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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0086

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Die Bildhauer.

nach OL 71, 3, in welchem Jahre Zankle den Namen Messene erhielt. Die
andere war später hinzugefügt und bestand in Distichen des Sophisten Hippias,
der gegen Ol. 86 blühte. Das Werk fällt also zwischen Ol. 71 und 86. Man
konnte daher auf die Vermuthung gerathen, der Eleer und der Aeginet Kallon
seien eine Person, und die verschiedene Angabe des Vaterlandes erkläre sich
daraus, dass die Eleer dem Aegineten nach dem Falle seines Vaterlandes das
Bürgerrecht ertheilt hätten. Doch entbehrt diese Annahme jedes Beweises. Den
Kallon. welchen Plinius unter der 87sten Ol. anführt, halte ich für den Aegi-
neten, weil dieser der berühmtere ist.
Sparta.

Bei Gelegenheit des Kallon von Aegina ward bereits Gitiades von
Sparta erwähnt. Nach der dort aufgestellten Vermuthung musste er noch nach
dem Ende des dritten messenischen Krieges (Ol. 81, 2) am Leben sein, indem
wir die Dreilüsse in Amyklae mit den Figuren der Aphrodite und Artemis
(Paus. III, 18, 8; vgl. IV, 14, 2) auf diesen Krieg bezogen. Ausserdem ist er
uns durch den Tempel der Athene Chalkioekos in Sparta bekannt geworden.
Hören wir darüber Pausanias (III, 17, 2): „Viele Jahre nach den Tyndariden
errichteten die Lakedaemonier beides, Tempel sowohl als Bild, aus Erz. Gi-
tiades, ein eingeborener Mann, war der Künstler. Dieser Gitiades dichtete unter
andern dorischen Gesängen auch einen Hymnus auf die Göttin. Auf dem Erze
aber sind (in Relief) dargestellt viele von den anbefohlenen Kämpfen des He-
rakles, viele auch von denen, die er aus eigenem Antriebe bestand; aus der
Geschichte der Söhne des Tyndareus unter anderem auch der Raub der Töchter
115 des Leukippos; ferner Hephaestos, wie er seine Mutter aus den Fesseln erlöst.
Dem Perseus, wie er nach Libyen und gegen die Medusa auszieht, geben
Nymphen Geschenke, die Sturmhaube und die Sölden, die ihn durch die Lüfte
tragen sollten. Dargestellt ist ferner auch die Geschichte von der Geburt der
Athene, sowie Amphitrite und Poseidon. Dies schien mir das bedeutendste und
besonders sehenswerth." Pausanias ist hier leider noch kürzer, als bei der Be-
schreibung ähnlicher Figurenreihen, wie z. B. am amyklaeischen und olym-
pischen Throne. Ganze Mythenkreise giebt er nur summarisch an. Die An-
ordnung derselben vermögen wir daher nicht im Einzelnen nachzuweisen. Ja
man ist nicht einmal darüber einig, ob die Darstellungen sich an dem Bilde
der Göttin oder an den Wänden des Tempels befanden. Das erstere hat Koner
(in Köhne's numism. Zeitschr. 1845. S. 2—6) wahrscheinlich zu machen gesucht.
Er fand auf Münzen von Sparta und verwandten Städten ein Minervabild, das
der Ilermengestalt sich nähert und unterwärts in horizontale Streifen abgetheilt
ist. Diese, glaubt er, seien mit den Reliefs verziert gewesen, in ähnlicher, nur
ausführlicherer Weise, wie es uns durch die Gigantenkämpfe an der Dresdener
Pallas bekannt ist. Diese Ansicht hat vieles Anlockende; dennoch aber müssen
des Pausanias Worte: „beides, Tempel und Bild, sind auf gleiche Weise aus
Erz' und „auf dem Erze sind dargestellt", die zuerst von Manso (Sparta S. II, 24)
aufgestellte Meinung begründeter erscheinen lassen, dass die Wände des Tem-
pels mit den Reliefs geschmückt waren. Dass übrigens das Bild der Münzen
die Athene Chalkioekos darstelle, soll hiermit nicht geläugnet werden.

Unter den Künstlern der 87sten Ol. nennt Plinius (34-, 49) einen Gorgias,
 
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