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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0240

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236

Die Bildhauer.

gäbe recht wohl dadurch veranlasst denken, dass die Kunst sich von Alkamenes
durch Kephisodot auf Praxiteles vererbt habe. Eine festere Zeitbestimmung
giebt Plinius i), welcher Praxiteles in die 104te Olympiade setzt. Doch scheint
dieselbe mehr den Anfang, als das Ende seiner Thiitigkeit zu bezeichnen. Denn
nach Yitruv'-') soll er auch an den Arbeiten des Mausoleum Theil gehabt haben,
welches um Ol. 107 begonnen wurde. Ja. vielleicht lebt er sogar noch bis zur
Zeit Alexanders. Von Phryne wenigstens, welche besonders durch ihr Verhält*
niss zu Praxiteles berühmt geworden ist, wird berichtet, dass sie sich erboten
habe, die Mauern des von Alexander (OL 111, 2) zerstörten Theben für die
Ehre ihrer Namensaufschrift wieder aufzubauen Wenn aber Praxiteles selbst
für den ephesischen Tempel arbeitete4), so haben wir diesen gewiss nicht für
den älteren, sondern für den jüngeren zu halten,' an welchem noch zu Alexan-
ders Zeit gebaut wurde. Endlich stimmt mit dieser Annahme auch der Um-
stand, dass seine Söhne noch nach der 120sten Olympiade am Leben waren.

Wir lassen jetzt das Verzeichniss seiner Werke folgen:

Die zwölf Götter in einem alten Tempel zu Megara: Paus. I, 40, 3.
Die Artemis des Strongylion, welche Pausanias an derselben Stelle erwähnt,
war, wie wir früher gesehen, ein von dieser Gruppe abgesondertes und unter
dem Namen Soteira verehrtes Bild.

Hera auf einem Throne sitzend und daneben Athene und Hebe, als
Tochter der Hera, in deren Tempel zu Mantinea: Paus. VIII, 9, l.

Im Tempel der Hera zu Plataeae, welcher sowohl wegen seiner Grösse,
als wegen seines Bilderschmuckes sehenswerth war, stand nahe am Eingange
Rhea, welche dem Kronos den Stein bringt, in Windeln gewickelt, als ob er
das Kind sei, welches sie geboren. Das eigentliche Tempelbild, die Hera
Teleia, zeichnete sich durch Grösse aus, und war stehend dargestellt. Beide
Werke aus pentelischem Marmor waren von der Hand des Praxiteles: Paus. IX, 2,7.

Demeter, Persephone, .lakchos im Tempel der ersteren zu Athen
am Eingange der Stadt, wenn man vom Peiraeeus kommt. Auf der Wand war
in attischer Schrift geschrieben, dass sie Werke des Praxiteles seien: Paus. I, 2, 4;
Giern. Alex. Protr. p. 18.

Der Raub der Persephone in Erz: Plin. 34, 69. Die Gatagusa, welche
Plinius unmittelbar darauf nennt, scheint das Seitenstück dazu gewesen zu sein,
Demeter, welche dem Vertrage gemäss dem Pluton die Persephone wieder zuführt.

„Flora, Triptolemus, Ceres", Plin. 36, 23, unter den Marmorwerken
in den servilianischen Gärten zu Rom. Wie sie zusammen aufgestellt waren,
so bildeten sie auch gewiss ein zusammenhängendes Ganze, in welchem Flora
einer der griechischen Hören entsprechend gedacht werden mag.

Bonus eventus und Bona fortuna aus Marmor, zu Rom auf dem
Capitol: Plin. 36, 23.

„Apollo et Neptunus" ib. sind wohl zwei nicht zusammengehörige
Werke.

Apollo als Knabe, wie er einer heranschleichenden Eidechse mit einem
Pfeile nachstellt, unter dem Namen Sauroktonos bekannt, aus Erz: Plin.34,70.

i) 34, 50. 2) VII, praef. 3) Athen. XIII, p. 591. *) Strabo XIV, p. 641 B.
 
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