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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0070

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66

Diu Bildhauer.

ganze Verehrung der Göttin, unterblieb so lange, bis bei Misswachs der Felder
die Pythia auf Wiederherstellung drang. Jetzt forderten die Phigalier den
Onatas auf. ihnen um jeden Preis ein neues Bild der Göttin zu machen. Da-
mals nun fand dieser Künstler eine Zeichnung oder eine Copie des alten Xoanon,
meistens aber. wie man sagt. machte er nach Traumerscheinungen den Phi-
galiern ein ehernes Bild. Zu Pausanias Zeit war es nicht mehr vorhanden,
und wir haben daher über die Einzelnheiten der Gestalt keine Kunde. Aus
seiner Erzählung ergiebt sich aber so viel, dass der Künstler eines Theils den
alten Typus beibehielt, andern Theils denselben nach den Forderungen der
Kunst seiner Zeit umbildete, welche Freiheit er durch den Vorwand göttlicher
Eingebung zu rechtfertigen wusste.

2) Einen ehernen Apollo machte Onatas für die Pergamener, ganz be-
sonderer Bewunderung werth wegen der Grösse und der Kunst: Paus. VIII, 42, 7.

92 Von einem ehernen Apollo des Onatas handelt ferner ein Epigramm des Si-
doniers Antipater: Anall. II, p. 14, n. 30:

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Die Scholien halten diesen und den pergamenischen Apollo bei Pausanias
für identisch; und Rathgeber (Encyklop. von Ersch und Gruber, unter Onatas,
S. 422) vermuthet sogar, dass dieses Werk auf einem Medaillon des M. Aurel
copirt sei. Apollo ist nackt und hält in der Rechten ein kleines vierfiissiges
Thier, mit der Linken den Bogen; an seiner linken Seite steht eine weibliche
Figur (Mionn. II, p. 601, n. 579). Die Zweideutigkeit in den letzten Versen des
Epigrammes, denen zufolge Onatas entweder das Erz mit Hülfe der Eileithyia zu
einer Statue bildete, oder die Eileithyia neben den Apollo stellte, würde durch
die weibliche Figur der Münze allerdings eine sehr bestimmte Erklärung erhalten.
Doch erscheint die Beziehung der Münze auf das Werk nicht in dem Maasse
gesichert, dass wir uns erlauben dürften, weitere Folgerungen daraus zu ziehen.

3) Ein Hermes, den die Pheneaten in Arkadien nach Olympia geweiht
hatten. Er trug einen Widder unter dem Arme, und war mit Helm, Chiton
und Chlamys angethan. An dieser Statue arbeitete mit Onatas Kalliteles, den
Pausanias für einen Sohn oder Schüler des Onatas hält: Paus. V. 27, 8.

4) Herakles, von den Thasiern in Olympia aufgestellt. Er war zehn
Ellen hoch, trug in der Rechten die Keule, in der Linken den Bogen und stand
auf einer Basis, die, wie das Bild, von Erz war: Paus. V, 25, 13.

5) Das W e i h g e s c h e n k d e r A c h a e e r in Olympia: Statuen der griechi-
schen Helden vor Troja, welche, von Hektor herausgefordert, durch das Loos be-
stimmen wollen, wer von ihnen den Zweikampf zu bestehen habe: Paus. V, 25,8—10.
Es waren zehn Figuren, von denen die eine, Nestor, der die Loose schüttelt,
auf abgesonderter Basis den andern gegenüber stand. Von diesen, die mit
Harnischen und Speeren bewaffnet waren, nennt Pausanias nur drei: Agamemnon,

93 als den einzigen, dem der Name, und zwar von der Rechten zur Linken laufend.
 
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