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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0065

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IT. Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickeluni;, von Ol. 00—80. Gl

(V, 23, 1): den ehernen Zeus, welchen die Helenen gemeinschaftlich nach der
Schlacht bei Plataeae (Ol. 75, 2) in Olympia aufstellten. Aus Herodot (IX, 81)
erfahren wir dazu, dass die Statue 10 Ellen hoch war. Von dem Künstler aber
sagt Pausanias, dass ihn nicht einmal die Schriftsteller über Plataeae erwähnen.
Doch führt Diogenes Laertius (II, 15) aus Antigonus einen Bildhauer dieses Na-
mens an, der immerhin der Aeginete sein kann. Auf ihn mag sich auch ein
Epigramm der Anthologie (Anall. I, p. 117. n. 6) beziehen:

IloaEayühaii tÜSb öäga itsolc; «v£#»jxe Avv.aiov
L'iug* Sn0lt]O&> 8' toyov 'Ava^ftyÖQag.

Dagegen betrachtet Müller (Aeg. p. 104) mit Recht den Schriftsteller über
Perspective der Scenenmalerei (Vitr. VII. praef.) als verschieden vom Bildhauer,
und da ihn Vitruv zugleich mit Demokrit nennt, so ist kein Grund, diesen Schrift-
steller von dem bekannten Philosophen zu unterscheiden.

Simon arbeitete in Gemeinschaft mit Dionysios von Argos an den olym-
pischen Weihgeschenken des Phormis aus Maenalos, der im Kriegsdienste bei
Gelon und Hieron sich bedeutende Reichthümer erworben hatte. Jeder der
beiden Künstler hatte dazu ein Ross nebst seinem Lenker geliefert: Paus. V, 27, ii
Hiernach ist er zwischen Ol. 75 und 80 zu setzen, aus welcher Zeit auch noch
andere Werke seines Mitarbeiters bekannt sind. Ungewiss ist es, ob der Simon,
Von welchem I'linius >34 , 90) einen Hund und einen Bogenschützen anführt,
der Aeginete ist.

Ptolichos und Synnoon, welche um dieselbe Zeit lebten, gehörender
Schule des Aristokles von Sikyon an, wo bereits über sie gesprochen ist.

Der höchste Ruhm der aeginetischen Schule knüpft sich indessen an Kallon
und Onatas, und über sie ist daher ausführlicher zu handeln.

Kallon. 8&

Die neueren Forscher haben Kallon ziemlich übereinstimmend in die
60—66ste Ol. gesetzt, weil Quintilian1) seinen Styl hart und dem tuscanischen
ähnlich nennt, und weil er nach Pausanias-) Schüler des Tektaeos und Angelion
war, die bei Dipoenos und Skyllis gelernt hatten. Wenn wir jedoch das Urtheil
des Quintilian über Kallon mit dem des Cicero8) über Kanachos vergleichen,
so finden wir, dass beide Künstler in ihrer relativen Stellung sich vollkommen
entsprechen:

rigidiora Canachi duriora Callonis

molliora Calamidis minus rigida Calamidis

pulchra Myronis molliora adhuc Myronis.

Und was wir aus dieser Vergleichung lernen, das spricht Pausanias 4) mit
bestimmten Worten aus, indem er sagt, dass die Naupaktier Menaechmos und
Soidas um nicht vieles jünger wären, als Kanachos von Sikyon und Kallon von
Aegina. Kanachos aber blühte, wie wir gesehen haben, bald nach Ol. 70, nicht
nach Ol. 60. Eine andere Vergleichung führt zu demselben Ergebniss. Quintilian
nennt als mit Kallon auf gleicher Stufe stehend den Hegesias, und Lucian5)
verbindet mit Hegesias den Kritios und Nesiotes, von denen gewiss ist, dass
sie nach Ol. 75. 1 die von Xerxes weggeführten Statuen des Harmodios und des

-1) XII, 10, 7. 2) II, 32, 5. 3) Brut. 18. *) VII. 18, 10. '•>) Rhet. praec. 9.
 
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