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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0025

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I. Die Sage und die ältesten Künstlergruppen Iiis gegen Ol. 60.

21

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Dass die Hera zu Samos in ältester Zeit unter dem Bilde eines einfachen
Brettes verehrt ward, bestätigt Aethlios bei Clemens Alex. (1. 1.), indem er hinzu-
fügt, später unter der Herrschaft des Prokies (hl IIqoyIeovq äQxnvTns) habe
es menschliche Gestalt erhalten. Ob die steife stehende Figur der Göttin mit
reicher Gewandung auf späten Münzen der Samier nach dem Bilde des Smilis 27
copirt ist, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden (s. Müller und Oesterley
Denkm. I, Fig. 8).

2) Auch in Argos befand sich nach Athenagoras (1. 1.) ein Herabild
von Smilis. Es ist vielleicht eines der von Pausanias (II, 17, 5) erwähnten, das
alte, nicht das älteste, konnte aber auch bei dem Brande des Tempels zu Poly-
klets Zeit zu Grunde gegangen sein.

3) Im Heraeon zu Olympia arbeitete Smilis die auf Thronen sitzenden
Hören aus Gold und Elfenbein (Paus. V, 17, 1). Diese Hören stehen im engsten
Zusammenhange mit Werken lakedaemonischer Künstler, welche sämmtlich
Schüler des Dipoenos und Skyllis sind.

4) Mit Theodoras und Rhoekos baute er das Labyrinth zu Lemnos (Plin. 36,90).
Für die Zeit des Smilis sucht Müller i) eine feste Bestimmung aus der

Erwähnung des Prokies in Samos zu gewinnen. Er schliesst: Dieser Prokies
wird der König sein, welcher zur Zeit der ionischen Wanderungen von Deiphontes
aus Epidauros vertrieben, sich der Herrschaft von Samos bemächtigte2); mit
diesem konnten aeginetische Künstler, Smilides, ausgewandert sein und das
Bild der Hera verfertigt haben. Diese Berechnung klingt nicht unwahrschein-
lich. Doch dürfen wir uns nicht verhehlen, dass die Identität der ältesten Bild-
säule und der des Smilis nicht unzweifelhaft ausgemacht ist. Oft sind auch
in alter Zeit verschiedene Bilder nach einander geweiht worden, und eines hat
das andere so zu sagen abgelöst. Pausanias selbst erwähnt die Sage, dass das
samische Bild von den Argonauten aus Argos gebracht worden sei; es standen
sich also in Samos selbst verschiedene Ansichten gegenüber. Wenn ferner
Pausanias aus dem Alter des Bildes auf das Alter des Tempels schliesst, so
beruht seine Voraussetzung erst wieder auf einer Schlussfolgerung: das Bild
ist von Smilis, Smilis ist Zeitgenosse des Daedalos, sein Werk also gehört in
die älteste Zeit der griechischen Kunst. Es ist demnach gewiss nicht zu viel be- ■
hauptet, wenn wir Müllers Zeitbestimmung als durchaus nicht hinlänglich begrün-
det betrachten. Unsere Zweifel müssen aber noch mehr gerechtfertigt erscheinen, 28
sobald es sich zeigt, dass die Nachrichten über zwei andere Werke uns in eine
weit spätere, rein historische Epoche führen. Zu Olympia stehen seine Hören
mitten unter den Werken der Schüler des Dipoenos und Skyllis, welche, wie
wir sehen werden, etwa Ol. 60 entstanden sein müssen und ein zusammen-
hängendes Ganze bilden, aus dem sich die Hören als ein für sich bestehendes

J) Aegin. p. 98.

2) Vgl. Paus. VII. 4, 8:
 
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