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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0010

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6

Einleitung;

Ich werde daher auch diesen Wünschen gerecht zu werden suchen, freilich nur
innerhalb fest bestimmter Grenzen.

Zuerst ist bei der Aufnahme dieser Künstler an der Forderung fest-
zuhalten, dass sie von denen höheren Ranges getrennt bleiben und nur neben
diesen in gesonderten Klassen aufgeführt werden. Wir haben daher die Gemmen-
schneider, Münzstempelschneider, Vasenmaler ganz von einander unabhängig
zu behandeln; und machen wir einmal Unterabtheilungen, so wird es sich aus
der Beschaffenheit unserer Ouellen von selbst rechtfertigen, dass wir ausserdem
auch noch die Caelatoren als für sich bestehend betrachten. Sodann aber müssen
wir aus den oben dargelegten Rücksichten auf eine systematische oder hi-
storische Bearbeitung auch nur der einzelnen Klassen für jetzt verzichten und
uns darauf beschränken, die Namen der einzelnen Künstler zu sammeln, ihre
Werke zu verzeichnen und kurz zu beschreiben, und, wo es möglich ist, die
Zeit ihrer Entstehung anzugeben. Da es dabei vorzugsweise darauf ankommt,
einen möglichst klaren Ueberblick über das vorhandene Material zu gewähren,
so erweist sich für die äussere Darstellung keine Form passender, als die lexi-
kalische nach den Namen der Künstler. Auf diese Weise begnügen wir uns
allerdings, einzig und allein eine Vorarbeit zu liefern; sofern jedoch diese mit
Gewissenhaftigkeit gemacht ist, wird dadurch wenigstens eine Grundlage für
spätere Untersuchungen gewonnen sein. Zeiijt sich dann dereinst, dass sich
dieselben von der Richtung, welche wir in der Geschichte der Künstler höheren
Ranaes eingeschlagen haben, gänzlich entfernen, so wird von selbst die Not-
wendigkeit allgemein anerkannt werden , auch das letzte äusserliche Band zu
zerreissen und die zwei so ungleichartigen Hälften der Künstlergeschichte ganz
von einander getrennt zu behandeln.

Eine eigenthiimliche Stellung neben allen bisher genannten Künstlern
haben die Architekten. Doch kann die nähere Bestimmung dieses Verhältnisses
erst später gegeben werden. Für jetzt sind nur einige Bemerkungen darüber
nothwendig, in welcher Weise sie in den Plan der vorliegenden Arbeit auf-
zunehmen sind. Zuerst müssen wir auch bei ihnen den Begriff des Künstlers
festhalten und nehmen also nur diejenigen auf, welche sich durch Kunst-
bauten berühmt gemacht haben. Daraus folgt, dass wir die Mechaniker, In-
genieure, Militärarchitekten ausschliessen, obwohl sie im Alterthum, namentlich
nach Vitruv's Bestimmungen, unter der Benennung Architekten mit eingeschlossen
wurden. Bei ihnen sind die künstlerischen Anforderungen durchaus unter-
geordnet oder fallen gänzlich weg, und sie können daher für uns nur dann
Bedeutung haben, wenn sie durch neue Erfindungen in Technik und Con-
struction auch auf die Entwicklung der Kunst Einfluss gewinnen. Sodann
müssen wir hinsichtlich derjenigen Architekten, welche nur aus Inschriften be-
kannt sind, die nicht einem wirklichen Bauwerke angehören, dieselben Grund-
sätze festhalten, welche wir für die Bildhauer und Maler aufgestellt haben. Auf
diese Weise werden allerdings die Architekten, welche überhaupt aufgenommen
werden dürfen, auf eine sehr kleine Zahl beschränkt. Selbst über diese aber
haben wir nur geringe Nachrichten ohne eigentlichen Zusammenhang, die ihre
Bedeutung erst dann erhalten werden, wenn sie mit den noch vorhandenen
Resten in Verbindung gebracht werden können. Die Erforschung der Bauwerke
 
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