und erhielt ((*(06) laut einer noch ausführlicher zu be-
sprechenden Urkunde, den Auftrag, einen neuen Stempel
für das Beschauzeichen zu machen. Ein Zeitgenosse von
ihm war Paolo Meo de Huatrari — ein Mitglied des
früher genannten Adelsgeschlechts — von welchem ein Vor-

9 Name einer Patrizierfamilie zu Solmona. Corsignani, äs
viris illustribus Marsorum. (Rom ;7;2.) ;s,

2) Faraglia. Cod. dipl. Urk. CXIX.

3) Faraglia; I due amici di Petrarca; Arch. stör, napolet.
;88H. p. 35—58.

4) Faraglia. Cod. dipl. Urk. CLXXII.

6) Bindi, Mon., 757. Den Vornamen Pizzola entnehme ich einer
mündlichen Mittheilung von Prof. Piccirilli in Solmona; f. auch Bindi,
Artist! Abruzzesi, ;S8. — Dieses Merk wird im Folgenden stets citirt:
Bindi, Art.

tragkreuz noch bis vor Aurzem / in der Radia di 3. Ciovaimi
zu Lucoli (bei Aquila) existirte, von wo es verkauft wurde;/
der Mitte des (5. Jahrhunderts gehört dann G. di Marino
di Licco de Argerio (?) an. Im (6. Jahrhundert treffen
wir einen »maxister Ipolitu5 Petri Pauli de Civitatis
Sulmonis (sic!) Argentarius«, der sich unterm (9- Juni (522
verpflichtete/) die Statue des Protektors von S. Falco zu
palena (bei Solmona) zu verfertigen. Dann folgt ein Bronze-
gießer, Magister Marianus Scarapa(n)tius ((558),
den Bindi* 2 * 4 5 6 7 8) auch Goldschmied nennt und von welchem auf
Montecassino eine Außtafel erhalten ist; etwas später finden
sich die beiden Meister Eesarello Eorrazza und Pietro
Aloisio Earacciolo, welche sich auf einem noch jetzt
existirenden Reliquiar aus versilbertent Aupfer (v. I. (562)
als Verfertiger nennen?) (Vgl. S. 33.) Nach ihnen wird
dann noch ein Eola di Eicco ((57*() genannt, ohne nähere
Angaben. Um diese Zeit mag auch die Solmoneser Gold-
schmiedekunst in der Hauptsache abgestorben sein. Es kommt
zwar noch (726—(728 ein Solmoneser Goldschmied —
Bernardino Simone — in den Akten der Aathedrale
von Solmona als Verfertiger eines Vortragkreuzes vor;
aber das daselbst befindliche Areuz, welches dem Stilcharakter
nach ihm zugeschrieben werden könnte, ist eine plumpe Arbeit,
welche überdieß die Marke der Stadt Neapel (RAP, mit
darüber stehender Arone) trägt?) Die letzte Spur der Sol-
moneser Silberschmiedekunst kann man in der Notiz finden,
daß im I. (777 der Magistrat der Stadt ein Reliquiar
nach Ascoli sandte, welches aus vergoldetem Silber bestand
und mit Flachreliefs und allen Feinheiten der Aunst ge-
schmückt war;/ freilich sagt der betreffende Lokalhistoriker
nicht, ob dasselbe in Solmona hergestellt worden.

Aus der Aufzählung der Meister und den wenigen
genannten Werken derselben, die selbst wieder nur zum Theil
noch erhalten sind, ließe sich kein Bild der Entwickelung
der Solmoneser Goldschmiedekuust gewinnen. Diesen Mangel
beseitigt — wenigstens bis zu einen: gewissen Grad — das
Vorhandensein des Beschauzeichens der Stadt Sol-
mona; die Wichtigkeit dieses Zeichens, welches eine Ab-
kürzung des lateinischen Namens der Stadt — Sulino —
darstellt, nöthigt zu einer kurzen Betrachtung desselben.

Nachdem Pros. Or. Marc Rosenberg, welcher die Ver-
anlassung zu vorliegender Studie gegeben hat, ntir hiefür
sein dießbezügliches Material zur Verfügung gestellt hatte,
theilte mir auf meine Anfrage Pros. Or. v. Sallet/ über
die Marke jöCCCi mit, daß Dr. Dreffel, Direktorialassistent in
Berlin, zuerst vermuthet habe, dieselbe könne auf „Sulmo"
Hinweisen, da er als Mitarbeiter am Corpus inscript. lat. die

/ Nach brieflicher Mittheilung von Prof. Vinc. Bindi.

2) Ls erscheint zweifelhaft, ob die Inschrift: »Magistri Pauli
Mei de Quatrariis de Sulmona« (Bindi, Art. ;05) nicht vielleicht auf
einen Paolo de Quatrariis, Sohn des Meo hindeutet.

s) Ant. de Nino, Sommario biografico di Artist! Abruzzesi.
Casalbordino, 1887. 30.

4) Bindi, Mon. S. 758. Der Name ist hier unvollständig;
vgl. Nr. 52 des Verzeichnisses auf S. ZHS.

5) Dbige Angaben über die Meister sind theils mündlichen Mit-
theilungen Prof. Piccirilli’s, theils dessen Schrift: lo stemma rc. ent-
nommen.

6) Nach Mitthcilungen von Prof. Piccirilli — Solmona. vgl.
auch Nino, sommario, 33 und Bindi. Art. 106.

7) Di Pietro, Citta 375.

8) Besitzer des oben abgebildeten Areuzfragmentes.
 
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