Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0056

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52 Die Bildhauer.

Male davongetragen hatten, aber doch nur mit einer einzigen Statue geehrt
wurden. Dass diese meist nach dem letzten, nicht nach dem ersten Siege aul-
gestellt worden sind, lehren die Inschriften, in denen der früheren Siege Er-
wähnung geschieht. Wenn aber die Weihung nicht unmittelbar nach dem ersten
und zweiten Siege folgte, wer bürgt dann dafür, dass es sogleich nach dem
dritten oder vierten geschah? Mir scheint es daher, wenn nicht völlig ausgemacht,
doch sehr wahrscheinlich, dass die Sieger erst dann, wenn sie wegen vorgerückten
Alters oder aus andern Gründen von der Preisbewerbung überhaupt abstanden,
an die Errichtung einer Statue dachten. Dabei ist ferner zu bedenken, dass es
kein Gesetz gab, welches dieselbe gebot. Oft mochte ferner ein Sieger nicht
sogleich die Mittel haben, den Aufwand einer Statue zu bestreiten. Häufig
thaten es Freunde. Verwandte, die Vaterstadt1); ebenso konnte aber auch der
Sieerer selbst, wenn er etwa später sich Reichthum erwarb, erst dann sein Ehren-
recht in Anspruch nehmen. Endlich dürfen wir nicht vergessen, dass die ersten
Statuen nach Pausanias1) sich auf Siege der 59sten und Glsten Ol. beziehen.
Dürfen wir daraus schliessen, das fünf, sechs Olympiaden später die Sitte schon
so allgemein war, dass jeder sogleich nach dem Siege an eine Statue dachte?
Eine Statue errichten dürfen heisst nicht, sogleich eine solche wirklich er-
richten. Unter den zehn Siegern im Stadium von Ol. 60—69 erwähnt Pausanias
nur den einzigen Anochos als mit einer Statue bedacht, und ich finde über-
haupt nur zehn Werke, die sich auf die sämmtlichen Siege dieser zehn Olym-
piaden beziehen Anochos hatte aber noch dazu, ausser im einfachen, auch
im Doppellaufe gesiegt, und es ist daher um so weniger Anstoss daran zu
nehmen, wenn seine Statue später errichtet ward, da dieser zweite Sieg in
einer schwereren Kampfart später davongetragen sein konnte. Will man aber
behaupten, mindestens müsse Ageladas die Statue des Timasitheos von Delphi
vor Ol. 68, 2 gearbeitet haben, weil dieser damals von den Athenern hingerichtet
wurde, so ist auch das nicht unumgänglich nothwendig. Er siegte mehrere
Male und war zur Zeit seines Todes allem Anscheine nach in einem Alter, in
welchem er noch an fernere Siege denken konnte. So mochte es geschehen,
dass erst nach seinem Tode Freunde oder Verwandte den Ruhm seiner Siege
durch eine Statue feierten.

Da also die Allen nicht ausdrücklich von zwei Künstlern des Namens
Ageladas sprechen, da ferner nach Beseitigung des Herakles von Melite und
bei Berücksichtigung der Unsicherheit in der Aufstellungszeit olympischer Sieger-
statuen die übrigen Angaben sich auf eine und dieselbe Person beziehen lassen,
so nehmen wir an, dass Ageladas etwa Ol. 70 die Kunst zu üben begann und
bis gegen Ol. 82 am Leben war. Damit stimmt denn auch die Angabe des
Pausanias vollkommen überein, dass die Zeit des Onatas mit der des Hegias
und Ageladas zusammentreffe * I. Onatas blüht Ol. 75—80, würde also gerade
in die Zeit fallen, welche zwischen dem von Thiersch angenommenen Sikyonier
und dem Argiver Ageladas in der Mitte liegt. Damals aber, bald nach Ol. 78, 4,

>) Vgl. Krause Ol. S. 174 flg. 2) Paus. VI, 18, 7. 3) Nemlich die Siege des Rhexi-
bios Ol. Cl. Milon Ol 62 und flgd. Miltiades vor Ol. 63. Anochos OJ. 65. Kvagoras vor
Ol. 66. Demaratos Ol. 65 und 66. Kleosthenes Ol. 66. Plieidolas vor, und seine Söhne Ol. 68.
Timasitheos vor Ol. 68, 2. ') VIII. 42, 10.
 
Annotationen