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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0035

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L Die Sage und die ältesten Künstlergruppen bis gegen Ol. 60.

31

Diese Darstellung erinnert deutlich an die Bilder der römischen Fortuna. und 41
vielleicht war sie der Urtypus derselben.

8) Bei dieser Gelegenheit bemerkt Pausanias, dass Bupalos nicht nur ein
tüchtiger Bildhauer, sondern auch Architekt gewesen sei. Wir kennen in-
dessen keines seiner Werke.

In der Nachricht des Cedrenus1), dass sich im Palast des Lausos zu
Konstantinopel die Samische Hera befunden habe, ein Werk des Lysipp und
des Bupalos, lässt sich die etwa zu Grunde liegende Wahrheit nicht nachweisen.

Das Material der Statuen dieser Künstler war nach Plinius2) der parische,
Lychnites genannte Marmor, weniger durch Weisse als durch Schönheit des
Kornes ausgezeichnet. Im übrigen können wir das Verdienst der Künstler
weniger nachweisen, als vermuthen. Beachtenswerth ist die Vorliebe des
Augustus für ihre Werke, die auch sonst in Rom nicht unbekannt geblieben
zu sein scheinen. Darauf deutet eine in der römischen Campagne gefundene
Basis mit der Inschrift

BOYiuAoz tinomi,

die zwar wegen des Imperfectum aus römischer Zeit ist. aber doch zu einem
wirklich alten Werke des Bupalos gehört haben kann 3). Die Giebelgruppe,
welche Augustus nach Rom versetzte, ist die erste, von der wir Nachricht
haben, und zeigt, dass man schon damals sich an umfangreichere Werke wagte,
das Material also ohne zu grossen Zeitaufwand technisch zu behandeln ver-
stand. Einen weiteren Schluss auf ihre Kunstrichtung könnte man aus dem
Umstände zu ziehen versucht werden, dass nur Frauenbildungen von ihnen an-
geführt werden: allein dies kann ein reiner Zufall sein.

Söhne oder Schüler der Urenkel des Melas werden nicht genannt. Ein
Landsmann und wahrscheinlich Zeitgenosse war:

Bio. Diogenes Laertius (IV, 58) führt als den zehnten ihm bekannten
Bio einen Bildhauer aus Klazomene oder Chios an, dessen Hipponax erwähne.
Aber auch der achte in der Reihe ist Bildhauer, und, wenn auch nach Polemon
Milesier, doch vielleicht dieselbe Person. Eine passende Stelle findet hier:

Byzes von Naxos, wegen eines Fortschrittes der Marmorbereitung, freilich
zunächst für architektonische Zwecke; er erfand nemlich, den Marmor zu sägen
und auf diese Weise Dachziegel zu schneiden, wie sie später z. B. beim Tempel
des Zeus zu Olympia angewendet wurden. Pausanias, der ihn allein, und nur
einmal (V, 10,3) erwähnt, setzt ihn in die Zeit des Lyders Alyattes und des
Mederkönigs Astyages, also etwa Ol. 50. Dass er auch Bildhauer gewesen sei,
ward dem Pausanias in Olympia erzählt. Man stützte sich dabei auf folgende
Inschrift von Statuen, die sich in Naxos befanden:

TVa^tog Eiitoyög fie y&VBi JijTovi nöo£, BvZsco

Wlg, üb- TIQCÖTIOTOS TSC'Zt /vi#(it' X£oa<(i>l'.

!) Ann. p. 322 B. -) § 14. s) Visconti Opp. var. II. p. 44. C. J. Gr. n. 6141.
Mit der Statue einer kauernden Venus ist die Inschrift nur aus Versehen in \ erbuidung
gebracht.
 
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