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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0201

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III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwicklung,

197

»Polyklet aus Argos, nicht der, welcher das Bild der Hera gemacht hat, sondern
der Schüler des Naukydes, arbeitete das Bild des Ringerknaben Agenor aus
Theben": VI, G, 2. Dass er schon um Ol. 93, 4 thätig war, lehrt der in Amy-
klae wegen der Schlacht von Aegospotamoi geweihete Dreifuss von seiner Hand.
Vielleicht noch früher fällt das Bild des Zeus Meilichios in Argos: Paus. II,
20, 1. Ueber die Weihung desselben wird nemlich Folgendes berichtet: Die
Argiver hatten während des peloponnesischen Krieges eine stehende Heeres-
macht von tausend Mann zum Schutze der Stadt aufgestellt2). Dieselbe gerieth
Jedoch, theils wegen der Ungebührlichkeiten ihres Befehlshabers, Iheils weil sie
die bestehende Verfassung zu unterdrücken suchte, mit der übrigen Bevölke- 281
r"-ng in offenen Kampf und wurde gänzlich aufgerieben. Dieser Vorfall begab
sich Ol. 90, 31). Die Statue des Zeus aber wurde damals nicht sogleich er-
richtet, sondern später, wie Pausanias ausdrücklich bemerkt, als die Argiver
auch noch anderes zur Sühnung des Bürgerblutes [veranstalteten. In spätere
Zeit führt uns ein anderes Werk: die Statue des Faustkämpferknaben Anti-
Patros aus Milet: Paus. VI, 2, 6. Gesandte des Tyrannen Dionys bestachen
nemlich dessen Vater Kleinopatros, damit er seinen Sohn nach dem Siege als
Syrakusier ausrufen lassen möge, was indessen dadurch vereitelt ward, dass
der Knabe die ihm gebotenen Geschenke verschmähete. Auf jeden Fall ge-
schah dies nach Ol. 93, da sich erst damals Dionys zum Herrscher aufwarf,
Wahrscheinlich aber, wie Corsini (diss. agon. p. 123) vermuthet, erst Ol. 98, in
Welcher Zeit Dionys eine glänzende Gesandtschaft nach Olympia abordnete3).
Noch später endlich würde die Statue des Zeus Philios in Megalopolis4) fallen,
sofern wir annehmen dürften, dass dieses Werk erst zur Zeit der Gründung
dieser Stadt (Ol. 102, 2) ausgeführt, und nicht, wie manches andere, aus einer
andern Stadt dorthin versetzt worden sei.

Werke dieses jüngeren Polyklet sind also:

Der eben genannte Zeus Philios, von eigenthümlicher, dem Dionysos
verwandter Bildung. Er hatte Kothurne unter den Füssen, in der einen Hand
einen Becher, in der andern den Thyrsos; auf diesem aber sass der Adler,
Was mit dem Charakter eines Dionysos nicht übereinstimmte. Ueber die my-
thologische Idee, welche dieser Bildung zu Grunde lag, vgl. Preller in der
Arch. Zeit. 1845, S. 105. Nachbildungen scheinen auf Münzen von Megalopolis
vorhanden zu sein: Bull. delT Inst. 1846, p. 53.

Das sitzende Bild des Zeus Meilichios aus Marmor in Argos: Paus.
^i 20, 1. Da wir von dem älteren Polyklet keine Marmorwerke kennen, so
sprach ich schon früher die Vermuthung aus, dass auch die folgenden Statuen
dem jüngeren beizulegen seien:

Die Bilder des Apollo, der Leto und der Artemis aus Marmor auf
dem Berge Lykone bei Argos: Paus. II, 24, 5.

Der Dreifuss mit dem Bilde der Aphrodite zu Amyklae: Paus.III, 18, 8. 282

Die athletischen Siegerstatuen des Agenor und Antipatros, und viel-
leicht einiger anderen, von denen wir es zweifelhaft lassen mussten, ob sie dem

.; !) Thuc. V, 67; Diodor XII, 75; Paus. 1. 1. 2) Diodor XII. SO. 3) Diod. XIV. 109.
) Paus. VIII, 31, 4.
 
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