Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0037

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Die Sage und die ältesten Künstiergruppen bis gegen Ol. (iU.

33

ganz klar ist dabei, ob diese Olympiade die Zeit der Geburt oder die Blüthe
bezeichnen soll. Nun hat 0. Müller aus armenischen Quellen mit ziemlicher
Sicherheit nachgewiesen, worauf sich die ganze Angabe des Plinius bezieht.
Cyrus hatte mit der Beute des Kroesus auch eine Statue des Herakles von
Dipoenos und Skyllis, so wie einen Apoll und eine Diana, wahrscheinlich von
denselben Künstlern, aus Lydien fortgeführt. Daraus folgt allerdings nur, dass
die Künstler schon vor der Besiegung des Kroesus (Ol. 58, 3) thätig waren.
Sehen wir uns nun später genöthigt (s. Kallon), ihre Lebenszeit noch bis nach
dieser Zeit auszudehnen, so wird die öOste Ol. allerdings eher die Zeit ihrer
Geburt, als ihrer Blüthe bezeichnen.
Von ihren Werken führt

1) Plinius eine aus vier Figuren bestehende Gruppe an: „Die Künstler be-
gaben sich nach Sikyon, welches lange die Vaterstadt aller Metallwerkstätten 44
gewesen war. Die Sikyonier hatten von Staatswegen ihnen Götterbilder ver-
dungen; doch ehe sie vollendet waren, gingen die Künstler, weil sie sich be-
leidigt glaubten, nach Aetolien. Sofort überfiel Sikyon Hungersnoth, Unfrucht-
barkeit und schreckliches Leid. Als man Abhülfe suchte, antwortete der py-
thische Apoll, sie werde erfolgen, wenn Dipoenos und Skyllis die Götterbilder
vollendeten. Dies erlangte man durch hohen Lohn und Zugeständnisse. Es
waren aber Bilder des Apollo, der Artemis, des Herakles und der Athene,
welches letztere nachher vom Blitze getroffen wurde." Es ist eine sehr wahr-
scheinliche Vermuthung 0. Müller's, dass diese Statuen sich auf den von alten
Künstlern mit Vorliebe gebildeten Dreifussraub beziehen. Natürlich waren die
Statuen jede für sich gearbeitet, und nur in ähnlicher Weise, wie die Giebel-
gruppen, zu einer Handlung vereinigt. Dagegen wage ich Müller nicht bei-
zustimmen, wenn er diese Bilder für dieselben hält, die sich unter der Beute
des Kroesus befanden. Wegen der Geschichte ihrer Entstehung mussten den
Sikyoniern die ihrigen für besonders heilig gelten, und ich sehe nicht ein, wes-
halb der Umstand, dass die Athene später (wer weiss, wann?) vom Blitze ge-
troffen wurde, dieser Verehrung sollte Abbruch gethan haben. Ich betrachte daher

2) die Statuen im Besitze des Kroesus als ein zweites Werk. Sie
sollen von Erz und vergoldet gewesen sein.

3) In Kleonae sah Pausanias (II, 15, 1) ein Bild der Athene.

4) In Argos befanden sich im Tempel der Dioskuren die Statuen dieses
Zwillingspaares nebst denen ihrer Söhne Anaxis und Mnasinus und der
Mütter derselben Hilaeira und Phoebe. Die Bilder waren von gewöhnlichem
und Ebenholz, die Rosse ebenfalls meist von Ebenholz, einiges daran aber von
Elfenbein (Paus. II, 22, 5. cf. Clem. Alex, protr. p. 14 Sylb.).

5) Eine Statue des Hera-kles in Tirynth, und

6) ein Xoanon der Artemis Munychia in Sikyon erwähnt Clemens
Alexandrinus (1. 1.).

7) Eine noch verwirrtere Notiz, als über Bupalos, hatCedrenus(ann.p.322B)
auch über Dipoenos und Skyllis: Jm Palast des Lausos zu Konstantinopel stand
auch ein Bild der lindischen Athene, vier Ellen hoch aus Smaragdstein, ein Werk 45
der Bildhauer Skyllis und Dipoenos, welches einst Sesostris, Tyrann von Ae-
gypten, dem lindischen Tyrannen Kleobulos sandte." Trotz aller Verwirrung

Brunn, Geschichte der griechischen Künstler. 2. Aufl.
 
Annotationen