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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0194

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190

Die Bildhauer.

fern wir indessen bei dem Bilde des Hermes mit dem Dionysoskinde nicht mit
Unrecht an verwandte Reliefdarstollungen erinnert haben, kann es scheinen, dass
er sich in der geistigen Auffassung schon einigermassen von der Hoheit eines
Phidias entfernt habe und vielmehr den Uebergang zu den lieblichen Schöpfungen
des Praxiteles bilde.

271 Xenophon.

Wie bereits erwähnt wurde, arbeitete er in Megalopolis gemeinschaftlich
mit Kophisodot die Bilder des Zeus Soter, der Stadtgöttin von Megalo-
polis und der Artemis Soteira: Paus. VIII, 30, 10. Die Tyche mit Plutos
auf dem Arme, welche wir mit einem Werke seines dortigen Mitarbeiters ver-
glichen, befand sich zu Theben: Paus. IX, 16, 2. Aber auch an ihr hatte er
nur die Hände und das Gesicht gemacht, alles Uebrige Kallistonikos, ein the-
banischer, sonst unbekannter Künstler. — Diogenes Laertius (II, 59) erwähnt
ausserdem einen Bildhauer Xenophon von der Insel Paros, von dem wir sonst
nichts wissen. Sollte etwa der Athener des Pausanias von dorther gebürtig
und nur nach Athen übergesiedelt sein?

Sophroniskos und Sokrates.

Von Sophroniskos haben wir nur etwas erfahren, weil er der Vater des
Sokrates war. und wir müssen es unentschieden lassen, ob er wirklich Künstler,
oder nur Steinmetz zu nennen ist: Xt^oupj-dg, wie Diogenes Laertius1), mar-
morarius, wie Valerius Maximus2) sich ausdrückt. Dagegen werden Kunstwerke
von der Hand des Sokrates sogar mit Lob erwähnt: der Hermes Prop}'-
laeos und die Gruppe der Chariten am Eingange der Akropolis von Athen:
Plin. 30, 32; Paus. I, 22, 8. Dass sie drei an der Zahl und bekleidet gebildet
waren, sagt Pausanias: IX, 35. 2 u. 3: und so finden wir sie, als Beiwerk auf
athenischen Münzen nachgebildets). Nach Plinius wollten Einige einen Maler
Sokrates für identisch mit dem Bildhauer und Weisen halten. Wäre dieses
richtig, so würden uns darüber schwerlich alle weiteren Nachrichten fehlen. —
Schade, dass Sokrates, der, wie Lucian4) sagt, an der Hermoglyphik gross ge-
zogen war, nicht ebenso, wie dieser verunglückte Bildhauer, in seinen Gesprächen
Anspielungen auf künstlerisches Treiben liebt, welche ohne Zweifel sehr lehr-
reich für uns sein würden. Ein kurzes Gespräch mit einem sonst unbekannte])
Bildhauer, Klei ton. theilt Xenophon5) mit. Dieser scheint hauptsächlich ath-
letische Figuren gemacht zu haben, und Sokrates sucht ihm zu beweisen, dass

272 man, um dieselben recht lebensvoll zu bilden, nicht nur die Formen des Kör-
pers nachahmen, sondern auch auf den Ausdruck der Seelenthätigkeit sein Augen-
merk richten müsse.

Unter den Schülern des Sokrates ist, zwar nicht als Künstler, aber als
princeps forma in ea aetate °) für die Kunst Alkibiades von Bedeutung. Wir
müssen seiner bei den folgenden vier Künstlern Erwähnung Uran.
N ik er at o 8.

Er war nach Tatian ") Athener von Geburt und Sohn des Euktemon. Pli-
nius erwähnt zuerst sj von ihm: Asklepios und Hygiea, welche sich zu

«•) II. init. 2j III. 4, ext. 1. 3) Miliin. gal. mvth. t. XXXIII. n. 200. 4) Somn. 12.
5) Memor. III, 10. cj Plin. 36, 28. 7) ad Gr. 53, p. 115 ed Worth. ») 34, SO.
 
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